HSV-Coach Walter vor Relegation: "Keine negativen Gedanken"
Trainer Tim Walter geht mit dem HSV angriffslustig in die Relegationsspiele gegen den VfB Stuttgart. Das Drama in Sandhausen? Abgehakt. Das anstehende Duell mit dem Bundesligisten? Die Chance. Der HSV-Coach gab wieder einmal den Optimisten.
"Ich kann ja nicht negativ denken und positiv handeln", sagte der 47-Jährige am Dienstag. "Das funktioniert ja nicht. Deswegen gibt es überhaupt keine negativen Gedanken." Erst zwei Tage ist es her, dass der HSV nach dem 1:0 im letzten Punktspiel beim SV Sandhausen schon den direkten Aufstieg gefeiert hatte und dann doch noch vom 1. FC Heidenheim auf dramatische Weise in die Relegation geschickt wurde.
"Nur wer etwas Negatives erlebt, kann etwas Positives erreichen. Wir haben so viele Erfahrungen gesammelt, die uns dabei helfen. Auch am vergangenen Sonntag." HSV-Coach Tim Walter
Und nur zwei Tage vor dem Hinspiel am heutigen Donnerstag (20.45 Uhr, im NDR Livecenter) um den letzten Startplatz in der Beletage gegen den Bundesliga-16. aus Stuttgart wollte Walter nicht einmal den Hauch von Zweifeln aufkommen lassen. "Jetzt erst recht", beschrieb er die Stimmung bei sich und in seiner Mannschaft. Die Aufstiegschance sei weiterhin da, "also geht es weiter".
Relegations-Statistik spricht gegen den HSV
Mit Stolz blickte der 47-Jährige auf die Zweitligasaison mit 66 Punkten zurück: "Das Erreichte ist schon mal sehr positiv." Anders sehe es beim kommenden Gegner aus: Stuttgart hatte "die Chance, letztendlich die Relegation aus eigener Hand zu vermeiden. Das haben sie nicht geschafft."
Der Erstligist hat in den Relegationsduellen "immer so eine Art Favoritenrolle", so Walter mit Blick auf die Statistik: Seit Wiedereinführung der Relegation im Jahr 2009 schaffte der Zweitligist nur drei Mal den Sprung nach oben. Einmal allerdings war daran ausgerechnet Stuttgart beteiligt - der VfB zog 2019 als Bundesligist gegen Union Berlin mit 2:2 und 0:0 den Kürzeren.
HSV-Taktik: Den VfB in der Defensive binden
Nicht nur deshalb rechnet sich der HSV Chancen aus. "Wir haben auf jeden Fall so viel zu bieten, dass wir diese Spiele auch für uns gestalten können", so Walter, der in Stuttgart, wo 4.500 HSV-Fans erwartet werden, an seinem Spielstil festhalten will: "Wir wollen aktiv mit dem Ball spielen, aber auch aktiv verteidigen." Ziel sei es, den Gegner so zu beschäftigen, dass sie ihre Qualitäten nicht ausspielen können.
"Ich glaube nicht, dass sich die Stuttgarter gefreut haben, als sie gehört haben, sie spielen gegen den HSV." HSV-Coach Tim Walter
Aufgaben, die besonders den Flügelspielern um Jean-Luc Dompé, Bakery Jatta (der in Sandhausen gesperrt fehlte) und Ransford Königsdörffer zukommen könnten. "Wenn wir den Gegner hinten binden, dann werden sie Probleme haben, sich selber in der Offensive so einschalten zu können", sagte Walter.
HSV-Profi Benes fällt für beide Relegationsspiele aus
Fehlen wird dem HSV-Coach allerdings Laszlo Benes. Der Slowake fällt aufgrund eines in Sandhausen erlittenen Muskelfaserrisses im Oberschenkel für beide Partien gegen Stuttgart aus. Das bestätigte der HSV am Mittwoch. Wie schwer der Ausfall wiegt, verdeutlicht ein Blick auf Benes' persönliche Statistik: In der abgelaufenen Zweitliga-Saison stand der offensive Mittelfeldspieler in 33 von 34 möglichen Spielen auf dem Platz und steuerte 15 Scorerpunkte (sechs Treffer, neun Assists) bei.
Walter mit später "Rache" am VfB?
Walter hat mit dem VfB noch eine Rechnung offen: Kurz vor Weihnachten 2019 musste er nach nur einem halben Jahr und 18 Spieltagen gehen. Zu dem Zeitpunkt hatten die Schwaben in der Zweiten Liga auf Platz drei gelegen. Der damalige Sportdirektor Sven Mislintat glaubte nicht mehr an Walters eingeschlagenen Weg.
Mislintat ist längst weg - und Walter will am Montagabend (20.45 Uhr), wenn im Rückspiel an der Elbe die endgültige Entscheidung fällt, etwas zu feiern haben: "Wir sind als Dritter nicht direkt aufgestiegen, aber wir haben die Chance aufzusteigen. Jetzt wollen wir uns damit krönen, dass wir es in den zwei Endspielen schaffen."