Ein bisschen EM-Luft schnuppern: DFB-Frauen in der Schweiz

Stand: 28.11.2024 16:23 Uhr

Im dritten Länderspiel unter dem neuen Bundestrainer Christian Wück ist die deutsche Frauen-Nationalmannschaft am Freitag (20 Uhr) in Zürich gefordert. Gegen die Schweizerinnen geht es darum, die Balance zu finden - zwischen Experimentieren und Selbstvertrauen aufbauen.

von Kristoffer Klein

Beim Blick aus dem Hotelfenster nahe der Innenstadt von Zürich erscheint die Europameisterschaft noch sehr weit weg. Aber trotz des ungemütlichen Regenwetters huscht Christian Wück ein Lächeln über das Gesicht, angesprochen auf sein erstes großes Turnier mit den DFB-Frauen im kommenden Sommer.

Gute Laune bei der deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen © IMAGO/Eibner-Pressefoto Foto: Memmler
AUDIO: DFB-Frauen testen in der Schweiz das EM-Feeling (1 Min)

"Ich freue mich unheimlich, dass wir jetzt schon ein bisschen dieses 'Feeling' miterleben dürfen, was dann hier in der Schweiz los sein wird", sagt der Bundestrainer vor dem Duell mit den EM-Gastgeberinnen im Letzigrund-Stadion.

Wück sieht ein "Nadelöhr" in der Abwehr

Noch sind es gut sieben Monate bis zum Turnierstart (2. bis 27. Juli 2025). Sieben Monate Zeit, die Wück, sein Trainerinnenteam und seine Nationalspielerinnen auch gut gebrauchen können. Denn nach den Abschieden von Kapitänin Alexandra Popp, Abwehrchefin Marina Hegering und der langjährigen Stammtorhüterin Merle Frohms Ende Oktober ist das DFB-Team weiter in einer Findungsphase.

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Der Bundestrainer will einen Kreis von 30 bis 40 Spielerinnen aufbauen, aus dem er dann im nächsten Jahr den Kader für die Nations League und vor allem für die Europameisterschaft benennen wird. "Von dieser Anzahl sind wir aber leider noch ganz weit weg", gibt der 51-Jährige zu. Er sieht vor allem in der Defensive ein "Nadelöhr".

Tatsächlich gibt es aktuell nur wenige Alternativen für die erfahrenen Spielerinnen wie Giulia Gwinn, Kathrin Hendrich, Felicitas Rauch oder Sara Doorsoun.

Essenerin Winkler debütiert im Tor

Ein Debüt wird es in Zürich auf der Torhüterin-Position geben: Sophia Winkler von der SGS Essen steht gegen die Schweiz erstmals für die A-Nationalelf zwischen den Pfosten. "Sie spielt sehr solide und passt nicht nur von ihren Fähigkeiten, sondern auch charakterlich super in die Mannschaft", lobt der Bundestrainer die 21-Jährige. "Ich hoffe, dass sie trotz ihrer Aufgeregtheit in der Lage ist ihre Leistung auf dem Platz zu zeigen."

Beim Länderspiel am Montag in Bochum gegen Italien (20.30 Uhr, live im Ersten) könnte dann die Frankfurterin Stina Johannes zu ihrem dritten Einsatz kommen, oder mit Bayerns Ena Mahmutovic eine weitere Debütantin auflaufen.

Die bisherige Stammtorhüterin Ann-Katrin Berger ist bei ihrem Club in den USA geblieben und wird zum Start der Nations League im Februar wieder dabei sein. Berger geht sicherlich als Favoritin auf den Platz als Nummer eins ins EM-Jahr, aber eine Entscheidung ist diesbezüglich noch nicht gefallen.

Zwei Geburtstagskinder erstmals im Kader

Für zwei Feldspielerinnen ist allein die erstmalige Nominierung für den A-Kader ein riesiger Erfolg. Die offensive Mittelfeldspielerin Alara Sehitler von Bayern München feierte am Mittwoch ihren 18. Geburtstag - und das direkt im Kreis ihrer neuen DFB-Kolleginnen. Für Flügelspielerin Cora Zicai vom SC Freiburg könnte es in Zürich sogar das Nationalelfdebüt als Geburtstagsgeschenk geben. Sie wird am Freitag 20 Jahre alt und verbringt den Abend - egal ob auf dem Rasen oder der Bank - im Letzigrund-Stadion, das wegen seiner vielen kerzenartigen Flutlichtmasten auf dem Dach passenderweise den Spitznamen "Geburtstagstorte" trägt.

"Wir wollen den jüngeren Spielerinnen die Chance geben", sagt der Bundestrainer zu seinem aktuellen Kader und liefert damit indirekt eine Erklärung, warum etwa die erfahrenen Sara Däbritz und Lina Magull dieses Mal nicht dabei sind.

Neues ausprobieren und trotzdem Ergebnisse liefern

Schon die ersten beiden Länderspiele der Ära Wück aber haben gezeigt, dass es bei einer solchen Findungsphase nicht ganz einfach ist, die Chancen und Risiken in Einklang zu bringen. Beim furiosen 4:3-Premierensieg im Londoner Wembleystadion gegen England boten die DFB-Frauen begeisternden Offensivfußball, offenbarten allerdings auch einige Schwächen in der Defensive. Die waren bei der anschließenden 1:2-Niederlage in Duisburg gegen Australien erneut zu sehen. Die Partie in Zürich wird für alle Mannschaftsteile eine große Herausforderung.

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Vorsicht vor den Schweizerinnen!

Die Schweizerinnen haben es in den Oktober-Länderspielen nicht nur geschafft, den Australierinnen ein Unentschieden abzutrotzen (1:1), sondern vor allem mit ihrem Sieg gegen Frankreich (2:1) für ein Ausrufezeichen gesorgt.

Insgesamt acht Bundesliga-Spielerinnen wurden nominiert. Auf der Bank sitzt seit Anfang des Jahres die schwedische Trainerinnen-Legende Pia Sundhage, die einst mit den USA zweimal olympisches Gold gewann. Sie soll die "Nati" auf die anstehende Heim-Europameisterschaft vorbereiten. Ein Turnier, bei dem auch Christian Wück und die DFB-Frauen in Bestform sein wollen. Dafür ist das direkte Duell in Zürich ein wichtiger Formtest.

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Sport aktuell | 29.11.2024 | 22:25 Uhr

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