2:3 gegen Nürnberg - VfL Osnabrück weiter sieglos
Der VfL Osnabrück wartet auch nach dem dritten Spieltag der zweiten Fußball-Bundesliga auf den ersten dreifachen Punktgewinn. Gegen den 1. FC Nürnberg verloren die Niedersachsen am Sonntagnachmittag mit 2:3 (0:1).
Der Aufsteiger zeigte dabei bis in die Schlussphase, in der es noch einmal dramatisch wurde, eine durchwachsene Vorstellung. Insbesondere die Angriffsleistung genügte über weite Strecken der Partie kaum Zweitliga-Ansprüchen. Zu viel blieb bei den "Lila-Weißen" in der Vorwärtsbewegung Stückwerk. Den fußballerisch reiferen Eindruck hinterließ der "Club". Zudem hatten die Franken die besseren Individualisten in ihren Reihen. Einer davon, der erst 17 Jahre alte Can Uzum, sorgte für das 1:0 (35.). Lukas Schleimer (70.) und Benjamin Goller (84.) zeichneten für die weiteren Treffer des Altmeisters verantwortlich.
Christian Conteh sorgte mit einem Doppelpack (86., 88.) in den Schlussminuten zwar noch einmal für Spannung. An der Niederlage änderten die beiden Tore des Neuzugangs aber letztlich nichts mehr.
Schweinsteiger: "Das war zu wenig"
"Wir haben bis zum 3:0 echt nicht gut gespielt. Da müssen wir vieles analysieren und daraus lernen. Dann sind wir erwacht, machen das 2:3 und hoffen, das Ding noch rumzureißen. Aber am Ende killen uns die ersten 75 Minuten, in denen wir einfach etwas zu lethargisch waren", resümierte VfL-Verteidiger Niklas Wiemann. Sein Coach Tobias Schweinsteiger schlug in dieselbe Kerbe: "Ich bin enttäuscht darüber, was wir heute abgeliefert haben. Die ersten 20 und die letzten 15 Minuten waren okay, aber dazwischen waren wir einfach überhaupt nicht im Spiel. Wir hätten auch noch mehr Gegentore kassieren können. Das war zu wenig."
Ex-Nürberger Engelhardt verpasst VfL-Führung
Der VfL knüpfte im zum fünften Mal in Folge restlos ausverkauften Fußball-Lustspielhaus Bremer Brücke in der Anfangsphase an seine gute Leistung aus dem unglücklich verloren gegangenen Pokal-Duell mit dem 1. FC Köln an. Die Niedersachsen waren griffig in den Zweikämpfen und versuchten, nach Balleroberungen mit wenigen Ballkontakten zum Abschluss zu kommen. Nach 13 Minuten schossen die Osnabrücker erstmals so richtig scharf - und zwar durch den "Panzer". Auf diesen Spitznamen hört Erik Engelhardt, der eine Hereingabe von Lukas Kunze per Direktabnahme nur um Haaresbreite über die Latte beförderte.
Ein Tor gegen seine alte Liebe - das wäre so ganz nach dem Gusto des Mannes aus Kulmbach gewesen, der acht Jahre lang das Trikot für die Franken übergestreift hatte, bevor er über zwei Stationen in den neuen Bundesländern (Hansa Rostock, Energie Cottbus) 2022 in Osnabrück landete.
Wunderknabe Uzun lässt "Club" jubeln
Engelhardts Chance war dann allerdings auch schon die beste für den Aufsteiger in Abschnitt eins. Die "Lila"-Weißen" waren zwar weiter sehr bemüht, bekamen aber viel zu selten Tiefe in ihr Spiel. Etwas zielstrebiger agierte ab Mitte des ersten Durchgangs der "Club", bei dem es immer dann besonders gefährlich wurde, wenn Wunderknabe Uzun am Ball war. Vor seinem Treffer zum 1:0 hatte der 17-Jährige schon eine gute Chance von Daichi Hayashi vorbereitet (35.), dessen Abschluss der VfL noch zur Ecke klären konnte. Der anschließende Standard landete dann über Umwege bei Uzun, der Keeper Lennart Grill mit einem Linksschuss zur Nürnberger Pausenführung bezwang.
Keeper Grill erst grandios, dann im Glück
Coach Schweinsteiger sah sich vor Beginn der zweiten Hälfte zum Handeln gezwungen. Nürnbergs früherer Co-Trainer nahm gleich drei Wechsel vor. Für Kunze, Robert Tesche und Noel Niemann schickte er Dave Gnaase, Conteh und Lars Kehl aufs Feld. Gut für den VfL: Bei den Gästen blieb der angeschlagene Uzun in der Kabine. Weiter dabei war jedoch Nathaniel Brown, der kurz nach dem Wiederanpfiff das 2:0 auf dem Fuß hatte. Grill verhinderte gegen den freistehenden Deutsch-Amerikaner den zweiten Gegentreffer (53.).
Eben noch Held, nun der - gelinde ausgedrückt - Unglücksrabe: Denn acht Minuten später konnte der Keeper eine zwar scharfe, aber eigentlich zu unpräzise Hereingabe von Goller nicht festhalten. Okunuki brauchte lediglich noch seinen Kopf hinhalten. Der Nürnberger Jubel währte jedoch nur kurz. Denn nach Hinweis aus dem Kölner Keller schaute sich Schiedsrichter Sascha Stegemann (Niederkassel) die Entstehung des Treffers noch einmal am Bildschirm an und sah dort, dass Kanji Okunuki bei Gollers Hereingabe im Abseits gestanden hatte. Der Unparteiische verwehrte dem Tor folgerichtig die Anerkennung.
Conteh-Doppelschlag lässt VfL nochmal hoffen
Der VfL durfte durchatmen und darauf hoffen, nun endlich in den "Flow" zu kommen. Aber Osnabrücks Vorstellung mangelte es auch in der Folge an dieser Nuance Begeisterung und Gier, mit der das Team insbesondere an der "Brücke" so häufig noch Partien gedreht hatte. Zudem spielte Nürnberg seinen Stiefel sehr abgeklärt herunter. Und als Schleimer Grill dann mit einem wuchtigen Schuss aus 18 Metern überwand, hatten die Franken die Weichen auf Auswärtssieg gestellt.
Für die vermeintliche Entscheidung sorgte dann Goller, der nach einem abermals schwach vom VfL abgewehrten Eckstoß das 3:0 erzielte. Nürnberg wähnte sich in Sicherheit und wurde für seinen Spannungsabfall bestraft: Denn mit einem Doppelschlag ließ Conteh die "Brücke" doch noch beben. Und beinahe wären die Hausherren in der zehnminütigen Nachspielzeit sogar noch zum Ausgleich gekommen: Charalampos Makridis scheiterte mit einem Kopfball am glänzend reagierenden FCN-Keeper Christian Mathenia (90.+7).