HSV gegen Hansa Rostock: Ein unerwartetes Spitzenspiel

Stand: 03.09.2023 05:00 Uhr

Erster gegen Zweiter: Heute empfängt der HSV den FC Hansa Rostock zum überraschenden Spitzenspiel der Zweiten Liga. Die Ostseestädter haben gute Erinnerungen an das jüngste Nordduell im Volkspark.

von Tobias Knaack

Spitzenreiter Hamburger SV steht vor dem nächsten Topspiel in der 2. Liga - nach den Partien gegen Schalke 04, Karlsruhe, Hertha BSC und Hannover 96 fällt die Begegnung gegen den FCH (13.30 Uhr, im NDR Liveticker) aber in die Kategorie "unerwartet".

Während man mit der Mannschaft von Trainer Tim Walter trotz des schwierigen Auftaktprogramms oben in der Tabelle rechnen konnte, ist Platz zwei für das Team von Alois Schwartz eine der überraschendsten Geschichten der frühen Saisonphase.

HSV und Hansa vor Nordduell in starker Form

Ganz so plötzlich kommt die aus Hansa-Sicht großartige Momentaufnahme bei genauer Betrachtung aber dann doch nicht: Denn das Team hat saisonübergreifend nur eines der vergangenen zehn Ligaspiele verloren - eine späte und etwas unglückliche 1:2-Niederlage gegen Hannover.

Ansonsten hat Schwartz die Kogge seit seiner Amtsübernahme im März voll auf Kurs gebracht. Etwas, wofür auch Walter sein Gegenüber lobt: "Rostock hat viel Potenzial, wirkt bis dato sehr gefestigt. Alois Schwartz leistet dort gute Arbeit, seine Handschrift ist immer erkennbar. Darum wird es für uns eine harte Aufgabe."

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Der Trainer sieht die Stärken seines Teams im Kollektiv. Die Mentalität und der Charakter seiner Mannschaft seien "sehr gut". Gezeigt hat der FCH das bisher in allen Saisonspielen - insbesondere beim irren Comeback-Sieg gegen Elversberg und dem Pokal-Thriller bei Regionalligist FSV Frankfurt. Resilienz und Charakterstärke hat aber auch Gegner HSV in dieser Spielzeit wiederholt unter Beweis gestellt, zuletzt beim 1:0-Erfolg in Unterzahl bei Hannover 96.

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Beide Teams mit vielen Gelben Karten

So verschieden die Zielsetzungen vor der Spielzeit gewesen sein mögen (und weiterhin sind) - der Aufstieg bei den Hamburgern, der Klassenerhalt bei den Rostockern -, eint die Mannschaften in den bisherigen Ligaspielen mehr, als man zunächst annehmen möchte.

Mit fünf (HSV) bzw. vier (Hansa) Gegentreffern liegen beide Teams in etwa gleichauf. Die Walter-Elf hat sich defensiv mit zwei "Zu-Null-Spielen" gegen Berlin und Hannover stabilisiert und mehr Balance in ihre Auftritte gebracht, zudem mit der Verpflichtung von Lukasz Poreba als Jonas-Meffert-Backup im Mittelfeld eine Kaderlücke geschlossen.

Umbauen muss der Hamburger Trainer in der Defensive am Sonntag auf jeden Fall: Stephan Ambrosius oder Kapitän Sebastian Schonlau nach überstandener Wadenverletzung könnten den gesperrten Guilherme Ramos in der Innenverteidigung vertreten. Walter sah seine Mannschaft zuletzt "viel stabiler", das Team habe das Spiel "in den vergangenen Wochen auf ein neues Niveau gehoben".

Die Gäste agieren seit Monaten schon aus einer defensiven Stabilität heraus. Beide Teams langen dabei aber auch immer wieder mal kräftig zu: Mit 13 (Hansa) und zwölf (HSV) Gelben Karten liegen beide Mannschaften im oberen Drittel des Liga-Rankings.

Jonas David vom HSV zu Hansa

In der Verteidigung liegt aktuell auch genau die Schnittstelle beider Vereine, namentlich bei Jonas David. Der Innenverteidiger war unter der Woche von Hamburg nach Rostock gewechselt. Er ist bis Saisonende an die Ostseeküste ausgeliehen und könnte ausgerechnet in seiner alten Heimat das erste Spiel für seinen neuen Club bestreiten.

David könnte dann gleich die Bewachung von HSV-Topangreifer Robert Glatzel zufallen, vor dem Schwartz warnte: "Oft sieht man ihn nicht während eines Spiels, doch dann ist er da und trifft. Das ist eine große Stärke." Die will der Hamburger Stürmer, aktuell Top-Scorer der Liga mit vier Toren und drei Assists, auch am Sonntag ausspielen.

Keiner schießt so oft wie Robert Glatzel

Glatzel ist dem Bundesliga-Datenlieferanten AWS zufolge der Spieler in der 2. Liga mit den meisten Torschüssen mit 22. Überhaupt schießen die Hamburger so viel auf das Tor der Gegner wie kein anderes Team: 82 Mal in vier Partien, macht im Schnitt fast 20 Schüsse. Zum Vergleich: Hansa liegt bei 53 oder etwa 13 Schüssen pro Begegnung. Herausgekommen sind dabei elf Hamburger Tore (Ligaspitze) und sieben Rostocker Treffer (geteilter zweiter Platz).

Ansonsten liegen beide Nordclubs etwa bei der Zahl der Sprints (830:817 zugunsten des HSV) oder der intensiven Läufen (2.472:2.350 pro Hamburg) relativ nah beieinander. In der Wahl der offensiven Mittel hingegen unterscheiden sich beide Teams: Während die Walter-Elf über ihr Pass- und Positionsspiel eine deutlich bessere Quote aufweist (83:74 Prozent), schlugen die Rostocker bisher deutlich mehr Flanken (55:39). Ein Abnehmer dafür könnte der neue Mittelstürmer Junior Brumado sein, dessen Verpflichtung am Freitag bekanntgegeben wurde.

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Vergangenes Jahr schoss Schumacher Hansa zum Sieg

FCH-Coach Schwartz, der die Gastgeber als Top-Aufstiegskandidaten einschätzt ("Der HSV ist der Top-Favorit und wird es aus meiner Sicht in dieser Saison schaffen, dorthin zu kommen, wo er hingehört: in die 1. Liga."), hat großen Respekt vor dem Nordkonkurrenten, rechnet sich aber durchaus etwas aus: "Der HSV ist sehr stabil, vor allem in den Heimspielen. Aber wenn wir eine Topleistung abrufen und effektiv vor dem Tor sind, können wir etwas mitnehmen."

Es wäre ein Gefühl, das die Rostocker noch sehr gut kennen: Am zweiten Spieltag der vergangenen Saison gewann der FC Hansa im Volkspark durch einen Treffer von Kevin Schumacher in der Nachspielzeit.

Mögliche Aufstellungen:

Hamburger SV: Heuer Fernandes - van der Brempt, Schonlau, Hadzikadunic, Muheim - Meffert - Reis, Benes - Jatta, Glatzel, Dompé
Hansa Rostock: Kolke - van der Werff, Roßbach, Rossipal - Neidhart, Dressel, Bachmann, Schumacher - Ingelsson - Pröger, Perea

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Sportclub | 03.09.2023 | 22:50 Uhr

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