HSV: Die verlorene Relegation spukt noch in den Köpfen
Gerade einmal drei Wochen lagen zwischen der Relegationspleite gegen den VfB Stuttgart und dem Vorbereitungsstart Ende Juni. So sitzt der Frust bei den HSV-Profis immer noch tief. Eine Zwischenbilanz aus dem Trainingslager des Fußball-Zweitligisten in Kitzbühel.
HSV-Kapitän Sebastian Schonlau gab im Gespräch unumwunden zu: Der verpasste Aufstieg in die Bundesliga stecke noch immer in den Köpfen, es tue immer noch weh. Aber, so versicherte der Abwehrspieler, es werde auch von Tag zu Tag besser.
Trainer Tim Walter verspürte indes noch keine große Lust, mit den Journalisten vor Ort zu sprechen. Der Coach weiß: Wenn er das tut, dreht sich das Hamsterrad wieder.
Neuverpflichtungen verschärfen den Konkurrenzdruck
Dafür sprach Neuzugang Levin Öztunali. Der Enkel von HSV-Idol Uwe Seeler empfindet es als "coole Aufgabe", mit dem HSV im sechsten Anlauf aufzusteigen. Der 27-Jährige, der von Union Berlin an die Elbe wechselte, hat nach dem Testspiel gegen Viktoria Pilsen (3:3) am vergangenen Freitag gute Kritiken bekommen. Die Spielpraxis ist wichtig, saß er doch beim Bundesligisten zuletzt eine ganze Saison meist nur auf der Bank und kam nur zu zwei Kurzeinsätzen.
Der 22 Jahre alte Ex-Braunschweiger Immanuel Pherai hat viel Potenzial. Neuzugang Nummer drei ist Innenverteidiger Guilherme Ramos, der ehemalige Bielefelder kuriert noch seine Schulterverletzung aus. Seit Montag ist auch Dennis Hadzikadunic dabei - noch ein Innenverteidiger. Der bosnische Nationalspieler scheint im Defensivverbund neben Kapitän Schonlau gesetzt zu sein.
Die Frage ist nur: Können die neuen Spieler für den Club mit der Raute auch ihre beste Leistung abrufen? Auf jeden Fall verschärfen sie den Konkurrenzdruck, wie das Beispiel Jonas David zeigt, der sich möglicherweise hinter Hadzikadunic einreihen muss. Der junge Hamburger kämpft um seinen Platz. Beim Testspiel gegen Pilsen grätschte er einen Gegenspieler um, der dann Bekanntschaft mit der Werbebande machte.
Elfadli-Transfer geplatzt?
Abgeschlossen sind die Aktivitäten auf dem Transfermarkt allerdings noch nicht. Von Investor Klaus-Michael Kühne hat der HSV bis zu zehn Millionen Euro für Transfers zur Verfügung gestellt bekommen.
So geht die Suche nach einem Rechtsverteidiger weiter. Der Belgier Alessio Castro-Montes von KAA Gent soll der heißeste Kandidat sein. Die Verhandlungen mit Magdeburgs Mittelfeldspieler Daniel Elfadli sind schwierig, vielleicht auch schon beendet. Beide Parteien sollen noch sehr weit auseinanderliegen.
Härtetest gegen RB Salzburg
Wie weit der HSV ist, wird sich wohl zum Abschluss des Trainingslagers am 15. Juli zeigen. Das zweite Testspiel gegen den österreichischen Meister RB Salzburg ist ein echter Härtetest. Die Aussagekraft ist trotzdem fraglich, denn die Trainingseinheiten in St. Johann sind lang und hart, die Profis noch nicht auf dem maximalen Kraft-Level.
Am Dienstag fehlten dann auch gleich sechs Spieler: Jean-Luc Dompé (Achillessehne), Jonas Meffert (Knie/Wade), Miro Muheim (Faszienriss in der Wade), Pherai (Infekt), Anssi Suhonen (Prellung) und Ludovit Reis (Patellasehne).
Öztunali das begehrteste Fotomotiv
Bei Öztunali ist die Vorfreude auf die neue Saison indes riesig. Mit 17 Jahren hat er den HSV verlassen, zehn Jahre später ist er nun zurückgekehrt. Uwe Seelers Enkel ist das begehrteste Fotomotiv in St. Johann, die Fans haben ihn schon in ihr Herz geschlossen. Und träumen mit ihm gemeinsam von der Bundesliga-Rückkehr.