Coach Kocak wütet gegen Team: "Nicht 96-würdig"
Bei Hannover 96 herrscht vor dem Zweitliga-Nordduell am Sonntag (13.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) mit Holstein Kiel dicke Luft. Coach Kenan Kocak kritisiert seine Mannschaft scharf.
Die erste Trainingseinheit nach der 1:2-Pleite am vergangenen Sonntag beim Schlusslicht Würzburger Kickers hatte es für Hannovers Fußballer in sich. 120 Minuten lang scheuchte sie Kocak am Mittwochnachmittag über den Platz. Unter anderem standen für das kickende 96-Personal fünf Sprint-Serien mit jeweils 20 Läufen über 30 Meter auf dem Programm, nachdem es zuvor bereits kräftezehrende Eins-gegen-eins-Duelle auf kleine Tore ausgetragen hatte.
Völlig erschöpft schlichen Kapitän Dominik Kaiser und Co. anschließend in die Kabine, während ihr Coach seinem Ärger über die Niederlage in Würzburg im Gespräch mit Hannoveraner Pressevertretern noch einmal Luft machte. Und wie.
96-Patron Kind schweigt - noch...
"Man kann Spiele verlieren und mal einen schlechten Tag haben. Aber man sollte würdig sein, das 96-Trikot zu tragen. Wenn man das Spiel am Sonntag Revue passieren lässt, dann müssen wir sagen, das war in keinster Weise 96-würdig", sagte der 39-Jährige. So hart hatte Kocak seine Mannschaft seit seinem Amtsantritt bei den "Roten" im November des vergangenen Jahres öffentlich noch nicht kritisiert. Seine Worte zeugen zum einen von großer Verärgerung über den blutleeren Auftritt am Main. Zum anderen sind sie gewiss ein Versuch, das individuell stark besetzte Team endlich aufzurütteln.
Denn wenn die Niedersachsen nicht in absehbarer Zeit ihre Auswärtsschwäche (vier Partien, vier Pleiten) ablegen, könnte das vom mächtigen Mehrheitsgesellschafter Martin Kind ausgerufene Saisonziel Aufstieg schon bald in weite Ferne rücken. Und dann dürfte es fraglos auch für Kocak ungemütlich an der Leine werden.
Keine Rücksicht mehr auf Namen
Also zieht der Übungsleiter vor dem Duell mit den seit vier Partien sieglosen Kielern die Zügel an. "So darf man sich nicht präsentieren, vor allem nicht, wenn man zur Halbzeit 1:0 führt. Das ist nicht das, wofür wir stehen und was uns in den letzten Monaten stark gemacht hat", sagte der 39-Jährige. Er kündigte an, ab sofort keine Rücksicht mehr auf Namen zu nehmen: "Halbe Sachen mache ich nicht mehr mit. Entweder 100 Prozent oder gar nicht - egal, wie er heißt, und welchen Status er hat."