Kiels Fußballer Fin Porath sitzt enttäuscht auf dem Rasen. © IMAGO / Claus Bergmann

Kiel zwischen Quarantäne, Aufstiegstraum und Verletzungsgefahr

Stand: 13.04.2021 13:30 Uhr

Die Zweitliga-Fußballer von Holstein Kiel befinden sich erneut in Corona-Quarantäne. Der große Traum vom Bundesliga-Aufstieg droht angesichts der bevorstehenden Terminhatz zu zerplatzen - auch wegen der erhöhten Verletzungsgefahr.

Bis zum 20. April dürfen die KSV-Profis nur zu Hause trainieren. Danach stehen für den Tabellenvierten innerhalb von viereinhalb Wochen acht Punktspiele und das DFB-Pokal-Halbfinale am 1. Mai bei Borussia Dortmund an. Ein Mammutprogramm, in dem Jan Eßer von der Ostsee-Sportklinik Bad Schwartau eine erhöhte Verletzungsgefahr für die Fußballer sieht: "Die Spieler verlieren in der Quarantäne an Substanz. Man muss sehr genau schauen, ob das mit einer vernünftigen Belastung zu steuern ist. Im Endeffekt besteht das ja nur noch aus Spiel - Regeneration - Spiel. Da ist ein vernünftiges Training überhaupt nicht mehr möglich", sagte der Sportmediziner dem NDR.

"Der DFB sollte sich schon fragen, ob das noch den Wettbewerbs-Modalitäten entspricht und einen fairen Wettbewerb darstellt." Sportmediziner Jan Eßer

KSV-Präsident Schneekloth: "Keine Ungleichbehandlung"

"Klar ist, dass das ein strammes Programm werden wird", sagte KSV-Präsident Steffen Schneekloth den Zeitungen des "s:hz"-Verlages, der gleichwohl von einer Ungleichbehandlung nichts wissen will. Neben den Kielern befinden sich aktuell auch die Mannschaften des Karlsruher SC und des SV Sandhausen in Quarantäne.

In der Ersten Liga ist derzeit kein Team von solchen Maßnahmen betroffen - trotz zuletzt einiger Positiv-Fälle. Schneekloth, auch Vizepräsident der Deutschen Fußball Liga (DFL), verwies darauf, dass die örtlichen Gesundheitsämter entscheiden. "Vielleicht macht es den Anschein, dass etwas hier und da ungleich ausgelegt wird", sagte er. Aber: "Jeder Fall ist individuell zu bewerten."

"Ich rede nicht von großen Aufstiegsträumen, sondern davon, dass man es schafft, von schweren Verletzungen verschont zu bleiben und am Ende des Tages in den Spiegel schauen zu können und zu sagen: Man hat alles, was möglich war unter diesen Umständen, aus sich rausgeholt." KSV-Trainer Ole Werner

Geplantes Saisonende "oberstes Ziel"

Schneekloth hofft, dass die Zweitliga-Saison trotz der Häufung von Corona-Fällen wie vorgesehen beendet wird. Das sei "oberstes Ziel". Noch sei es möglich, "die verbleibenden Spieltage zu absolvieren, wenn auch für die KSV Holstein ausschließlich mit englischen Wochen".

Viel Spielraum für Verlegungen von Partien bleibt der DFL nicht. Der letzte Spieltag ist für den 23. Mai vorgesehen, die Relegationsduelle zur Bundesliga für den 26. und 29. Mai. Schon am 31. Mai beginnt die Abstellungsperiode für die EM-Endrunde (11. Juni bis 11. Juli). 

Werner: "Eine harte Nuss für alle"

Holstein-Coach Ole Werner sorgt sich nicht nur um die Fitness und Gesundheit seiner Spieler, sondern auch um die Psyche: "Das ist eine harte Nuss für alle, die jetzt innerhalb von sechs Wochen vier in den eigenen Wänden verbringen müssen. Zum Teil komplett alleine." Wegen positiver Coronafälle befinden sich die "Störche" bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen in Quarantäne, einige Profis machen schon zum dritten Mal in dieser Saison eine Isolation durch, mit Training nur im Homeoffice.

"Von großen Träumen" will Werner angesichts der vertrackten Situation nicht mehr reden. Vielmehr gehe es für die Kieler jetzt darum, "von schweren Verletzungen verschont zu bleiben und am Ende des Tages in den Spiegel schauen zu können und zu sagen: Man hat alles, was möglich war unter diesen Umständen, aus sich rausgeholt."

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 12.04.2021 | 19:30 Uhr

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