HSV: Es bleibt alles, wie es ist
Der HSV wird auch ein sechstes Jahr in Folge in der zweiten Fußball-Bundesliga spielen. Nach dem Scheitern in der Relegation gegen den VfB Stuttgart soll es aber keine personellen Konsequenzen geben.
Der VfB Stuttgart posierte für das Jubelfoto vor der Gäste-Kurve im Volksparkstadion, so wie es Hertha BSC vor einem Jahr getan hatte. Wieder hat der HSV die Chance Relegation nicht nutzen können. Dieses Mal wurde er sogar deutlich deklassiert - 1:6 lautete das Gesamtergebnis aus Sicht der Hamburger.
Einst galt es für viele als unvorstellbar, dass der Hamburger SV jemals zweitklassig sein würde. Nun wird er in seine bereits sechste Saison in der zweiten Fußball-Bundesliga gehen. Mit Trainer Tim Walter und mit Sport-Vorstand Jonas Boldt.
Walter auch in der kommenden Saison HSV-Trainer
Walter ließ - natürlich - nach dem erneut verpassten Aufstieg keine Zweifel aufkommen, dass er sich auch in der kommenden Spielzeit auf der HSV-Bank sieht. "Wir haben eine tolle Saison gespielt, letztendlich hat ein Punkt gefehlt. Wir wissen, dass wir noch einige Dinge besser machen müssen, aber auf jeden Fall steht das Fundament."
Wenig später äußerte sich Sport-Vorstand Jonas Boldt und sagte, dass der Coach "selbstverständlich" bleiben werde.
Überraschend kommt diese Entscheidung nicht. Walter, Boldt und zahlreiche Spieler haben seit dem Drama in Sandhausen keine Gelegenheit ausgelassen, die Saison mit dem Verweis auf 66 gewonnene Punkte und die Euphorie der Fans als Erfolg zu verkaufen. Sie ist es nicht, da der HSV seine selbstgesteckten Ziele nicht erreicht hat.
Die selbstgesteckten Ziele nicht erreicht
Walter und Boldt haben mehrmals betont: "Wir wollen aufsteigen". Walter kanzelte bei Rückschlägen Kritiker in teilweise harschem Ton ab - immer mit dem Verweis darauf, dass der HSV auf jeden Fall aufsteigen werde.
Doch obwohl der HSV mehr in Neuzugänge investierte als alle Zweitliga-Konkurrenten zusammen und den höchsten Etat hatte, schaffte er es nicht, Darmstadt 98 und Heidenheim hinter sich zu lassen und bekam gegen Stuttgart deutlich die Grenzen aufgezeigt.
Walters Fußball hat große taktische Defizite, die wohl in der Bundesliga auch mit besseren Spielern nur schwer zu kompensieren wären. Trotzdem hat er den Rückhalt im Verein und auch bei der Mehrheit der Fans.
Boldt verantwortet als Vorstand vier Nicht-Aufstiege
Der Coach zieht eine Menge Aufmerksamkeit auf sich. Eigentlich müsste jedoch sein Vorgesetzter deutlich stärker im Fokus stehen. Boldt hat mittlerweile den vierten Nicht-Aufstieg unter seiner Führung zu verantworten. Jeweils mit einem Etat, der immer für die Rückkehr in die Bundesliga hätte reichen müssen.
Bedenkt man, wie schnell Funktionäre mitunter ihren Posten beim HSV räumen mussten, ist es bemerkenswert, dass Boldt nicht einmal ansatzweise in der Kritik steht.
Andererseits: Wer sollte diese äußern? Boldt und Walter haben sich einen eigenen Kosmos geschaffen, der eine "Wir-gegen-alle"-Mentalität pflegt. Interne Kritiker wurden kaltgestellt und haben den HSV verlassen. Die Hamburger Lokalpresse steht dem Duo grundsätzlich positiv gegenüber.
Bewirkt das "Wir-Gefühl" Positives?
Auch die Fans haben offensichtlich kein Problem damit, dass der HSV sich im Fußball-Unterhaus festgespielt hat. Das Team wird gefeiert, egal ob es gewonnen oder verloren hat.
Ein großes Wir-Gefühl könnte sicherlich Positives bewirken. Wenn es nicht zum Selbstzweck wird. Wenn man sich nicht nur um sich selbst dreht, sondern Kritik annimmt, sich weiterentwickelt. Ob das dem HSV in dieser personellen Konstellation tatsächlich gelingen wird? Antworten gibt es in der kommenden Saison - erneut in der Zweiten Liga.