Datenanalyse: So kann der HSV Stuttgart in der Relegation knacken
Schafft der HSV die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga? Die Datenanalyse zeigt, dass der VfB Stuttgart als Relegationsgegner dem Team von Trainer Tim Walter in die Karten spielen könnte.
Heute und Montag (jeweils 20.45 Uhr, im NDR Livecenter) will der Hamburger SV nach fünf Jahren in der Zweiten Liga endlich wieder zurück ins Oberhaus. Gegen die Schwaben, die am letzten Bundesliga-Spieltag den Klassenerhalt in der eigenen Hand hatten, aber vor heimischer Kulisse nicht über ein 1:1 gegen Hoffenheim hinauskamen, wird dies allerdings nicht einfach. Es könnte für den HSV zum Nervenspiel werden. Doch die Daten zeigen, dass der VfB den Hamburgern als Gegner in die Karten spielen könnte.
Stuttgart mit starkem Kader, aber ohne Konstanz
Klar ist, dass die Stuttgarter im Vergleich den qualitativ besseren und auch tieferen Kader besitzen. Der VfB verfügt über viele Spieler mit großem Talent und Entwicklungspotenzial, wie Josha Vagnoman, der vor der Saison von der Elbe an den Neckar wechselte und mittlerweile auch im DFB-Team debütiert hat. Weitere Stützen des Teams sind Verteidiger Konstantinos Mavropanos (Performance-Score bei 62,84), Mittelfeldspieler Borna Sosa (61,60) und Offensivspieler Chris Führich (57,61).
Wenn man die Spielanlage des VfB betrachtet, ist diese sehr linkslastig. Viel geht bei den Schwaben über Sosa und Silas Katompa Mvumpa, zudem schalten sich die Verteidiger immer wieder in Offensive ein. Eine riskante Spielanlage. Dennoch kassierten die Stuttgarter in der vergangenen Saison die wenigsten Kontergegentore der gesamten Liga, weil sie als Mannschaft sehr kopfball- und zweikampfstark sind. Der VfB gewann 56,31 Prozent seiner Luftduelle, 55,43 Prozent der Defensiv- und 49 Prozent seiner Offensivzweikämpfe - allesamt Champions-League-Werte in der Bundesliga.
VfB hat mit spielstarken Teams wie dem HSV Probleme
Doch der VfB würde nicht auf einem Relegationsplatz stehen, wenn die Mannschaft keine Probleme hätte. Vier Trainer haben die Schwaben in der bisherigen Saison verschlissen, das Team wurde taktisch mehrfach neu eingestellt. Aktuell spielen sie unter Sebastian Hoeneß in einem 3-4-2-1-System, was dem HSV von seiner Spielanlage sehr entgegenkommt.
Denn die Stuttgarter nutzen die ersten Pressinglinien wenig und ineffizient - im Gegensatz zu den Hamburgern, die mit ihrem offensiven 4-3-3-System auf Fehler des Gegners lauern (53,67 Prozent erfolgreiche hohe Pressingaktionen). Zudem kassieren die Schwaben viele Gegentore gegen spielerisch starke Teams, was der HSV in der Zweiten Liga in der vergangenen Saison definitiv war. Die Norddeutschen bestachen durch Kurz- und mittellanges Passspiel, hatten eine erfolgreiche Passquote von 85,04 Prozent. Die eigenen Treffer fielen zum Großteil über spielerische Dominanz.
Stuttgarter Standardschwäche nutzen
Ein weiterer Schwachpunkt des VfB sind Standards, hier zeigten sich die Schwaben sehr anfällig für Gegentore. Gerade die kopfballstarken Robert Glatzel und Sebastian Schonlau könnten bei ruhenden Bällen für die nötige HSV-Torgefahr sorgen. Offensiv ist Serhou Guirassy die Lebensversicherung des Bundesligisten. Fällt er aus, läuft es bei den Schwaben offensiv nicht, von den restlichen Angreifern geht zu wenig Torgefahr aus.
Dennoch sollte der HSV die Offensivqualitäten der Stuttgarter nicht unterschätzen. Vor allem, weil die eigene, teils wackelige Defensive auch einer der Gründe für den verpassten direkten Aufstieg ist. Gerade die linke Seite war zuletzt ein Schwachpunkt und anfällig für Gegentreffer. In der Relegation wird es für die Hamburger auch darauf ankommen, eine ausgewogene Balance zwischen Risiko und Absicherung zu finden.
Walter wird an offensivem Spielstil festhalten
Aber: Der Trumpf des HSV war bisher immer seine Offensive. 2,06 Tore erzielten die Hamburger im Schnitt pro Partie - Zweitligabestwert. Trainer Tim Walter, der jede Diskussion über seinen Spielstil in den vergangenen Wochen abgewürgt hat, wird auch in der Relegation an seiner Linie festhalten.
Dabei sollten die Hamburger gegen Stuttgart die ganze Breite des Spielfelds nutzen, denn der VfB ist bei Kombinationsspiel über die Außen und Flanken anfällig. Vor allem aber brauchen die Hanseaten Geduld: Das System des Bundesligisten ist kompakt, Lücken darin schwer zu finden.
Wenn es dem HSV gelingt, die verunsicherten Schwaben mit seinem variablen Offensivspiel zu beschäftigen und über die schnellen Außen Bakery Jatta, der nach seiner Sperre wieder spielen darf, und Jean-Luc Dompé für Tempo und Gefahr zu sorgen - dann könnte der einstige Bundesliga-Dino am Montagabend auch endlich etwas zu feiern haben.