Hannover 96: Auswärts-Fluch hält an, Trainer "verhext"
Zweitligist Hannover 96 hat mit dem 1:2 (1:0) bei Schlusslicht Würzburg seinen Auswärts-Komplex gepflegt. Null Punkte in der Fremde sind eine desaströse Zwischenbilanz für den Aufstiegsanwärter. Trainer Kenan Kocak litt im Hotelbett.
Kocak hatte nach Clubangaben am Sonntagvormittag beim Kofferpacken einen Hexenschuss erlitten. Die Schmerzen im Rücken waren offenbar so schlimm, dass der Coach die Partie vor dem Fernseher im Hotel verfolgen musste. Und so kam es, dass Bernhard Trares auf Würzburger Seite bei seinem Debüt auf der Trainerbank mit Kocaks Co-Trainer Arif Saric als Gegenüber vorliebnehmen musste.
Ducksch erzielt Führung - Munsy hilft mit
Zu Kocaks körperlichen Beschwerden gesellte sich bald schon ein Unwohlsein darüber, wie schwer sich seine Mannschaft beim bis dahin noch sieglosen Tabellenletzten tat. Nachdem Hannover bei einem überhasteten Abschluss des Würzburger Debütanten Dominik Meisel zunächst noch das Glück zur Seite gestanden hatte (14.), brachte eine Standardsituation die Gäste auf Kurs. Patrick Twumasi flankte von der rechten Seite auf den Kopf von Marvin Ducksch. Würzburgs Stürmer Ridge Munsy hatte sich in den eigenen Strafraum verirrt und fälschte den Ball mit dem Knie unhaltbar für seinen Torwart Fabian Giefer ins eigene Tor ab (17.). Nach langem Hin und Her wurde der Treffer Ducksch gutgeschrieben, der damit sein Torekonto in dieser Saison auf drei aufstockte.
Flecker hat zweimal den Ausgleich auf dem Fuß
Ein "Dosenöffner" war die 1:0-Führung beileibe nicht. Denn was folgte, war dreckige Zweitliga-Arbeit statt Fußballkunst. Und Würzburg war dabei nicht so unterlegen, wie es der Tabellenplatz der Unterfranken suggeriert. An seinem 33. Geburtstag musste 96-Torwart Michael Esser in der 33. Minute erstmals ernsthaft eingreifen, als er einen Freistoß aus 20 Metern von Florian Flecker erst im Nachfassen unter Kontrolle bekam. Vier Minuten später setzte Flecker einen Volleyschuss von der Strafraumgrenze knapp neben den linken Pfosten.
Munsy und Kopacz drehen das Spiel
Dass Kocak kurz nach der Pause nicht mehr nur heftige Schmerzen im Rücken verspürt haben dürfte, lag am mittlerweile zwar verdienten, aber aus 96-Sicht unnötigen Ausgleich. Als der Würzburger Kapitän Patrick Sontheimer einen langen Ball von Robert Herrmann durch die Beine passieren ließ, narrte er damit nicht nur seinen Bewacher Simon Falette, sondern auch Niklas Hult. Munsy bedankte sich und ließ sich die Gelegenheit zum 1:1 - diesmal vor dem richtigen Tor - nicht nehmen (53.).
Und es kam noch schlimmer für die Niedersachsen, als sie in einen Konter liefen und das 1:2 durch David Kopacz kassierten (74.). Gemessen an den Ansprüchen, die Hannover vor der Saison formuliert hat, war es erschreckend zu sehen, wie wirkungslos 96 in dem Bemühen blieb, die Partie noch zu drehen. Esser verhinderte gegen Sontheimer sogar noch ein drittes Gegentor (86.).
In dieser Form kann Hannover am kommenden Sonntag im Nordduell mit dem Tabellensechsten Holstein Kiel nicht bestehen. "Das müssen wir schlucken, jetzt wird es sehr ungemütlich", sagte 96-Kapitän Dominik Kaiser dem NDR.