Eintracht Braunschweig schafft trotz 1:2 bei Hansa Rostock Klassenerhalt
Der BTSV profitierte dabei vom gleichzeitigen 0:4-Desaster des Tabellen-16. Arminia Bielefeld beim 1. FC Magdeburg. Die Ostwestfalen, die mit zwei Zählern Rückstand auf die "Löwen" ins Saisonfinale gegangen waren, müssen nun in der Relegation gegen den SV Wehen Wiesbaden um den Ligaverbleib kämpfen.
Die Eintracht kann hingegen ab sofort für eine weitere Saison im Bundesliga-Unterhaus planen. "Wir sind jetzt brutal erleichtert. Wir haben das Ergebnis von dem anderen Platz natürlich auch mitbekommen und wussten ziemlich früh, dass es klar ist", sagte Braunschweigs Kapitän Jannis Nikolaou dem NDR: "Wir verlieren nie gerne. Aber am Ende zählt natürlich, dass wir die Klasse gehalten haben."
In dieselbe Kerbe schlug sein Teamkamerad Fabio Kaufmann. "Wir hätten gerne den Punkt mitgenommen. Aber wenn wir jetzt in der Kabine sind und die Tabelle sehen, ist alles sch… egal", erklärte der Offensivmann.
"Die Erleichterung ist überragend." Sport-Geschäftsführer Peter Vollmann
Immanuel Pherai traf am Sonntag mit einem Foulelfmeter (69.) für das Team von Coach Michael Schiele, das lange in Unterzahl spielen musste. Anton Donkor wurde in der 22. Minute mit der Gelb-Roten Karte des Feldes verwiesen. Lukas Fröde hatte Hansa in Führung gebracht (59.), Pascal Breier erzielte in der Nachspielzeit den Siegtreffer für die Mecklenburger (90.+3), die aus den vergangenen sechs Partien 16 von 18 möglichen Punkten holten. "Was wir in den letzten sechs Spiele abgerissen haben, das ist schon der Wahnsinn", sagte Hansa-Kapitän Markus Kolke.
Kaufmann verpasst das 1:0, Donkor sieht Gelb-Rot
Die Eintracht zeigte von Beginn an, dass sie ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen und nicht auf Patzer des Tabellen-16. Bielefeld (beim 1. FC Magdeburg) und des 1. FC Nürnberg (beim SC Paderborn) hoffen wollte. Fabio Kaufmann hatte in der 14. Minute die Braunschweiger Führung auf dem Fuß, scheiterte aber an Keeper Markus Kolke. Dem ordentlichen Auftakt folgte bald darauf für die Gäste der Schock, als Donkor wegen wiederholten Foulspiels die "Ampelkarte" sah.
In Unterzahl musste sich der BTSV erst einmal neu sortieren und hatte Fortune, dass Schiedsrichter Daniel Schlager (Hügelsheim) einem Rostocker Treffer von Kevin Schumacher nach Sichtung der TV-Bilder die Anerkennung verwehrte, weil Lukas Hinterseer beim Abschluss des Offensivmanns im Abseits gestanden und Keeper Ron-Thorben Hoffmann die Sicht versperrt hatte (24.).
Ujah-Tor zählt nicht, Braunschweig zur Pause gerettet
Durchatmen beim BTSV, der anschließend trotz Unterzahl auf Augenhöhe mit Hansa agierte und seinerseits Pech hatte, dass ein Treffer von Anthony Ujah von Referee Schlager zurückgenommen wurde (43.). Auch in diesem Fall war eine Abseitsstellung der Grund für die korrekte Entscheidung des Unparteiischen. So ging es mit einem leistungsgerechten Remis in die Pause. Ein Resultat, mit dem die Gäste gut leben konnten. Zumal Bielefeld nach 45 Minuten in Magdeburg mit 0:2 zurücklag.
Zu diesem Zeitpunkt betrug der Vorsprung der "Löwen" auf die Ostwestfalen drei Zähler und sechs Tore. Dass Nürnberg mit 1:0 in Paderborn führte und dadurch in der Live-Tabelle an der Eintracht vorbeigezogen war, hatte für den Abstiegskampf in diesem Moment keine Relevanz. "In der Halbzeit haben wir das erste Mal gehört, dass Magdeburg führt. Wir wollten aber unbedingt den Punkt halten", sagte Nikolaou.
Pherai kontert Hansa-Führung durch Fröde
Vieles sprach vor Beginn des zweiten Durchgangs also bereits für den Braunschweiger Klassenerhalt. Und als Magdeburg gegen Bielefeld in der 50. Minute auf 3:0 erhöhte, brauchten sich die Niedersachsen endgültig keine großen Sorgen mehr zu machen, noch auf den Relegationsplatz zurückzufallen. Ob es beim BTSV deshalb nun einen kleinen Spannungsabfall gab? Hypothetisch! Fakt war: Hansa agierte entschlossener und zielstrebiger und ging durch Fröde, der einen weiten Einwurf von Ryan Malone verdient in Führung. Bald darauf machte das 4:0 des FCM gegen die Arminia im Ostseestadion die Runde. Nun brauchte Bielefeld schon ein sehr, sehr großes Fußball-Wunder, um die Partie noch zu drehen. Es blieb aus.
"Wir haben unser Herz auf dem Platz gelassen." Eintracht-Kapitän Jannis Nikolaou
Die Eintracht gab das Duell mit den inzwischen klar tonangebenden Rostockern dennoch nicht verloren. Eigene Offensivaktionen waren zwar eher selten. Weil Schumacher im eigenen Strafraum gegen Kaufmann aber hölzern zu Werke ging und einen Elfmeter verursachte, kamen die Gäste zum Ausgleich. Der umworbene Pherai verwandelte sicher.
"Joker" Breier sticht
Zum Punktgewinn reicht es für die Niedersachsen dennoch nicht, weil der eingewechselte Breier kurz vor Schluss aus wenigen Metern zum 2:1 traf. "Solche Geschichten schreibt irgendwie nur der Fußball, dass er das Tor in der letzten Sekunde macht. Er hat eine harte Zeit hinter sich, hat nie aufgegeben. Das freut mich brutal für ihn", sagte Kolke über den "Joker", der verletzungsbedingt monatelang hatte aussetzen müssen. Großes Lob zollte der Keeper auch Coach Alois Schwartz, der wenige Stunden vor dem Anpfiff seinen Vertrag bis 2025 verlängert hatte: "Er hat uns wieder Vertrauen geschenkt und das Selbstbewusstsein zurückgebracht. Er hat die richtigen kleinen Stellschrauben gefunden."
Schiele: "Mussten viel intern und extern wegstecken"
Eine Erfolgsgeschichte ist auch die Liaison zwischen Schiele und der Eintracht. Nachdem der 45-Jährige die "Löwen" im vergangenen Sommer zum Wiederaufstieg geführt hatte, gelang ihm nun mit dem Traditionsclub der Klassenerhalt. "Wir sind immer wieder zurückgekommen, wenn es schwer war. Wir mussten viel wegstecken intern und extern. Ich denke, es ist über die 34 Spieltage gerecht, dass wir die Klasse gehalten haben", resümierte Schiele und kündigte an: "Heute gehen wir mal feiern."