Geschäftsführer Schäfer verlässt Wolfsburg - VfL enttäuscht
Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg muss sich mitten im Abstiegskampf nach einem neuen Geschäftsführer Sport umschauen. Marcel Schäfer kehrt dem Club den Rücken und wurde mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Der VfL zeigte sich enttäuscht.
Offenbar zieht es den 39-Jährigen zu Liga-Konkurrent RB Leipzig. Schäfer habe den Aufsichtsrats-Vorsitzenden Frank Witter über seinen Wechselwunsch informiert und darum gebeten, seinen bestehenden Vertrag vorzeitig aufzulösen, so der VfL am Mittwoch. In Anbetracht aller Umstände sei vereinbart worden, dass er seine Aufgaben mit sofortiger Wirkung ruhen lässt.
Ohne den Namen Leipzig zu nennen, sagte der Aufsichtsrats-Chef am Donnerstag in einer Medienrunde: Schäfer habe "offensichtlich eine Verständigung über die beabsichtigte Zusammenarbeit mit dem anderen Verein. Wir haben Klarheit, welcher Club das ist."
Er würde "nicht ausschließen", dass der VfL eine Ablöse fordere, sagte Witter: "Sein Vertrag läuft noch. Wir jagen ihn ja schließlich nicht vom Hof, sondern das Gegenteil ist der Fall."
Natürlich sei "Enttäuschung da", sagte Witter weiter: "Es ist auch die eine oder andere Träne geflossen. Denn Marcel war nicht irgendein Geschäftsführer". Schäfer bleibe "immer ein Teil der VfL-Familie. Wir können uns weiter in die Augen schauen."
Wer folgt in Wolfsburg auf Marcel Schäfer?
Wer die Aufgaben des gebürtigen Aschaffenburgers nach der überraschenden Trennung zukünftig übernehmen soll, ist derzeit unklar. Um die sportlichen Belange kümmert sich nun Sportdirektor Sebastian Schindzielorz in enger Zusammenarbeit mit Ralph Hasenhüttl. Der neue Chefcoach kennt es aus seiner Zeit in England, wo die Trainer einen größeren Einfluss auf den Kader haben als in Deutschland, als Teammanager zu arbeiten.
Auch wenn das keine Dauerlösung sein wird, hat Witter Vertrauen in das Duo: "Sebastian ist unser sehr erfahrener Sportdirektor. Ralph Hasenhüttl bringt ebenfalls viel Erfahrung mit, auch er hat ein hervorragendes Netzwerk. Hoffentlich gibt es nun eine Jetzt-erst-Recht-Reaktion im gesamten Verein."
Schäfer in Wolfsburg eine Identifikationsfigur
Vor Witters Aussagen hatte der Club eine Mitteilung von acht Zeilen Länge und ohne jede weitere Würdigung veröffentlicht: Mehr blieb von der langjährigen Bindung zwischen den Wolfsburgern und dem Ex-Profi am Mittwoch zunächst nicht übrig. Dabei war Schäfer mehr als 15 Jahre beim VfL.
Er spielte von 2007 bis 2017 für die "Wölfe" und ist Teil der Meistermannschaft von 2009. 2018 kehrte er als Sportdirektor an den Mittellandkanal zurück - eine Identifikationsfigur für den Verein, mit dem er 2015 auch Pokalsieger geworden war.
Die Zusammenarbeit von Schäfer und Jörg Schmadtke war auch lange eine Erfolgsgeschichte. Sie übernahmen den Club nach zwei Fast-Abstiegen und führten ihn mit den Trainern Bruno Labbadia und Oliver Glasner bis in die Champions League. Gleichzeitig reduzierten sie die immensen Personalkosten und bauten ein junges Team mit hohem Marktwert auf.
Am 1. Februar 2023 wurde Schäfer dann als Nachfolger von Schmadtke zum Geschäftsführer befördert. Bei den Leipzigern ist der entsprechende Posten seit der Trennung von Max Eberl im September 2023 nicht mehr besetzt. Rouven Schröder ist bei RB als Sportdirektor angestellt.
Wechsel zu RB Leipzig wäre ein sportlicher Aufstieg
Trotz aller Verbundenheit zum VfL wäre ein Wechsel nach Leipzig für den früheren Nationalspieler Schäfer ein sportlicher Aufstieg. RB belegt einen Champions-League-Platz. Die Wolfsburger dagegen haben ihre sportliche Krise auch nach dem Trainerwechsel von Niko Kovac zu Hasenhüttl noch nicht beenden können.
Überhaupt lief es für die Niedersachsen mit Schäfer als Boss nicht wie erhofft. Auf der Trainerposition gibt es seit Glasners Weggang zu Eintracht Frankfurt 2021 nicht die gewünschte Kontinuität. In der vergangenen Saison verpassten die "Wölfe" das internationale Geschäft und auch in dieser Spielzeit klafft eine große Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Am vergangenen Wochenende unterlag der VfL Borussia Mönchengladbach trotz Führung mit 1:3 (1:0) und steht in der Tabelle nur noch fünf Zähler vor Relegationsrang 16 und sechs Punkte vor einem direkten Abstiegsrang.
In drei Tagen (Sonnabend, 15.30 Uhr) treten die Wolfsburger nun zu einer schweren Auswärtsaufgabe an. Gegner ist dann ausgerechnet RB Leipzig.