HSV-Profi Andreas Nemeth (l.) wird für Robert Glatzel eingewechselt © Witters

Der HSV-Traum: Mit Offensivpower zurück in die Bundesliga

Stand: 18.02.2023 14:54 Uhr

In Robert Glatzel stellt der HSV, der am Sonntag Abstiegskandidat Arminia Bielefeld empfängt, den besten Torjäger dieser Zweitligasaison. Doch der 29-Jährige bekommt langsam Konkurrenz: "Mr. Effektiv" András Németh sitzt ihm im Nacken.

Diese Zahlen lassen aufhorchen: 29 Einsatzminuten, 13 Ballkontakte, zwei Treffer. Das ist der bisherige Arbeitsnachweis von Németh im Trikot des Hamburger SV. Der Winter-Neuzugang hat bisher genau das abgeliefert, was sich die HSV-Verantwortlichen von ihm erhofft hatten.

Als Back-Up von Rekord-Torschütze Robert Glatzel verpflichtet, stellt sich der Ungar in den Dienst der Mannschaft. Und wenn er gebraucht wird, ist er zur Stelle, und zwar ohne die oft zitierte Eingewöhnungszeit. Wie zuletzt beim 3:3 in Heidenheim, als der erst 20-Jährige nach seiner Einwechslung den Anschlusstreffer zum 1:3 erzielte und damit die furiose Aufholjagd einläutete.

Entspannte Personallage vor dem Spiel in Bielefeld

Dass Nemeth am Sonntag gegen Bielefeld (13.30 Uhr, im NDR Livecenter) über die Jokerrolle hinauskommt, ist trotz seiner bisherigen Erfolgsbilanz aber unwahrscheinlich. "Bei uns ist es so, dass wir einen Konkurrenzkampf unter Freunden haben. Und es geht nicht darum, dass der eine besser sein will als der andere, sondern dass wir als Team jede Woche besser sein wollen", sagte Trainer Tim Walter in Bezug auf die entspannte Personallage vor dem Duell mit der Arminia.

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Walter: "Man darf uns nie abschreiben"

Walter erwartet einen Gegner mit "individueller Qualität" und ein Spiel, in das der HSV "mit breiter Brust" gehen wird. "Wir haben gezeigt, dass man uns nie abschreiben darf", sagte Walter und meinte damit die jüngste Partie in Heidenheim. Dieses denkwürdige Spiel klingt im Volkspark noch immer nach.

Der Coach zieht vor allem positive Dinge daraus. Zum ersten Mal seit fast 46 Jahren holte der HSV in einem Pflichtspiel einen Drei-Tore-Rückstand auf und zeigte dabei bekannterweise etwas, das im Kampf um den Aufstieg noch entscheidend sein kann: Moral.

"Die Menschen haben Spaß daran, zu uns zu kommen. Sie wollen Spektakel sehen. Der Dino liefert großes Kino."         Tim Walter

Auf den "neuen" HSV wartet nun Bielefeld

Diese Aufholjagd stehe für den "neuen" HSV, wie Walter immer wieder betont. Kein Zaudern, nichts soll die Rothosen in diesem Jahr auf den letzten Metern aus der Bahn werfen. Der Bundesliga-Aufstieg ist (einmal mehr) fest eingeplant. Und die Zahlen sprechen dafür, dass das Unterfangen gelingt.

Mit 41 Zählern nach 20 Spielen haben die Hamburger ihren Vereinsrekord in der Zweiten Liga eingestellt. Der HSV hat sieben Zähler mehr auf dem Konto als zum vergleichbaren Zeitpunkt in der vergangenen Saison. Und gegen den Drittletzten der Tabelle wartet nun zumindest auf dem Papier eine Pflichtaufgabe. Die Ostwestfalen ringen um den Klassenverbleib, gewannen allerdings ihre letzten beiden Auswärtsspiele in Paderborn und Regensburg.

Von Störgeräuschen nicht beeinflussen lassen

Der HSV ist jedoch ein anderes Kaliber: Seit dem Abstieg 2018 träumt der Verein von der Rückkehr ins Fußball-Oberhaus. Und der Traum nimmt zusehends konkrete Formen an. Denn auch die zahlreichen Nebengeräusche wie der Doping-Prozess gegen Verteidiger Mario Vuskovic, der Autocrash mit anschließender Fahrerflucht von Mittelfeldmann Jean-Luc Dompé oder der Führungsstreit im Aufsichtsrat haben offenbar keinen Einfluss auf die sportlichen Belange.

"Es ist auch die Art und Weise, wie wir auftreten. Wir haben viel mehr Vertrauen ineinander. Die Jungs haben viel mehr Vertrauen in die eigene Stärke." Tim Walter

Offensiv-Power: Schon 38 HSV-Tore

Der HSV rollt mit voller Offensivkraft auf die entscheidende Phase der Saison zu: 38 erzielte Tore - nur Paderborn bringt es auf mehr in dieser Spielzeit. Vor allem Toptorjäger Glatzel ist dafür verantwortlich (14 Saisontreffer). Nur gegen zwei aktuelle Zweitligateams hat der 29-Jährige in seiner Karriere noch nicht getroffen: Magdeburg und - Bielefeld. Am Sonntag, im achten Pflichtspiel gegen die Ostwestfalen, soll der Bielefeld-Fluch enden.

Németh-Verpflichtung macht sich bezahlt

Aber selbst, wenn Glatzel mal nicht trifft: In Németh hat der HSV jemanden, der ihn adäquat ersetzen kann. Drei Kurzeinsätze, zwei Torschüsse, zwei Treffer. An Effektivität ist der in Südafrika geborene Shootingstar kaum zu überbieten.

Dass Németh, der im Winter vom KRC Genk kam, sofort da ist, wenn man ihn braucht, bewies er auch schon in der Nationalmannschaft. Bei seinem A-Länderspiel-Debüt für Ungarn gegen Luxemburg im November vergangenen Jahres traf er neun Minuten nach seiner Einwechslung. Némeths Verpflichtung hat sich schon jetzt für den HSV bezahlt gemacht. Im Volksparkstadion hat er allerdings noch nicht getroffen. Vielleicht gelingt ihm das ja am Sonntag gegen Bielefeld - dann vermutlich wieder als Edel-Joker.

Mögliche Aufstellungen:

Hamburger SV: Heuer Fernandes - Heyer, David, Schonlau, Muheim - Meffert - Reis, Benes - Jatta, Glatzel, Dompé
Arminia Bielefeld: Fraisl - Ramos, Andrade, Oczipka - Klünter, Lepinjica, Bello - Vasiliadis, Okugawa, Hack - Serra

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 19.02.2023 | 22:50 Uhr

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