HSV-Eckfahne im Volksparkstadion © Witters

FAQ: Alle Informationen zum Wechsel der Rechtsform beim HSV

Stand: 23.03.2024 16:20 Uhr

Aus der "HSV Fußball AG" wird eine "HSV Fußball AG & Co. KGaA". Dafür haben die e.V.-Mitglieder am Sonnabend auf einer außerordentlichen Versammlung gestimmt, die Veräußerung weiterer Anteile aber abgelehnt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Rechtsform-Wechsel bei NDR.de.

AG & Co. KGaA - Was steckt dahinter?

Seit 2014 ist die Profiabteilung des Hamburger SV ausgegliedert in eine klassische Aktiengesellschaft - die "HSV Fußball AG". Qua Satzung sind die zum Verkauf stehenden Anteile auf 24,9 Prozent beschränkt. Der HSV e.V. hält 75,1 Prozent der AG. Dadurch wird verhindert, dass ein einziger Investor ein Viertel der Anteile erwerben und damit Beschlüsse blockieren kann.

So sind die Anteile an der "HSV Fußball AG" aktuell verteilt

  • HSV e.V. 75,1 %
  • Kühne Holding AG 13,53 %
  • Hanse Merkur Holding AG 6,76 %
  • Andere 4,61 %

Diese Rechtsform wird nun in eine Aktiengesellschaft und Kommanditgesellschaft auf Aktien gewandelt. Das bedeutet: Operatives Geschäft und Vermögen werden in zwei Gesellschaften getrennt. Die "HSV Fußball AG" wird eine sogenannte Kommanditgesellschaft (HSV Fußball AG & Co. KGaA) werden und dabei als reine Vermögensverwaltungsgesellschaft fungieren. Diese hat keinen Einfluss auf den Profi-Fußball.

Der sportliche Bereich liegt vollständig in der neugegründeten Aktiengesellschaft, die sich "HSV Fußball Management AG" nennen soll. Diese wird hundertprozentige Tochter des Vereins, Anteile daran dürfen nicht an Dritte verkauft werden. Dadurch wird sichergestellt, dass die 50+1-Regel eingehalten wird.

Von der von den Mitgliedern des e. V. beschlossenen "HSV Fußball AG & Co. KGaA" könnten dagegen theoretisch alle Anteile verkauft werden. Die Mitglieder sprachen sich in einer zweiten Abstimmung allerdings dagegen aus. Die HSV-Verantwortlichen hatten geplant, 50 Prozent der Anteile herauszugeben. Dies könnte durch die Mitgliederversammlung des e.V. weiter erhöht werden. Ein einzelner Gesellschafter dürfte dabei maximal 25 Prozent halten.

Weitere Informationen
HSV-Präsident Marcell Jansen, Vizepräsident Bernd Wehmeyer, Michael Papenfuss (Vizepräsident und Schatzmeister, Aufsichtsrat) und Dr. Eric Huwer (Vorstand Finanzen, HSV) © Witters

HSV-Mitglieder: Neue Rechtsform ja, Verkauf weiterer Anteile nein

Die Mitglieder des HSV e. V. haben auf einer Versammlung der Wandlung der AG in eine KGaA zugestimmt. Dem Verkauf weiterer Anteile aber schoben sie einen Riegel vor. mehr

Was wollte der Hamburger SV erreichen?

Der HSV hatte sich von der außerordentlichen Mitgliederversammlung zweierlei erhofft: die Stärkung der Mitgliederrechte sowie frisches Kapital, ohne (potenziellen) Investoren Einfluss in das operative Geschäft zu gewähren. Sportrechtler Dr. Paul Lambertz hatte diesen Weg im Vorfeld als "in sich schlüssig" und "charmant" bezeichnet.

VIDEO: Sportrechtler Lambertz: "Die Frage ist, warum investiere ich in einen Fußballclub?" (2 Min)

"Der Vorteil ist, dass das Fußballgeschäft, der Kern dessen, was den HSV ausmacht, von der Aktiengesellschaft allein verantwortet wird und diese allein entscheiden kann", hatte er im Interview mit dem NDR gesagt. Die Kapitalseite nehme dabei keinen Einfluss auf das Profigeschäft. Die Kommanditgesellschaft auf Aktien ist dafür eine weitverbreitete Rechtsform im deutschen Profi-Fußball.

Was ändert sich im operativen Geschäft?

In der operativen Arbeit beim Fußball-Zweitligisten wird sich im Grunde nichts ändern. Der aktuelle Aufsichtsrat bleibt identisch, wird weiterhin den Vorstand der künftigen "HSV Fußball Management AG" beraten und kontrollieren. Jonas Boldt (Vorstand Sport und Kommunikation) sowie Eric Huwer (Vorstand Finanzen und Organisation) sind die handelnden Personen.

Auch für die "HSV Fußball AG & Co. KGaA" wird es einen Aufsichtsrat geben. Dieser bekommt aber keinen Einfluss auf das Tagesgeschäft und wird eher eine informierende Rolle für die Gesellschafter einnehmen.

Verkauf weiterer Anteile? Theoretisch ja, zunächst aber nein

Durch die Rechtsformänderung kann der HSV in der Theorie weitere Anteile verkaufen. Die Mitglieder aber votierten auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung nur zu rund 62 Prozent dafür, dass der Anteil des HSV e.V. in der neuen KGaA von 75 Prozent auf 50 Prozent sinken könnte. Nur bei einer Dreiviertelmehrheit hätte der HSV deutlich mehr Aktien als bisher an Investoren veräußern dürfen.

In der aktuellen Struktur als AG ist dieses Potenzial ausgeschöpft. Ob Investoren auch ohne Mitspracherecht dem HSV die Tür einrennen, bleibt abzuwarten. "Ich glaube, es geht hier eher um einen ideellen Wert, als darum, damit in zehn Jahren den großen Reibach zu machen", sagt Lambertz, der damit rechnet, dass viele Fans investieren werden, die erstmals die Möglichkeit erhalten sollen, auch mit kleinen Beiträgen Anteile zu erwerben. Diese sollen in einen angedachten "Supporters Trust" fließen.

Kühne-Holding gehören künftig 21 Prozent der KGaA

Dieser wird nach der Abstimmung allerdings vorerst nicht kommen. Über den Trust sollen sich Fans und Mitglieder an der Kommanditgesellschaft künftig beteiligen dürfen. Nach dem aktuellen Stand aber sind keine Anteile frei, da schon vor der Reform das Maximalkontingent an 24,9 Prozent der Anteile an außenstehende Investoren vergeben sind.

Durch die Zustimmung zur Rechtsform-Änderung ist der Weg frei, das Darlehen von Investor Klaus-Michael Kühne aus dem vergangenen Jahr von 30 Millionen Euro in Anteile an der KG umzuwandeln. Der Holding des 86-Jährigen gehören nun 21 Prozent an der KGaA. Der HSV ist mit 68,4 Prozent beteiligt, der Rest verteilt sich auf die anderen Anteilseigner an der AG. 

Nach diesem Prinzip könnte auch das Darlehen in Höhe von 20 Millionen Euro veräußert werden, das Ende 2022 vier Geldgeber dem HSV zur Stadionsanierung bereitgestellt hatten. Unter den Geldgebern war auch Kühne.

Wie geht es nun weiter?

Vor der Veranstaltung hatte der Verein geplant, bei einem Votum für eine Änderung der Rechtsform im April die "HSV Fußball Management AG" gründen und parallel den Rechtsformwechsel der "HSV Fußball AG" in die "HSV Fußball AG & Co. KGaA" in die Wege leiten zu wollen. Die Umsetzung soll bis Ende Juni und damit zur kommenden Saison erfolgen.

Dieses Thema im Programm:

Sportplatz | 22.03.2024 | 16:30 Uhr

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