FC St. Pauli: Widerstandsfähig und immer mit den richtigen Antworten
Der FC St. Pauli eilt mit großen Schritten dem Bundesliga-Aufstieg entgegen. Eine Kunst des Teams von Trainer Fabian Hürzeler ist es, mit Widrigkeiten umzugehen. Stets finden die Braun-Weißen die passende Antwort. Auch am Sonnabend in Nürnberg auf die Personalnot in der Defensive?
Als einige Minuten nach dem Ende des Heimspiels gegen Hertha BSC (2:0) auf der Anzeigetafel des Millerntorstadions die Zweitliga-Tabelle erschien, brandete ein weiteres Mal Jubel auf. Die Spitzenposition allein war nicht der Grund dafür. Diese ist nichts Neues für das Team von Trainer Hürzeler. Es war der Vorsprung von jetzt zehn Punkten auf den vom Stadtrivalen HSV gehaltenen dritten Tabellenplatz, den Relegationsrang, und sogar elf auf einen Nichtaufstiegsplatz, der so viel Freude bereitete.
"Einen solchen Vorsprung zu haben, fühlt sich gut an", sagte auch Offensivspieler Marcel Hartel, der mit 23 Punkten (13 Tore, zehn Vorlagen) der Topscorer der Liga ist.
Und in der Tat: Was ist das für eine herausragende Ausgangsposition! Eine, die praktisch zum Sprung in die Bundesliga führen muss - das sagt zumindest die Statistik. Noch nie hat eine Mannschaft in der Zweitliga-Geschichte einen derartigen Vorsprung zum jetzigen Zeitpunkt der Saison noch verspielt und den Aufstieg verpasst.
Gelingen in den restlichen neun Spielen (in Nürnberg, gegen Paderborn, in Karlsruhe, gegen Elversberg, in Hannover, gegen Rostock, beim HSV, gegen Osnabrück und bei Wehen Wiesbaden) sechs Siege, wäre mathematisch alles wasserdicht.
St. Pauli gelingt Reaktion nach Rückschlägen
Aber sehr wahrscheinlich reichen auch schon fünf oder vier Siege. In letztgenannter Konstellation hätte der FC St. Pauli dann 63 Punkte. Eine solche Anzahl hat in den vergangenen zehn Spielzeiten sechsmal zum direkten Aufstieg gereicht. In jedem Fall müsste es schon zu einem epischen Einbruch kommen, dass es für die Mannschaft vom Millerntor nicht nach oben gehen sollte.
Ihren Vorsprung haben sich die Braun-Weißen insbesondere auch dadurch erarbeitet, dass sie mit Widrigkeiten zurechtgekommen sind und die passenden Antworten gegeben haben. Als die Hürzeler-Mannschaft vor der Winterpause schwächelte und es schon schien, als hätte die Konkurrenz den Erfolgscode geknackt, setzten die Hamburger mit drei Siegen in den ersten drei Zweitligaspielen des neuen Kalenderjahres im Wochentakt drei Ausrufezeichen.
"Wir müssen bodenständig bleiben." Marcel Hartel, Top-Scorer des FC St. Pauli
Auch die erste Niederlage in der Liga, das 0:1 beim 1. FC Magdeburg, wurde umgehend beantwortet - mit einem 1:0 zu Hause gegen Eintracht Braunschweig - und einem 4:3 beim Tabellenzweiten Holstein Kiel. Und schließlich fand St. Pauli auch nach dem schwächsten Saisonspiel, einem 1:3 beim FC Schalke 04, direkt in die Spur zurück: Gegen Hertha BSC war es ein ganz starker Auftritt und ein völlig verdienter Sieg. Hartel warnt dennoch vor verfrühtem Optimismus: "Wir müssen bodenständig bleiben, Woche für Woche eine solche Leistung wie heute abrufen, und dann kann es vielleicht in Zukunft klappen", sagte er dem NDR.
St. Pauli mit Sorgen in der Defensive
Nun stellt sich ein weiteres Mal die Frage, wie die Norddeutschen mit Widrigkeiten umgehen - diesmal mit solchen personeller Art. Vor dem Spiel beim 1. FC Nürnberg am kommenden Sonnabend (13 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) gehen Hürzeler die Abwehrspieler aus. Manolis Saliakas wird aufgrund der fünften Gelben Karte aussetzen.
Abwehrchef Eric Smith fehlte schon gegen Hertha aufgrund einer muskulären Verletzung im Adduktorenbereich, die er im Spiel bei S04 erlitten hatte. Am Montag konnte immerhin bei Karol Mets Entwarnung gegeben werden. Der estnische Verteidiger war in der Partie gegen Hertha angeschlagen ausgewechselt worden. Der Bandapparat im Knie sei intakt, hieß es in einer Mitteilung. "Jetzt wird es darum gehen, von Tag zu Tag zu schauen, wie belastbar sein Knie ist, um jegliches Risiko auszuschließen", sagte Sportchef Andreas Bornemann.
Kommt Talent Scheller zum Startelf-Debüt
So könnte in Nürnberg der U23-Innenverteidiger Tjark Scheller, der gegen Berlin sein Zweitliga-Debüt gab, womöglich sogar von Beginn an spielen. Gegen Hertha fehlte zudem der zuvor so starke Angreifer Oladapo Afolayan (Bänderverletzung im Sprunggelenk). Somit bleibt abzuwarten, wen Hürzeler im Gastspiel beim FCN aufbieten kann, damit dort der nächste Sieg gelingt und die anstehende Länderspielpause dann schon eine der reinsten Vorfreude ist - auf den sechsten Bundesligaaufstieg des FC St. Pauli, der sich schon jetzt deutlich abzeichnet.