Eintracht Braunschweig gegen HSV: "Wir können jedem Team wehtun"
Mit dem souveränen Sieg in Osnabrück hat sich Eintracht Braunschweig eine gute Ausgangslage im Zweitliga-Abstiegskampf erarbeitet. Die wollen die "Löwen" heute mit einem weiteren Erfolg über den angeschlagenen HSV weiter verbessern.
Wenn im Fußball von parkenden Bussen gesprochen wird, ist damit häufig eines gemeint: Dass eine Mannschaft, meist die vermeintlich schwächere und in der Tabelle schlechter platzierte, sehr viele Spieler rund um den eigenen Strafraum positioniert, damit das Spiel des Gegners sich festfährt, bevor der zu Chancen kommt.
Auch die Niedersachsen zeichnet seit der Amtsübernahme von Trainer Daniel Scherning ihre defensive Stabilität aus - spätestens seit Beginn des Jahres. Mit nur zehn Gegentreffern in bislang 13 Partien stellt der BTSV in der Rückrunde die beste Defensive der Liga. Nur greift es angesichts des mittlerweile phasenweise auch sehr ansehnlichen und schnellen Umschalt- und Konterspiels der Niedersachsen zu kurz, sie darauf zu reduzieren.
Kraußes Bus-Analogie auf das BTSV-Spiel: parken und fahren
Einer der Strategen und Organisatoren des Braunschweiger Erfolgs auf dem Platz ist Mittelfeldabräumer Robin Krauße. Und der fand nach dem starken 3:0 an der Bremer Brücke angesichts der dortigen baulichen Gegebenheiten eine etwas andere - augenzwinkernde - Bus-Analogie für das Spiel des Teams: "Es war ein sehr souveräner Sieg, so ähnlich wie 'Bussi' heute den Mannschaftsbus in dieser engen Einfahrt hier geparkt hat. So souverän haben wir den Sieg dann auch nach Hause gefahren", sagte er in einer Mischform aus Spielanalyse und Lob für BTSV-Busfahrer Christian "Bussi" Skolik.
Das "Parken" - die Engmaschigkeit der Defensive - und das "Fahren" - die zunehmende Explosivität in den offensiven Abläufen -, es sind die Bilder des Eintracht-Erfolgs. Eine Art "Stop and go" als Stil, der weiteres Selbstvertrauen für die verbleibenden Partien bringt, wie Mittelfeldspieler Johan Gomez, der in Osnabrück stark gespielt und seinen dritten Saisontreffer per schönem Volley erzielt hatte, unter der Woche sagte: "So ein Tag war super. Hinten stand die Null, vorne haben wir drei Treffer erzielt. Das hilft uns beim Torverhältnis und es war ein großer Schritt auf dem Weg in Richtung Klassenerhalt."
Gomez erwartet vom HSV "Vollgas von der ersten Minute an"
Dennoch richtete der US-Amerikaner bei aller Freude über eins der besten Saisonspiele den Blick schnell nach vorne auf die Begegnung heute gegen den HSV (13 Uhr, im NDR Livecenter): "Auf uns wartet jetzt ein ganz anderer Gegner. Der VfL ist eine komplett andere Mannschaft als der HSV."
Die Hamburger, die als Tabellenvierter zum sechsten Mal den Aufstieg in die Bundesliga zu verpassen drohen, erwartet er "mit viel Mut und Wille, sie werden von der ersten Minute an Vollgas geben", sagt Gomez. Das auch, weil es für den HSV zwar "nicht die letzte Chance auf den Relegationsplatz" sei, "aber eine der letzten".
"Für uns ist es eine große Möglichkeit, drei Punkte zu holen und weiter an unserer Mission zu arbeiten." BTSV-Mittelfeldspieler Johan Gomez
Der 22-Jährige glaubt, dass ein frühes Tor "sicherlich ihr Ziel" ist. Er weiß aber auch um die eigenen defensiven Qualitäten: "Steht es lange 0:0, wird es immer schwerer" für den Gegner - zumal einen angeschlagenen wie die "Rothosen". Das erhöht im Gegenzug die Chancen der Eintracht. "Für uns ist es auch eine weitere große Möglichkeit, gemeinsam mit unseren Fans drei Punkte zu holen und weiter an unserer Mission zu arbeiten. Ich erwarte einen großen Kampf."
Scherning trifft auf seinen ehemaligen Cheftrainer Baumgart
Für Coach Daniel Scherning ist es kein alltägliches Spiel, geht es in Steffen Baumgart schließlich gegen seinen ehemaligen Cheftrainer. Baumgart als Chef und Scherning als Co-Trainer arbeiteten von 2016 bis 2021 in Paderborn zusammen. Sie führten den SCP 2018 in die 2. Bundesliga und ein Jahr später in die Bundesliga. "Wir kennen uns sehr gut. Wir haben sehr intensiv und erfolgreich zusammengearbeitet", erinnerte sich Scherning zurück. "Wir haben uns, glaube ich sehr, sehr gut ergänzt."
Fast drei Jahre nach dem Ende ihrer Zusammenarbeit kommt es zu einem Wiedersehen am Spielfeldrand. "Dass wir uns dann so schnell auf einer Ebene irgendwie in einem direkten Duell wiedersehen, war damals vielleicht nicht ganz so zu erwarten", sagte Braunschweigs Trainer. "Ich wünsche ihm, dass er mit dem HSV dann auch seine Ziele erreicht." Nur solle Baumgart damit erst am Sonntag weitermachen. "Am Samstag wollen wir schon auch das Spiel gewinnen und die drei Punkte hier behalten."
Statistik spricht für den HSV, der Trend für die Eintracht
Die Statistik - der HSV hat alle bisherigen fünf Zweitliga-Begegnungen gegen die "Löwen" gewonnen - spricht für die Hamubrger, der aktuelle Trend für die Braunschweiger. "Wir wissen, dass wir jedem Team in der Liga mit unserer Art und Weise Fußball zu spielen, weh tun können", sagte Scherning. Dafür wird es wichtig sein, bei den Erfolgsfaktoren der vergangenen Monate zu bleiben.
Faktoren, die die Eintracht noch vor dem nächsten Gegner zum sechstbesten Team der Rückrunde gemacht haben: Geduldig aus einer gesicherten Defensive heraus spielen - und wie in Osnabrück nach vorne gierig bleiben. Parken und fahren. Stop and go. Ob nun im Bus oder auf dem Platz.
Mögliche Aufstellungen:
Eintracht Braunschweig: Hoffmann - Kurucay, Bicakcic, Decarli - Rittmüller, Krauße, Donkor - Kaufmann, Helgason - Gomez, Philippe
Hamburger SV: Raab - van der Brempt, Hadzikadunic, Schonlau, Muheim - Meffert - Reis, Pherai - Königsdörffer, Glatzel, Dompé