Tournee-Tagebuch
Tagebuch 07: Stäbchen-Alarm!
SOS - Stäbchen-Alarm! Sowas kann auch nur auf Asien-Tournee passieren: Beim Auseinanderbrechen von hölzernen Einweg-Essstäbchen hat sich ein Musiker einen Splitter in den Finger gerammt. Kein Witz. So ein Splitter im Finger kann für einen Musiker ziemlich unangenehm sein.
Doppelrolle als Musiker und Arzt
Einsatz für Doc Oepen. Thomas Oepen ist Bratscher im NDR Sinfonieorchester und approbierter Mediziner. Neben Bratsche und Koffer hat er eine große rote Tasche mit Medikamenten und Untersuchungsinstrumenten im Gepäck. Bei einer Asien-Reise müsse man gewappnet sein, erzählt Oepen in Peking, wo das Orchester mittlerweile angekommen ist: "Gegen Probleme mit der Zeitumstellung, Schlaflosigkeit, Erkältung durch Klimaanlagen, alles, was mit verunreinigter Nahrung zu tun hat." Oder auch gegen kleine Unfälle. Wenn seine "Bordmittel" nicht ausreichen, sorgt Oepen dafür, vor Ort einen Arzt zu finden, der weiterhelfen kann.
Anonymität und absolute Vertraulichkeit sind wichtig
Fast an jedem Tag bietet Oepen eine 30-minütige Sprechstunde an. Ansprechbar ist er natürlich jederzeit. "Die feste Sprechstunde hilft, eine gewisse Anonymität zu gewährleisten. Man wird dann nicht gleich von allen Kollegen gesehen. Das senkt die Hemmschwelle, mich aufzusuchen", sagt Oepen. Die Doppelrolle als Musiker und Arzt wird von den Kollegen gut angenommen.
"Es hat allerdings Jahre gebraucht, diese Akzeptanz zu schaffen. Inzwischen können die Kollegen leicht umschalten, sie suchen mich auch manchmal in Hamburg auf. Die Aushilfen tun sich damit schwerer. Für mich ist es ganz klar: Wenn ich einen Frack anhabe, bin ich Musiker und nicht mehr Mediziner. Auf der Bühne ist der Bratscher gefragt, nicht der Arzt!".
Unverhoffte Musikerkarriere
Das Probespiel für die Bratschenstelle in Hamburg hatte Oepen 1986 völlig unverhofft gewonnen - eigentlich hatte er aus bloßer Neugier daran teilgenommen. Zwar hatte er sein Geigen- und Bratschenstudium auch während des Medizinstudiums nie aufgegeben, doch hatte er eigentlich keine professionelle Karriere geplant.
Auf dieser Tournee sei bisher nichts Gravierendes vorgefallen, erzählt Oepen. Auf einer Südamerika-Tournee habe es allerdings schon mal ein blutendes Magengeschwür gegeben - ein echter Notfall, der aber dank Operation am Ende gut ausging.
Gut ging auch die Sache mit dem Splitter aus. Der ist entfernt - dem Auftritt in Peking steht auch für den betroffenen Musiker nichts im Wege.
Kollegentreffen am Flughafen
Korea liegt hinter uns - und am Flughafen in Peking gab es bei der Landung eine witzige Überraschung. Das NDR Sinfonieorchester landete gleichzeitig mit dem Toronto Symphony Orchestra. Das sorgte für etwas Verwirrung beim Einsteigen in die Busse, die nebeneinander standen. Herzliche Begrüßung zwischen den beiden Konzertmeistern Roland Greutter und Stephen Sitarski.
- Teil 1: Vorfreude
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- Teil 6: Reisezeit
- Teil 7: Stäbchen-Alarm
- Teil 8: Chinesisch
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- Teil 15: Titanen