3:2 bei Arsenal: Wolfsburger Fußballerinnen im Champions-League-Finale
Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg stehen im Endspiel der Champions League. Der Bundesligist gewann das Halbfinal-Rückspiel beim Arsenal WFC mit 3:2 nach Verlängerung, nachdem das erste Duell 2:2 ausgegangen war.
Vor 60.063 Zuschauerinnen und Zuschauern an der Hornsey Road - Rekordkulisse für ein Vereinsspiel im Frauenfußball in England - waren Jill Roord (41.), die von einer Wadenverletzung genesene Kapitänin Alexandra Popp (58.) und Pauline Bremer (119.) am Montagabend für das Team von Coach Tommy Stroot erfolgreich. Stina Blackstenius (11.) und Jennifer Beattie (75.) trafen für den englischen Vizemeister.
"Es war ein super spannendes Spiel. Es ging hin und her - es war eine Achterbahnfahrt. Wir sind jetzt einfach nur super glücklich, im Finale zu sein. Es ist ein überragendes Gefühl, ich kann es kaum in Worte fassen, sagte Siegtorschützin Bremer.
Im Endspiel wartet der FC Barcelona
Im Endspiel am 3. Juni in Eindhoven trifft der VfL auf den FC Barcelona, der sich in der Vorschlussrunde gegen Chelsea (1:0 und 1:1) durchsetzte. "Wir wissen, was auf uns zukommt und freuen uns brutal auf das Finale", erklärte Popp. Die Olympiasiegerin war bei den bisher zwei "Köningsklassen"-Triumphen der Wolfsburgerinnen 2013 und 2014 dabei. Nun träumt die 32-Jährige von ihrem dritten Champions-League-Sieg.
VAR sorgt für unnötige Spielunterbrechung
Die Partie war kaum angepfiffen, da war sie schon wieder unterbrochen (3.). Schuld daran trug ein Mann. Sein Name: Paolo Valeri. Seine Funktion: Video-Schiedsrichterassistent. Der Italiener hatte der Unparteiischen Lina Lehtovaara mitgeteilt, dass Arsenals Verteidigerin Lotte Wubben-Moy im Strafraum der Londonerinnen der Ball an die Hand gesprungen war. Das hatte Valeri richtig erkannt, sodass sich Lehtovaara die Szene auf dem Bildschirm anschaute. Auch die Finnin hätte nach Sichtung des Bewegtbildes auf Strafstoß für Wolfsburg entscheiden müssen, wenn VfL-Offensivfrau Sveindís Jane Jónsdóttir denn nicht Sekunden vor der strittigen Szene im Abseits gestanden hätte.
Also gab es Freistoß für die Gastgeberinnen. Es blieb die Frage, warum Valeri Lehtovaara auf das Handspiel aufmerksam machte, obwohl er doch gesehen haben musste, dass es zuvor die Abseitsstellung von Jónsdóttir gegeben hatte.
Blackstenius bringt Arsenal in Führung
Nach der letztlich völlig überflüssigen fast drei Minuten langen Unterbrechung liefen die Niedersächsinnen die Arsenal Ladies sehr hoch an. Die "Wölfinnen" wollten beim englischen Vizemeister Fehler provozieren - und machten dann selbst welche. In der elften Minute verlor Lena Oberdorf zunächst im Mittelfeld den Ball, Sekunden später waren sich Kathrin Hendrich und Keeperin Merle Frohms nach einem feinen Pass in die Tiefe von Lia Wälti nicht einig, wer das Zuspiel aus der Gefahrenzone befördern sollte.
Das kurze Zögern hatte fatale Folgen. Denn von hinten kam Blackstenius angerannt und setzte Hendrich so unter Druck, dass diese den Ball schließlich unfreiwillig an Frohms vorbeispitzelte. Arsenals schwedische Stürmerin brauchte nur noch zum 1:0 einschieben.
Frohms verhindert das 0:2
Die Wolfsburgerinnen schüttelten den Schreck über das unglückliche Gegentor aber rasch aus den Kleidern. Das Stroot-Team spielte ruhig und gefällig nach vorne und hatte dabei eine gute Balance zwischen Risiko und Vorsicht in seinen Aktionen. Denn gegen die phasenweise sehr tief in der eigenen Hälfte stehenden Londonerinnen, die auf Umschaltmomente lauerten, waren Ballverluste sehr gefährlich. Das Zustandekommen von Arsenals Führung war dem VfL eine Warnung.
Bis zur Halbzeit ließen die Niedersächsinnen aus dem Spiel heraus keine Arsenal-Chance mehr zu. Kritisch wurde es für sie vor dem Pausenpfiff nur noch einmal, als Blackstenius nach einem Eckstoß zum Abschluss kam, Frohms den zweiten Treffer der 27-Jährigen jedoch verhindern konnte (30.).
Roord erzielt verdienten Ausgleich
Ein 2:0 hätte aber auch nicht dem Spielverlauf entsprochen. Das 1:1, das zur Halbzeit von der Anzeigetafel leuchtete, war hingegen leistungsgerecht. Und dass die "Wölfinnen" mit einem Remis in die Kabine gehen konnten, hatten sie einer Koproduktion zwischen Popp und Roord zu verdanken: Popp legte mustergültig per Kopf für die Niederländerin vor, die mit einem platzierten Schuss zum verdienten Ausgleich traf. In der Nachspielzeit hatte Jónsdóttir dann nach feinem Solo sogar noch das 2:1 auf dem Fuß, scheiterte aber an Keeperin Manuela Zinsberger (45.+4).
Popp bringt "Wölfinnen" in Führung
Der zweite Durchgang begann wie der erste: Mit einer Wortmeldung von Video-Schiedsrichterassistent Valeri. Diesmal aber funkte der Italiener Spielleiterin Lehtovaara völlig zurecht an. Denn Noelle Maritz, die kurz zuvor das vermeintliche 2:1 durch Blackstenius vorbereitet hatte, stand im Abseits, als sie angespielt worden war (47.). Durchatmen beim VfL, der danach seine eigenen Angriffsbemühungen intensivierte.
Popp (54.) und Jónsdóttir (57.) waren dem Wolfsburger Führungstreffer bereits nah gewesen, bevor dieser dann in der 58. Minute nach einem Eckstoß fiel: Felicitas Rauch schlug den Ball auf den kurzen Pfosten, wo sich Popp im Kopfballduell mit Rafaelle und Frida Maanum durchsetzte und per Kopf erfolgreich war.
Huth lässt das 3:1 liegen, Beattie gleicht aus
Arsenal schob seine erste Pressingreihe nun weit nach vorn, generierte durch sein aggressives Anlaufen zunächst aber keine nennenswerten Ballgewinne. Zudem taten sich im Mittelfeld der Engländerinnen große Räume auf, die der VfL beinahe zum 3:1 genutzt hätte. Svenja Huth hatte die vermeintliche Vorentscheidung auf dem Fuß, setzte den Ball freistehend aber knapp am linken Pfosten vorbei (70.). Die ausgelassene Großchance sollte sich rächen. Denn fünf Minuten später gelang Jennifer Beattie nach einer Hereingabe von Wubben-Moy per Kopf der Ausgleich.
In der Schlussphase waren beide Teams zwar bemüht, die Entscheidung herbeizuführen. Klare Chancen blieben jedoch aus, sodass die Begegnung in die Verlängerung ging.
Bremer erst unkonzentriert, dann hellwach
Dort bewahrte Frohms die "Wölfinnen" mit einer Parade gegen die eingewechselte Lina Hurtig (98.) vor dem Rückstand. Der VfL selbst besaß in den ersten 15 Minuten der Extrazeit keine Torgelegenheit. Das änderte sich nach dem erneuten Seitenwechsel, als die eingewechselte Bremer plötzlich freistehend und unbedrängt zum Schuss kam, jedoch am linken Pfosten vorbeizielte (113.). Auf der Gegenseite prallte 120 Sekunden später eine verunglückte Flanke von Katie McCabe an die Latte. Es war augenscheinlich, dass sich beide Mannschaften die Elfmeter-Lotterie ersparen wollten.
Und dazu kam es dann ja auch nicht, weil Verteidigerin Wubben-Moy kurz vor Ultimo den Ball am eigenen Strafraum an Jule Brand verlor, die zur freistehenden Bremer passte. Der Rest war für die frühere England-Legionärin - lief von 2017 bis 2020 für Manchester City auf - Formsache.