HSV: Teamspirit könnte der Schlüssel zum Aufstieg sein
Nach zweieinhalb Monaten Winterpause ist das Heimspiel am 29. Januar gegen Eintracht Braunschweig wie ein zweiter Saisonstart für den HSV. Einiges ist gut gelaufen in den vergangenen Wochen. Anderes hinterlässt Fragezeichen. Schafft der HSV im fünften Anlauf die Rückkehr in die Bundesliga?
Dafür spricht vor allem ein Aspekt: der Zusammenhalt im Team. Tim Walter hat ihn nach dem Schluss-Spurt der vergangenen Saison als Trainer in die neue Saison herübergerettet. Und Teamspirit wird auch in der Rückrunde der Schlüssel sein für den HSV, wenn es darum geht, das große Ziel zu erreichen.
Trainer Walter ist ein Kommunikator
Klar, dass der Trainer daran auch in neun Tagen in Südspanien, in Sotogrande, gearbeitet hat. Walter ist ein Kommunikator. Das ist bei jeder Einheit im Santa Maria Polo Club, wo der HSV trainiert hat, aufgefallen. Er beobachtet und kommentiert im Grunde alles. Er will Aufmerksamkeit, Wachsamkeit. Er behandelt alle gleich, packt die "Unverzichtbaren", also Torwart Daniel Heuer Fernandes oder Torjäger Robert Glatzel, aber auch nicht in Watte.
Er kritisiert laut und direkt beim Training und lobt, wenn etwas gut läuft. Und er nimmt sein Team in Schutz, selbst wenn die ersten Vorbereitungs-Ergebnisse (0:4 gegen den 1. FC Köln, 2:6 gegen den SC Freiburg) alles andere als überzeugend waren.
Bislang hat die Mannschaft ihrem Trainer sein Vertrauen und seine Ehrlichkeit mit Leistungsbereitschaft zurückgezahlt. Das Hamburger Publikum hat das im Verlauf der Hinrunde immer wieder goutiert - und für den Rückrundenstart sind auch schon wieder mehr als 50.000 Tickets verkauft worden. Das ist ein Pfund für den HSV, ein Alleinstellungsmerkmal. Allzu oft war das volle Stadion für HSV-Teams der Vergangenheit mehr Last als Lust. In dieser Saison könnte sich der Effekt umdrehen.
Zwei Neuzugänge in der Winterpause
Ebenfalls positiv: personelle Lücken wurden geschlossen. Nach dem Weggang von Tim Leibold (zu den Kansas City) und der zu erwartenden Doping-Sperre gegen Mario Vuskovic hat Sport-Vorstand Jonas Boldt Ersatz besorgt. Noah Katterbach (ausgeliehen vom 1. FC Köln) und Francisco Montero (ausgeliehen von Besiktas Istanbul) sind beim HSV angekommen. Montero kommt als potenzieller Stammspieler, und seine Fähigkeiten hat er gegen Vancouver zumindest angedeutet.
Im Kader gibt es aber auch Sorgen - besonders breit aufgestellt ist er nicht. Torwart Heuer Fernandes kehrte mit Kniebeschwerden aus Spanien nach Hamburg zurück, ist aber wohl einsatzfähig. Mittelfeldspieler Laszlo Benes und Verteidiger Jonas David haben keine Testspiel-Minute in den Knochen. Auch Sonny Kittel musste kürzertreten. So stellt sich die erste Elf schon fast von alleine auf, wobei ein Mann ohnehin nicht ersetzt werden kann: Robert Glatzel.
Torjäger Glatzel ist nicht zu ersetzen
Er ist der Top-Torjäger der Zweitliga-Hinrunde (elf Tore) und hat in den drei Testspielen des Winters alle vier HSV-Treffer erzielt. Die Frage, was passiert, wenn er ausfällt, ist nicht zu beantworten. Seine Position könnte Ransford-Yeboah Königsdörffer bekleiden, vielleicht auch der junge Tom Sanne. Schön und gut: Aber ohne Glatzel ist die HSV-Offensive kaum vorstellbar. Selbst wenn es Sportvorstand Boldt noch gelingt, einen weiteren Backup für den Angriff zu verpflichten.
Abgesehen vom kurzfristigen Ziel, in die Bundesliga zurückzukehren, verfolgt der HSV aber auch immer deutlicher einen langfristigen Plan. Omar Megeed, Jesse Kilo, Valon Zumberi, Nicolas Oliveira und andere - Walter hat eine ganze Fülle von bisher namenlosen Nachwuchskräften im Trainingslager dabeigehabt.
Es ist das Konzept des Vereins, und wird mit Walter auch gelebt, junge Spieler an die Profis heranzuführen. Mit gutem Teamgeist ist das in Spanien wieder einmal gelungen. Natürlich wird die HSV-Stimmung stark davon abhängen, ob der Rückrundenstart gelingt und die Mannschaft ihre Aufstiegs-Ambitionen unterstreicht.
Das HSV-Gebilde ist stabiler geworden
Der Eindruck ist aber, dass das HSV-Gebilde stabiler geworden ist, wenn es darum geht, Störungen abzuwehren. Mögliches Theater durch die Mitgliederversammlung am Sonnabend (Abwahlanträge gegen Präsident Marcell Jansen), das Doping-Verfahren gegen Vuskovic - potenzielle Belastungen: Aber bringen sie diesen HSV vom Kurs ab?
Es gibt keine Garantie für den Aufstieg, denn der HSV schwebt sportlich nicht über den Konkurrenten aus Darmstadt oder Heidenheim. Bestimmte Ausfälle wären einzeln kaum aufzufangen - vielleicht schafft es der HSV ausnahmsweise mal wirklich so, wie es andere vorgemacht haben: als Team.