Bundesligastart: Wolfsburg will Titel, Bremen nicht absteigen
Die Frauen-Bundesliga startet am Freitag in die neue Saison. Aus dem Norden mit dabei: der SV Werder Bremen und der VfL Wolfsburg. Die "Wölfinnen" wollen nach Platz zwei in der vergangenen Spielzeit die Meisterschaft holen. Dauerrivale Bayern München aber hat kräftig aufgerüstet.
Der Aufgalopp in die neue Saison ist dem VfL am vergangenen Sonntag mit dem Einzug in die nächste Pokalrunde ergebnistechnisch geglückt. Abgesehen davon aber bot das mühevolle 2:0 in Potsdam aus Wolfsburger Sicht nur wenig Anlass zur Freude. Die Mannschaft von Trainer Tommy Stroot tat sich gegen den Bundesliga-Absteiger unerwartet schwer und musste zudem die schwere Kreuzband-Verletzung von Stürmerin Rebecka Blomqvist verdauen.
"Wir brauchen über Ziele nicht zu sprechen." VfL-Trainer Tommy Stroot
Ungeachtet dessen sagt der Coach vor der neuen Spielzeit: "Wir brauchen über Ziele nicht zu sprechen." Und spricht damit wie Kapitänin Alexandra Popp, Torhüterin Merle Frohms und Flügelstürmerin Sveindis Jane Jonsdottir davon, Titel holen zu wollen. Und nur nicht wieder wieder Zweiter zu werden - wie in der zurückliegenden Meisterschaft. Oder im Champions-League-Finale, als man gegen den FC Barcelona in Eindhoven eine 2:0-Führung noch aus der Hand gab und am Ende mit leeren Händen dastand.
Die Frage nach dem ersten Pflichtspiel der Saison ist: Wie kommt das mit deutschen Nationalspielerinnen gespickte Team, von denen viele beim blamablen WM-Vorrunden-Aus im Kader der DFB-Elf standen, in der Liga aus den Startlöchern? Wie gehen die Spielerinnen mit der Häufung an Enttäuschungen aus Frühjahr und Sommer um?
In Potsdam jedenfalls war noch mächtig Sand im Getriebe des VfL-Motors. Die "Wölfinnen" schafften es kaum, die Turbine-Defensive in Bewegung zu bringen, das Spiel wirkte statisch und gehemmt. Einer gelungenen Standardsituation - Freistoß Felicitas Rauch, Kopfballtor Lena Oberdorf - und einer schönen Vorarbeit von Stürmerin Ewa Pajor, die Jule Brand verwertete, war der Erfolg in Brandenburg zu verdanken.
Wolfsburg mit neun Neuzugängen
Pajor und Brand sind es auch, von denen Kapitänin Popp glaubt, dass sie sich in der kommenden Saison nochmal weiterentwickeln werden. Und auch weiterentwickeln müssen, will der VfL seine Ziele erreichen. Die Niedersächsinnen müssen eigentlich nur den Abgang von Jill Roord zu Manchester City verkraften. Die übrigen Akteurinnen spielten in Wolfsburg zuletzt keine größere Rolle.
Im Gegenzug wurden neun neue Spielerinnen geholt. Unter anderem konnte die deutsche Nationalspielerin Chantal Hagel von Hoffenheim, Tabellenvierter der Vorsaison, nach Wolfsburg gelockt werden. Zudem wurde Linksverteidigerin Nuria Rábano (24, ein A-Länderspiel für Spanien) vom FC Barcelona verpflichtet.
Bundesliga-Erfahrung bringen die Schweizer Nationalspielerin Riola Xhemaili (20, SC Freiburg), Camilla Küver (20, Eintracht Frankfurt) und Vivien Endemann (22, SGS Essen) mit. Sie haben genauso wie die niederländische Stürmerin Fenna Kalma (23, FC Twente) noch Entwicklungspotenzial. Die Ex-Bremerin Anneke Borbe und die ehemalige Nationalspielerin Lisa Schmitz (HSC Montpellier) besetzen künftig die Kaderposten hinter der gesetzten Torhüterin Merle Frohms.
Stroot glaubt, mit den Neuzugängen "jede Position noch klarer doppelt besetzt" zu haben: "Das ist für uns ein Riesenvorteil, sodass wir unser System von Spieltag zu Spieltag weniger verändern müssen."
"Ich kann mich nicht vor die Mannschaft stellen und sagen, wir wollen Zweiter werden." Ralf Kellermann, Direktor Frauenfußball in Wolfsburg
Denn die Konkurrenz aus dem Süden schläft nicht, die Münchnerinnen haben kräftig auf dem Transfermarkt zugeschlagen: Das Weltklasse-Duo Pernille Harder (Dänemark) und Magdalena Eriksson (Schweden) stieß vom FC Chelsea zum Team der englischen Vize-Weltmeisterin Georgia Stanway.
VfL-Kapitänin Popp, frisch gekürte Fußballerin des Jahres, sagt angesichts der nochmals gesteigerten Qualität des Bayern-Kaders, dass ihr Team sich vor allem über "Teamgeist, Mentalität und Siegeswille" definieren wolle. Und Ralf Kellermann, Direktor des Frauenfußballs in Wolfsburg, macht klar: "Ich kann mich nicht vor die Mannschaft stellen und sagen, wir wollen Zweiter werden. Die Bayern gehen als Topfavorit in die Saison, haben sich prominent verstärkt, aber wir stellen uns dem, dass wir mit der Mannschaft das Ziel haben, Deutscher Meister zu werden."
Schweres Auftaktprogramm für den VfL
Vor dem Ligastart sind mit Blick auf die Spitze also wieder alle Augen auf das Dauerduell zwischen den Bayern und dem VfL gerichtet. Die beiden Teams haben seit 2013 alle Titel unter sich ausgemacht. Das erste Duell der beiden Schwergewichte im deutschen Frauenfußball ist noch nicht genau terminiert, wird aber am 6. Spieltag rund um den 5. November in München stattfinden.
Zunächst aber gilt der Fokus dem Auftaktprogramm, denn auch das hat es für die "Wölfinnen" in sich: Zum Start geht es am Sonntag (16 Uhr) gegen den Fünften der Vorsaison, Bayer Leverkusen. Nach der Länderspielpause kommt es Anfang Oktober zum Wiedersehen mit Wolter und dem Duell mit der ambitionierten Eintracht (1. Oktober, 14 Uhr). Die Frankfurterinnen landeten vergangene Saison mit drei Punkten Rückstand auf den VfL auf Rang drei und dürften durch das Weiterkommen im Champions-League-Qualifikationsturnier gegen Juventus Turin am vergangenen Wochenende zusätzlich beflügelt sein.
Für Werder Bremen geht es um den Klassenerhalt
Am anderen Ende der Liga wird es für den SV Werder auch in der vierten Bundesliga-Spielzeit in Folge vor allem um den Klassenerhalt gehen. Immerhin: Vergangenes Jahr klappte das mit sechs Siegen, fünf Unentschieden und elf Niederlagen auf Rang acht so souverän wie nie zuvor. Vier Punkte Abstand hatte die Mannschaft von Trainer Thomas Horsch am Ende auf den ersten Absteiger SV Meppen.
"Wir gehen mit einem übergeordneten Ziel in die Saison: Wir wollen Werder dauerhaft in der Bundesliga etablieren", sagte Horsch mit Blick auf die neue Spielzeit auf der Vereinshomepage, betonte aber zugleich: "Wir wissen, dass es immer wieder ein Überlebenskampf ist und von daher geht es für mich nur um den Klassenerhalt.“
Die Bremerinnen haben sich in Abwehrspielerin Juliane Wirtz, die von Bayer Leverkusen kam und mit 22 Jahren bereits 89 Bundesliga-Partien bestritten hat, und der kolumbianischen WM-Torhüterin Catalina Perez (28) verstärkt, um das Projekt Klassenerhalt anzugehen. "Wir haben uns auf einigen Positionen verstärkt. So wie der Kader jetzt ist, bin ich sehr zufrieden", sagte Horsch.
Nach dem 3:0 im Pokal gegen Zweitligist Mönchengladbach geht es zum Ligaauftakt am Sonnabend zu Aufsteiger Nürnberg (14 Uhr). Eine gute Standortbestimmung, bevor nach der Länderspielpause am 30. September die TSG Hoffenheim an die Weser kommt (14 Uhr).