17-jährige Rendsburgerin ist im "Männersport" Basketball verwurzelt
Sie ist erst 17, spielt aber seit zwölf Jahren Basketball und arbeitet auch schon als Trainerin: Leticia Mandic aus Rendsburg ist eine der jungen Frauen, die ganz klar zeigen: Basketball ist nicht nur für Jungs und Männer. Auch wenn Mädchen und Frauen in diesem Sport noch deutlich in der Minderheit sind.
"Emil, wo werfen wir den Ball gegen?", ruft Leticia, "wie heißt die Ecke da oben nochmal?" Emil antwortet fragend: "Zauberecke?" Leticia lobt und klärt auf: "Ganz genau, das ist die Zauberecke. Es ist einer dieser typischen Dialoge beim Basketball-Training. Einer von vielen in der Sporthalle der Christian-Timm-Gemeinschaftsschule in Rendsburg. Hier trainiert Leticia "ihre Jungs" vom Basketball-Club Rendsburg. Das sind 14 Jungen unter 12 Jahren, die alle richtig Bock auf diesen Sport haben. Manche fingen erst vor sechs Monaten mit Basketball an, einige schon vor drei oder vier Jahren.
Vom Bruder inspiriert
Ihre Trainerin Leticia spielt bereits seit zwölf Jahren Basketball, sie entdeckte ihre Leidenschaft als Fünfjährige. "Mein älterer Bruder hat damals Basketball gespielt, mich hat das interessiert und ich habe es ausprobiert - und bin dabei geblieben." Obwohl sie selbst sagt, dass sie "nie auf Leistung trainiert“ habe, ist die Abiturientin schon recht weit oben im Basketball-Universum - da, wo ihre Schützlinge erst noch hinwollen.
Dreimal Training pro Woche
Sie ist Spielerin im weiblichen U18-Team, trainiert selbst zweimal die Woche, ud einmal die Woche nimmt sie sich Zeit für "ihre U12-Jungs“. Vor drei Jahren startete sie ihre ersten eigenen Trainingseinheiten bei den "Minis" und erarbeitete sich Lizenzen: Die sogenannte D-Lizenz hat sie schon, und im nächsten Jahr will sie den Lehrgang für die Trainer-C-Lizenz belegen. Sogar Co-Trainerin bei der Landesauswahl Schleswig-Holsteins war die 17-Jährige schon. Ganz schön viel Programm neben Schule und Abi-Vorbereitungen. "Noch schaffe ich es, dreimal die Woche in der Halle zu sein. Und ehrlich gesagt: Ich würde die Jungs sogar gern noch einmal mehr pro Woche trainieren, aber das ist momentan einfach nicht drin."
"Fehlt Mädchen der Mut für Basketball?"
Was sie am Basketball fasziniert? Das Teamgefühl vor allem. Es gebe kein "ich habe gewonnen“, nur ein "wir haben gewonnen“. Und genau das versuche sie auch ihren Spielern beizubringen. "Juuuuuungs! Einmal herhören: Ihr lauft jetzt rein und dann mit Tempo raus. Dann nochmal rein, mit Tempo raus und dann kriegt ihr einen Bodenpass von mir!“ 120 Minuten lang jagt Leticia die 14 Kids durch die Halle - übt mit ihnen Korbleger und Pässe, studiert mit ihnen Bewegungsabläufe ein. Freundlich und zugewandt, aber bestimmt. Und fokussiert. Auch ziemlich tough - für eine 17-Jährige. Und für ein Mädchen. Denn nach wie vor ist das eher ungewohnt: Mädchen im Basketball. "Als ich mit dem Sport angefangen habe, da waren wir echt sehr wenige. Ich weiß nicht, vielleicht fehlt den Mädchen oder Frauen für diesen Sport der Mut?"
LeBron James kennt fast jeder - aber Satou Sabally?
Das habe sich mit der Zeit aber zum Glück schon ein bisschen geändert, erklärt Leticia. Trotzdem sind Mädchen und Frauen im ziemlich boomenden Basketball immer noch unterrepräsentiert, sowohl als Spielerinnen als auch als Trainerinnen. Männer nehmen hier die Hauptrollen ein - und die sind es auch, die tendenziell als Vorbilder dienen: Ein Dirk Nowitzki oder Michael Jordan zum Beispiel, auch LeBron James oder Stephen Curry. Aber Satou Sabally? Bei diesem Namen kommt der eine oder andere wohl schwer ins Grübeln.
Von der Jungsmannschaft voll akzeptiert
Den Jungs hier in der Halle ist völlig schnuppe, wer sie trainiert. "Mein Papa ist ja auch Trainer. Und ich merk' da keinen Unterschied, ob es ein Mann oder eine Frau ist“, stellt Tjorven fest. "Leticia macht sehr schwieriges Training, aber das macht auch sehr Spaß. Sie macht das echt gut", findet der zehnjährige Jonas. Und der neun Jahre alte Emil wirft ein: "Ich mag es, wenn ein Trainer auch mal meckert. Das finde ich voll okay, weil - das pusht uns. Dann lernen wir auch viel." Dass Leticia mit ihrer Art prima zu einer Jungenmannschaft passt, das hat auch Antje Mevius früh festgestellt. Sie ist im Vorstand des Vereins und ebenfalls Trainerin. "Leticia hat auch eine Zeit lang was bei den Mädels gemacht. Aber sie mit ihrer Durchsetzungskraft und ihrer toughen Art, das passt irgendwie besser zu den Jungs. Das harmoniert super." Und das Geschlechterdenken, Frau müsse bei den Mädchen trainieren und ein Mann bei den Jungs, das sollte eigentlich sowieso nicht sein, findet Mevius.
Kein Leben ohne Basketball denkbar
Und sie findet auch: Leticia soll dem Verein auf jeden Fall auch nach dem Abi noch erhalten bleiben! Darum hat sie ihr angeboten, das Freiwillige Soziale Jahr, das die 17-Jährige eventuell nach dem Abi machen will, in ihrem Rendsburger Verein zu absolvieren. "Da bin ich aber noch unschlüssig", sagt Leticia, "vielleicht möchte ich nach dem Abi auch ins Ausland gehen". Was sie aber genau weiß: Basketball wird in ihrem Leben immer eine Rolle spielen. Und so liegt die Zukunft, mehr oder weniger, klar vor ihren Augen: "Mein Ziel wäre es, vielleicht mal als Head-Coach zu arbeiten. Oder, wenn ich mich für ein Psychologie-Studium entscheide, dann würde ich mich auf "Sport-Psychologie“ fokussieren wollen."