Eintracht und 96 bereit fürs Derby - Großes Polizeiaufgebot in Braunschweig
Heute empfängt Eintracht Braunschweig Hannover 96 zum Niedersachsen-Derby. Vor der Partie im Stadion an der Hamburger Straße sind die sportlichen Ausgangslagen äußerst verschieden, die Herangehensweisen für den letzten Extra-Schub aber sehr ähnlich.
Die einen wollten "heizen", die anderen "pushen" - gewinnen wollen beide. Auch wenn es mit Blick auf das Niedersachsen-Derby heute (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) weder der Eintracht aus Braunschweig noch Hannover 96 an Motivation mangelt, wollten sich beide am Sonnabend noch einen Extra-Kick holen.
Hannover erhoffte sich, "noch mal einen Push von außen" zu bekommen (Coach Stefan Leitl), die "Löwen", dass die Fans die Mannschaft vor dem Heimspiel nochmal "anheizen" werde.
Eintracht gegen 96 unter Druck - mal wieder
Sportlich steht die Eintracht vor dem Spiel gegen den Erzrivalen wieder einmal unter Druck. In den beiden vergangenen Jahren gingen die Braunschweiger jeweils als Tabellenletzter in das Derby im Herbst. Auch diesmal stehen sie auf einem Abstiegsplatz.
Coach Daniel Scherning gab sich am Freitag dennoch kämpferisch. "Das ist vielleicht das außergewöhnlichste und wichtigste Spiel der Saison", sagte er: "Das ist ein Spiel, mit dem du viel verändern kannst. Das ist ein Spiel, mit dem du viel drehen kannst. Und das ist ein Spiel, in dem es um ganz, ganz viel geht. Wir fühlen uns bereit dafür."
Scherning für "maximale Stimmung"
Dass heute nur noch rund 700 Hannover-Fans anreisen und viele 96-Ultras nach NDR Informationen zum Drittliga-Spiel der zweiten Mannschaft gegen Energie Cottbus, das parallel ab 13.30 Uhr in der heimischen Arena stattfindet, gehen wollen, nehme "natürlich ein bisschen Stimmung aus diesem tollen Spiel", sagte der 40-Jährige. Zumal auch einige Braunschweiger Anhänger im Stadion keine Unterstützung leisten wollen.
Am Donnerstag hatten Fans beider Vereine in der jeweils anderen Stadt friedlich gegen den von Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) verfügten Teilausschluss von Gäste-Fans protestiert. "Wenn man mich fragt und ich als Fußballlehrer antworte, dann bin ich immer dafür, eine maximale Stimmung zu haben. Dass Auswärtsfans in maximaler Anzahl ins Stadion dürfe", sagte Scherning.
Nach Ausschreitungen bei den zurückliegenden Duellen steht die Partie heute unter besonderer Beobachtung. Nach NDR Informationen ist die Polizei mit mehr als 1.000 Einsatzkräften aus vier Bundesländern in Braunschweig im Einsatz - am Stadion an der Hamburger Straße, aber auch im Hauptbahnhof sowie im gesamten Stadtgebiet, wie die Polizei am Morgen mitteilte.
"Wir wollen auf dem Rasen für unsere Stadt, für unsere Fans, für uns selbst dieses Spiel gewinnen." BTSV-Trainer Daniel Scherning
Bei aller Sympathie für die Aktionen der Anhänger ("Ich glaube, dass ein Protest in einer Demokratie immer absolut sinnvoll ist, wenn er friedlich und ohne Gewalt stattfindet. Man muss sich mit Dingen auseinandersetzen") richtete Scherning den Blick am Freitag aber auch zügig auf das Geschehen auf dem Platz: "Für mich ist das Entscheidende, dass wir auf dem Rasen ein Derby haben. Dass wir auf dem Rasen für unsere Stadt, für unsere Fans, für uns selbst dieses Spiel gewinnen wollen."
Einfach werde das gegen "eine der Top-Mannschaften der Liga" nicht, sagte der BTSV-Coach, der beim Erzrivalen "eine klare Systematik und eine klare Achse" mit viel Erfahrung über Marcel Halstenberg, Enzo Leopold und Max Christiansen erkennt. Zudem erwartet er eine Mannschaft mit starkem "Umschaltspiel in beide Spielrichtungen", die sich offensiv durch "viel Wucht", aber auch "quirlige Spieler" auszeichne.
Um dem zu begegnen, müsse sein Team anders als in vielen bisherigen Partien der Saison "in der eigenen Box, im Umschaltspiel und bei Standardsituationen" gut verteidigen, sagte Scherning. Der Trainer muss seine Mannschaft für die Begegnung am Sonntag dabei umbauen: Im zentralen Mittelfeldspieler Sven Köhler, der beim bitteren 1:3 in Ulm die Gelb-Rote Karte gesehen hatte, und Schienenspieler Marvin Rittmüller, den muskuläre Probleme plagen, muss er gleich zwei Leistungsträger ersetzen.
Kommt Top-Torschütze Momuluh von Beginn an?
Sein Pendant Leitl kann auf der anderen Seite nach dem insgesamt gelungenen Start der "Roten" in die Saison im Derby aus dem Vollen schöpfen. Abzuwarten bleibt, ob der 47-Jährige in Braunschweig Thaddäus "Taddel" Momuluh nach den zuletzt starken Leistungen einen Startelf-Einsatz gewährt.
Zuletzt hatte der 22-Jährige beim 2:0 gegen Nürnberg getroffen und führt mit zwei Saisontoren die interne Torjäger-Liste an. Das brachte ihm zuletzt ein Sonderlob seines Coaches ein: "'Taddel' hat einfach ein sehr gutes Paket, das er mitbringt. Viele Dinge in seinen Abläufen passen im Moment einfach gut, er kreiert gute Situationen für sich, die dann natürlich gut für die Mannschaft sind."
Leitl will Blick über Derby hinaus weiten
96 hat mit 13 Zählern Kontakt zu den direkten Aufstiegsplätzen - die das erklärte Ziel im dritten Jahr des 2022 ausgerufenen Dreijahres-Aufstiegsplans sind. Um den Platz in der Zweitliga-Spitzengruppe weiter zu festigen, steht auch Hannover vor dem Derby also unter Druck. Und Leitl will den Blick ein wenig weiten: "Uns ist schon bewusst, wie wichtig dieses Spiel für jeden einzelnen Hannoveraner ist, der es mit uns hält. Trotzdem müssen wir das große Ganze sehen", sagte der gebürtige Münchner am Freitag.
Für seine Mannschaft gehe es darum, "bei uns zu bleiben und fokussiert zu sein, uns auf unsere Stärken zu besinnen. Aber auch einen Tick Gelassenheit mitzunehmen ins Spiel. Das wird wichtig sein." Zumal seiner Meinung nach "nicht nur die taktische Herangehensweise wichtig" sein werde, "sondern dass der Kopf auch funktioniert. Dass wir einen Tick Gelassenheit reinbringen, aber auch das Herz glüht."
Und mit Blick auf das von ihm angesprochene "große Ganze", dass "wir weiterhin punkten, vielleicht auch einen Tick weiterdenken. Das Drumherum müssen wir weitestgehend von den Jungs fernhalten, um fokussiert zu bleiben."
Mögliche Aufstellungen:
Braunschweig: Grill - Jaeckel, Bicakcic, Ivanov - Marie, Krauße, Bell Bell - Gomez, Kaufmann - Polter, Philippe
Hannover: Zieler - Muroya, Neumann, Halstenberg, Wdowik - Christiansen, Leopold - Lee, Rochelt - Ngankam, Tresoldi