Möbel für zu Hause aus Paletten und Co. selbst machen
Upcycling heißt es, wenn aus alten Gegenständen neue hergestellt werden. Auch der Nachhaltigkeitsgedanke und Individualität spielen eine Rolle. Tipps für den Bau von Möbeln aus Paletten.
Schon während der 1968er-Bewegung gab es solche Einrichtungsideen. Nur hatte das einen ganz anderen Hintergrund. Die elterliche Schrankwand in Eiche rustikal galt als spießig. So wurde schon mal eine hölzerne Kabelrolle von der Baustelle nebenan zum WG-Esstisch umfunktioniert. Auch Paletten hielten damals Einzug in die Wohnungen. Inzwischen ist dieser Trend zurückgekehrt - in Verbindung mit dem sogenannten Upcycling und dem Gedanken der Nachhaltigkeit. Solche Möbel gibt es zwar zu kaufen, man kann sie aber auch selbst bauen. Dafür braucht es oft nur ein bisschen handwerkliches Geschick.
Sofas, Tische und Regale aus Europaletten
Aus Paletten lassen sich Schränke, Betten, Tische, Kommoden, Sessel und ganze Sitzgruppen herstellen. Ein Teilstück der Palette wird zum Wandregal, zum Weinflaschen- oder Klorollenhalter. Der Fantasie sind beim Do-it-yourself-Möbelbau keine Grenzen gesetzt.
Wo gibt es Paletten?
Bei Paletten gilt es zu unterscheiden zwischen den genormten und den ungenormten. Die Europaletten haben genau festgelegte Maße, typischerweise 120 cm (Länge) × 80 cm (Breite) × 14,4 cm (Höhe). Erkennbar sind "echte" Europaletten an der Aufschrift EPAL im Oval, die seit dem 1. August 2013 auf allen Randklötzen stehen muss. Diese Paletten werden nach Verwendung wieder in Umlauf gebracht und weiter genutzt, sofern sie nicht beschädigt sind. Daher haben die genormten Paletten einen Wert und werden nur selten verschenkt. Man muss sie kaufen. Oft bieten Logistikunternehmen sie gebraucht an. Der Stückpreis liegt bei gut zehn Euro, je nach Zustand auch darüber. Auch Einrichtungshäuser haben Europaletten im Angebot - dann meist bereits bearbeitet. Zudem gibt es dort oft passende Polsterauflagen.
Die nicht genormten Paletten sind meist Einwegware, oft nicht ganz so stabil, dafür aber auch nicht so schwer. Sie landen schneller auf dem Müll. Für den Möbelbau sind sie aber genauso interessant wie die Europaletten. Einige Bau- und Supermärkte sowie Möbelfirmen verschenken sie.
Verbandschef: "Alte Holzpackmittel sind robust und flexibel einzusetzen"
Für Marcus Kirschner, Geschäftsführer des Bundesverbands Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE), ist es kein Wunder, dass der Upcycling-Trend auch vor alten Holzpackmitteln - so die Bezeichnung in der Branche - nicht haltmacht: "Aufgrund ihrer Architektur sind sie extrem robust und flexibel einzusetzen." Für die Bereiche Einrichtung und Möbel seien Paletten, Kisten und Verpackungen ideal. Außerdem seien sie "ein alltägliches Produkt und viel günstiger. Ein paar Handgriffe genügen und man schafft sich nachhaltig ein neues Lieblingsmöbelstück". Kirschner geht davon aus, dass Holzmöbel dieser Art noch beliebter werden: "Upcycling und Recycling liegen voll im Trend." Diese Möbel seien individuell und ressourcenschonend. "Ich bin mir sicher, dass in diesem Bereich noch einiges kommen wird und das Potenzial nachhaltiger Holzpackmöbel noch lange nicht ausgeschöpft ist."
Auch anderes Gebrauchtholz eignet sich gut
So lassen sich nicht nur aus Paletten Möbel herstellen. Generell kommt gebrauchtes Holz infrage. Ausrangierte Wein- oder Obstkisten, große Verpackungskisten, Holz von Baustellen (um Erlaubnis fragen!) oder auch Treibholz eignen sich gut zum individuellen Bau von Trennwänden, Schreibtischen, Regalen und weiteren Wohn-Accessoires. Aus einem alten Baumstamm lassen sich zum Beispiel schöne Tisch- oder Arbeitsplatten aussägen. Hier sollte wohl ein Profi mit einer entsprechend großen Säge hinzugezogen werden. Wichtig ist, dass alle Hölzer möglichst sauber und nicht in Kontakt mit gesundheitsgefährdenden Stoffen gekommen sind. Riecht das Holz unangenehm, lieber die Finger davon lassen.
Kreative Ideen für die eigene Wohneinrichtung
Holz ist ein sehr wohnlicher Werkstoff, es gibt aber noch weitere kreative Ideen mit anderen Materialien. Wer einen alten Autoreifen herumliegen hat, kann um diesen eine dicke Schnur - zum Beispiel aus Sisal - kleben und mit ähnlich beschaffenen Abdeckungen sowie Möbelfüßen versehen. So entsteht ein runder Tisch oder eine individuelle Kommode. Wer Metall mag, kann ein altes Fass aufsägen, die Kanten glätten, innen mit Holz verkleiden und dann als Sitzmöbel nutzen. Ungewöhnlich ist auch die Idee, eine lange Seite einer alten Standbadewanne aufzuschneiden, die Wanne auszupolstern und als Chaiselongue zu verwenden.
Kreativ gestaltete Lampenschirme können aus sauberen Tetrapaks hergestellt werden. Plastikflaschen mit Schraubverschluss dienen als praktische Aufbewahrungsboxen oder in der aufgeschnittenen Variante als kleine Blumenkästen. Aus Konservendosen werden Blumenvasen, ein paar gebogene Besteckgabeln lassen sich als Wandhaken nutzen.
Das richtige Werkzeug benutzen
Um Möbel und Wohn-Accessoires zu bauen, benötigt man entsprechendes Werkzeug. Ein gut sortierter Werkzeugkasten ist schon mal eine gute Grundlage, eine Bohrmaschine und ein Akkuschrauber sollten nicht fehlen. Wer eine Stich- oder Kreissäge hat, erleichtert sich die Arbeit. Sonst tut es auch eine scharfe Handsäge. Damit die Schnittflächen keine Splitter oder scharfen Kanten mehr haben, sollten das Holz angeschliffen werden - entweder mit Schleifpapier oder mithilfe einer Schleifmaschine.
Tipp: Um einzelne Bretter einer Palette zu lösen, ist ein Stemmeisen hilfreich. Dabei Restholz unterlegen und vorsichtig arbeiten, um keine Macken ins Holz zu machen.