Alexandra Popp bei ihrem letzten Einsatz im Trikot der Fußball-Nationalmannschaft © IMAGO / Schüler

Alexandra Popp mit emotionaler Abschiedsvorstellung im DFB-Trikot

Stand: 28.10.2024 20:18 Uhr

Alexandra Popp hat am Montagabend einen Schlussstrich hinter ihre lange und bewegte Karriere im Dress der Fußball-Nationalmannschaft gezogen. Im Testspiel des DFB-Teams in Duisburg gegen Australien lief die Allrounderin vom VfL Wolfsburg zum 145. und letzten Mal für Deutschland auf.

Ihre Abschiedsvorstellung im Trikot des Rekordeuropameisters dauerte genau 15 Minuten, dann wurde die 33-Jährige unter dem Jubel der Zuschauer gegen Nicole Anyomi von Eintracht Frankfurt ausgewechselt. Ein letztes Tor - es wäre ihr 68. gewesen - war der Wolfsburgerin zuvor nicht vergönnt gewesen. Doch das war an diesem Abend, an dem eine großartige Fußballerin und Persönlichkeit ihren Ausstand aus dem Nationalteam gab, völlig nebensächlich.

"Sie hinterlässt eine große sportliche und menschliche Lücke. Wir müssen schauen, dass wir auf und auch neben dem Platz diese Lücke schließen können. Sie ist eine absolute Führungsspielerin gewesen. Junge Mädchen haben wegen ihr das Fußballspielen angefangen. Und wenn man so etwas erreicht, dann hat man sehr, sehr viel richtig gemacht", sagte Bundestrainer Christian Wück im ZDF.

Er kassierte in seinem zweiten Spiel seine erste Niederlage. Die Partie ging überraschend mit 1:2 verloren. Beide Gegentreffer fielen dabei nach der Auswechslung von Popp.

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Für sie schloss sich am Montagabend der Kreis. Vor über 14 Jahren hatte Popp in Duisburg ihr Nationalmannschaftsdebüt gefeiert. Am 17. Februar 2010 wurde sie im Testspiel gegen Nordkorea (3:0) in der 69. Minute für Kim Kulig eingewechselt. Nun streifte sie in der Arena des in die Regionalliga abgestürzten Traditionsvereins MSV Duisburg das letzte Mal das Dress des DFB-Teams über.

Den Ort und Zeitpunkt ihres Abschied aus dem Nationalteam hat die 33-Jährige selbst gewählt. Der neue Bundestrainer Christian Wück hätte gerne mit der Olympiasiegerin von 2016 weitergearbeitet. Doch die aus Herten stammende Wahl-Wolfsburgerin ließ sich nicht mehr von ihm umstimmen. Sie begründete ihren Rücktritt damit, dass das "Feuer nun fast ausgebrannt sei".

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Popp hinterlässt große Lücke

Der Rekordeuropameister wird sich ohne die Ausnahmefußballerin sportlich ein Stück weit neu erfinden müssen. Ihre Präsenz, ihre Kopfball- und Willensstärke werden Deutschland gewiss fehlen. Aber auch als Persönlichkeit wird die 33-Jährige eine große Lücke bei der DFB-Auswahl hinterlassen.

"Sie steht für Power, für Wucht. Sie ist der Grund, warum Millionen von Mädchen anfangen wollen, Fußball zu spielen" sagte Nia Künzer, DFB-Sportdirektorin für Frauenfußball, über den Stellenwert von "Poppi" für den deutschen Fußball.

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Fans huldigen DFB-Ikone mit vielen Bannern

Das Duell mit den Australierinnen in Duisburg stand dementsprechend ganz im Zeichen des Abschieds von der äußerst populären und beliebten Allrounderin. Mit zahlreichen Bannern drückten die Fans ihre Zuneigung für die 33-Jährige aus. "Danke Poppi, du bleibst unvergessen" oder einfach nur "Danke Alex" stand auf den Plakaten und Pappen.

Popp führte das DFB-Team ein letztes Mal als Kapitänin aufs Feld. Bereits beim Gang auf den Rasen hinterließ sie einen sehr nachdenklichen Eindruck. Als die 33-Jährige an der Mittellinie angekommen war, schnaufte sie einmal kräftig durch und blickte mit leicht glasigen Augen ins weite Rund.

Künzer verabschiedet vor Anpfiff auch Hegering und Frohms

Bevor die Nationalhymnen ertönten, wurde Popp gemeinsam mit ihren Wolfsburger Mannschaftskameradinnen Marina Hegering und Merle Frohms, die ebenfalls jüngst aus dem Nationalteam zurückgetreten sind, von Sportdirektorin Künzer verabschiedet. Während Hegering und Frohms in zivil die Blumensträuße und Fotocollagen entgegennahmen, stand Popp noch ein letzter Einsatz im Dress der DFB-Auswahl bevor.

Welche Bedeutung die Nationalmannschaft in ihrem Leben eingenommen hat und wie wichtig es ihr war, sich gebührend von den Fans zu verabschieden, wurde deutlich, als die deutsche Nationalhmyne ertönte. Voller Inbrunst und mit geschlossenen Augen sang Popp mit. Und als die Musik verstummt war, hatte sie Tränen in den Augen.

Popp bleibt 68. Länderspiel-Tor verwehrt

Eine letzte Ansprache im Mannschaftskreis - und dann ging die 33-Jährige mit der Rückennummer elf auf dem Trikot ein letztes Mal für die Nationalmannschaft auf Torejagd. Der erhoffte 68 Treffer für Deutschland war ihr allerdings nicht gelungen, als sie die Kapitänsbinde nach 15 Minuten an Giulia Gwinn (FC Bayern München) weiterreichte und ergriffen alle Mitspielerinnen umarmte.

Die Kolleginnen hatten vorher ein Spalier gebildet für die Olympiasiegerin von 2016, die einige Wochen nach Bronze in diesem Sommer in Paris ihren Rücktritt verkündet hatte. Dass sie in Duisburg bereits in der ersten Hälfte vom Platz genommen werden würde, war zuvor abgesprochen. Beim VfL Wolfsburg wird die Allrounderin mindestens noch bis Sommer spielen. So ganz müssen die Fans also noch nicht auf das "Mentalitätsmonster" und die Vollblutfußballerin Alexandra Popp verzichten.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 28.10.2024 | 23:03 Uhr

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