Teamcheck HSV: Nur der Bundesliga-Aufstieg zählt
Viermal ist der HSV an der Rückkehr in die Fußball-Bundesliga gescheitert. In diesem Jahr soll es nun klappen. Die Chancen stehen eigentlich gut. Das taten sie in den vergangenen Jahren jedoch auch.
So lief die Zweitliga-Hinrunde
Der HSV hatte ein wenig mit Startschwierigkeiten zu kämpfen und verlor zwei seiner ersten drei Heimspiele. Trotzdem etablierte er sich von Beginn an in der Zweitliga-Spitzengruppe. Zwischenzeitlich gelangen fünf Siege in Folge, ehe die Hamburger eine kleine Delle hatten und unter anderem das Derby beim FC St. Pauli mit 0:3 verloren.
Doch mit drei Siegen aus den letzten vier Partien des Jahres schaffte der HSV mit 34 Punkten noch den Sprung auf Platz zwei. Die sportliche Bilanz war allerdings im Winter kaum ein Thema. Unmittelbar nach dem letzten Hinrundenspiel gegen Sandhausen (4:2) wurde bekannt, dass Innenverteidiger Mario Vuskovic des Epo-Dopings überführt wurde.
Er ist vorläufig gesperrt und wartet auf die Sportgerichtsverhandlung beim DFB. Dem Kroaten droht eine vierjährige Sperre.
Wer kommt, wer geht?
Vuskovic hinterlässt eine große sportliche Lücke beim HSV. Er war der zuverlässigste Abwehrspieler und vielleicht der Profi mit dem größten Entwicklungspotenzial bei den Hanseaten. Als Ersatz holten die Hamburger den Spanier Francisco Montero von Besiktas Istanbul.
Einen Personalwechsel gab es auch auf der linken Abwehrseite. Ex-Kapitän Tim Leibold wechselte in die USA, er wurde durch Noah Katterbach vom 1. FC Köln ersetzt. Wie Montero ist der 21-Jährige bis zum Ende der Saison ausgeliehen. Kurz vor dem Rückrundenauftakt gegen Eintracht Braunschweig wurde zudem Stürmer Andras Nemeth (KRC Genk) verpflichtet.
Trainer Tim Walter: Mit neuem Vertrag ins neue Jahr
Eines kann Trainer Tim Walter niemand absprechen: Er hat ein ganz eigenes Spielsystem beim HSV etabliert. Seine Spieler, die Mehrzahl der Fans und - für Walter besonders wichtig - auch die HSV-Führung um Jonas Boldt sind von den Ideen des Trainers ebenfalls überzeugt. Deshalb wurde sein Vertrag in der Winterpause bis 2024 verlängert.
Walters Stil ist riskant und sorgt regelmäßig für mehr Spektakel vor dem eigenen Tor, als es einem Coach lieb sein kann. Ändern wird er ihn nicht. Denn noch immer gilt, was die "Süddeutsche Zeitung" im Sommer 2018 zu dessen Wechsel von den Bayern-Amateuren zu Holstein Kiel schrieb: "Walter, so viel steht fest, wird nicht an zu wenig Selbstbewusstsein scheitern."
Ausblick auf die Rückrunde: Rang eins oder zwei ist Pflicht
Die Ausgangslage für den Hamburger SV ist eindeutig: Der Aufstieg ist Pflicht. Der HSV hat den mit Abstand höchsten Etat und für Neuzugänge in dieser Saison mehr ausgegeben als alle anderen Zweitligisten zusammen. Mit diesen Rahmenbedingungen können die Hamburger nur mit Rang eins oder zwei zufrieden sein. Das sieht auch Walter so: "Es gibt nur ein Ziel. Und das ist der Aufstieg."
Zwei Faktoren werden vor allem über Erfolg und Misserfolg entscheiden: Wie stabil ist die Defensive ohne Vuskovic? Der Kroate war ein zentraler Spieler im Mannschaftsgefüge und stand bis zum Bekanntwerden seines positiven Dopingtests immer in der Startelf. Kann Montero ihn gleichwertig ersetzen? Wenn nicht, könnte die ohnehin nicht immer sattelfeste Defensive Probleme bekommen.
Glatzel ist nicht zu ersetzen
Zudem darf Torjäger Robert Glatzel auf keinen Fall für einen längeren Zeitraum ausfallen. Ihn kann Walter nicht gleichwertig ersetzen. Ohnehin ist der Kader auf einigen Positionen (siehe Innenverteidigung) relativ dünn besetzt.
Sollte Glatzel fit bleiben und sich die Defensive ohne Vuskovic finden, müsste dem HSV in dieser Saison eigentlich den Sprung zurück in die Bundesliga gelingen. Doch eigentlich hätte er dies bereits 2019 oder 2020 oder 2021 oder 2022 schaffen müssen. Die vergangenen Jahre haben gezeigt: Sicher sein kann man sich in Hamburg mit Erfolgsprognosen nie.