HSV-Mitglieder entscheiden - Endspiel für Präsident Jansen?
Auf der Mitgliederversammlung des Hamburger SV wird heute ganz am Ende über die wichtigste Frage abgestimmt. Bleibt Präsident Marcell Jansen im Amt oder muss er seinen Posten räumen?
Zwei Abwahlanträge liegen gegen den ehemaligen Fußball-Nationalspieler vor. Sollte einer von ihnen eine Zustimmung von mindestens zwei Drittel der abgegebenen Stimmen bekommen, wäre Jansen abgewählt.
Möglicherweise ist seine Amtszeit aber auch bei einem anderen Ergebnis beendet. "Falls mehr als 50 Prozent der Mitglieder für meine Abwahl stimmen, bin ich nicht mehr der richtige Mann für diesen Posten. Dann ziehe ich die Konsequenzen“, sagte Jansen der "Sport Bild".
Jansen: "Sehe den HSV auf einem guten Weg"
Gleichzeitig gab er sich jedoch kurz vor der Versammlung im Gespräch mit dem NDR gelassen. Rechnet er damit, dass er am Wochenende zum letzten Mal als Präsident bei einer HSV-Mitgliederversammlung ist? "Nein", sagte Jansen und betonte: "Ich sehe den HSV grundsätzlich auf einem sehr guten Weg."
Kühne hat kein Vertrauen mehr in Jansen
Ob Jansen diesen Weg als Präsident des e.V. und damit auch als Mitglied des Aufsichtsrats der Fußball AG weiter begleiten darf, ist ungewiss. Investor Klaus-Michael Kühne, der Jansen einst wohlgesonnen war, hat bereits den Daumen gesenkt.
Die anderen AG-Gesellschafter rückten in einem offenen Brief vom Aufsichtsratsvorsitzenden ab. Und so drehte sich zuletzt die Stimmung gegen den 37-Jährigen, in dem viele HSVer vor Kurzem noch einen Hoffnungsträger sahen.
"Einen Sündenbock muss es rund um den HSV wohl immer geben", sagte Jansen auf die Frage, warum sich zuletzt viele auf seine Person fokussierten.
Zu zögerlich beim Streit Wüstefeld gegen Kühne
Jansen wird die Nähe zum inzwischen abgetretenen Finanzvorstand Thomas Wüstefeld angelastet. Gegen den Unternehmer gab es Ermittlungen wegen möglichen Betrugs und Untreue. Zudem gab es Zweifel an seinen Titeln "Prof. Dr.". Nach NDR Informationen wurden mittlerweile jedoch alle Ermittlungen eingestellt.
Auch Jansens passive Rolle im internen Machtkampf zwischen Wüstefeld und Sportvorstand Jonas Boldt sowie beim öffentlichen Streit zwischen Wüstefeld und Kühne wurde dem Präsidenten negativ ausgelegt.
Wüstefeld hatte von Kühne gut fünf Prozent der AG-Anteile gekauft und diesem später mit Klage gedroht, da Kühne ihm Informationen über die wirtschaftliche Lage beim HSV vorenthalten habe.
Bei dieser Eskalation hätte er entschiedener eingreifen müssen, so Jansen. "Da hätte ich als Vorsitzender des Aufsichtsrats frühzeitiger reagieren müssen. Aus der Situation habe ich gelernt."
Was passiert bei einer Abwahl Jansens?
Doch wie geht es eigentlich weiter, wenn Jansen am Sonnabend abgewählt wird? Viel würde sich zunächst nicht ändern. Seine Vize-Präsidenten Bernd Wehmeyer und Michael Papenfuß würden die Geschäfte weiterführen und wären laut Satzung voll handlungsfähig.
Eine gesetzliche Frist für die Neuwahl des Präsidenten gibt es nicht. "Die nächste ordentliche Mitgliederversammlung (satzungsgemäß im Winter vorgesehen) wäre sicherlich zu spät", teilte der HSV mit.
Auch seinen Posten als AG-Aufsichtsrat könnte Jansen zumindest vorläufig behalten, da über die Entsendung das Präsidium des e.V. entscheidet.
Allerdings ist schwer vorstellbar, dass Jansen bei einem Misstrauensvotum der Mitglieder noch lange als Vertreter des Stammvereins im AG-Aufsichtsrat sitzt.
"Wir haben noch viel vor"
Vielleicht bleibt Jansen aber auch im Amt. "Ich hoffe, dass wir die Weichen für eine starke HSV-Zukunft stellen können und ich als Präsident gemeinsam mit meinen Präsidiumskollegen und den Mitarbeitenden weiter alles für den HSV geben darf. Wir haben noch viel vor", gab sich der HSV-Präsident kämpferisch.