Tournee-Tagebuch
NDR Kultur-Moderatorin Friederike Westerhaus begleitet das NDR Sinfonieorchester auf seiner Asien-Tournee und berichtet bis zum 6. Juni an dieser Stelle von Konzerten, Meisterklassen und Backstage-Erlebnissen in Südkorea, China und Japan. Los geht es am Abend vor der Abreise.
Packen hieß es am 22. Mai für die Musiker des NDR Sinfonieorchesters und Chefdirigent Thomas Hengelbrock. Die große Asien-Tournee durch Korea, China und Japan stand bevor.
Tagebuch 01: Vorfreude
Das NDR Sinfonieorchester ist Tournee-erprobt. Aber diese Asien-Tournee unter der Leitung von Chefdirigent Thomas Hengelbrock hat es wirklich in sich: Drei Länder, sieben Städte, neun Konzerte - und das alles in vierzehn Tagen, das ist wirklich extrem straff geplant.
Die Haupt-Musikmetropolen Asiens stehen auf dem Programm. Erstmals in seiner Geschichte präsentiert sich das NDR Sinfonieorchester in Südkorea, gibt Konzerte in Seoul und Daegu. Weiter geht es nach China zu Konzerten in Peking und Shanghai. Dann werden nochmal sämtliche Musiker und Instrumente am Flughafen eingecheckt - zur letzten Etappe, Japan: Osaka, Tokio, Nagoya. Klar, dass schon rein logistisch nichts schief gehen darf. Und die Musiker werden sich gut ihre Kräfte einteilen müssen.
In der Fremde das eigene Profil schärfen
"Internationale Tourneen sind wichtig für ein Orchester, weil sie die künstlerische Entwicklung ungemein fördern: Man spielt zwei, drei Programme viele Male hintereinander und kann sich abseits vom Alltag zu Hause ganz anders auf die künstlerische Arbeit konzentrieren. Es ist auch wichtig für das Zusammenspiel von Chefdirigent und Orchester, weil so noch mehr eine Einheit entsteht", sagt Andrea Zietzschmann, Leiterin des Bereichs Orchester, Chor und Konzerte beim NDR. "Außerdem sind regelmäßige Tourneen für jedes Orchester wichtig, das international eine Rolle spielen möchte. Der asiatische Markt gehört auf jeden Fall dazu."
Premiere in Südkorea
In Japan war das NDR Sinfonieorchester bereits mehrfach zu Gast, wurde schon mit den Dirigenten Wand, Dohnányi und Eschenbach bejubelt. Mit Thomas Hengelbrock präsentiert es sich dort zum zweiten Mal. Erstmals leitet Hengelbrock das Orchester in China - und Südkorea ist fürs Orchester Neuland. "Südkorea ist einfach ein unheimlich dynamischer, lebendiger Musikmarkt, auch für die Zukunft ist da großes Potential", glaubt Zietzschmann.
Japan ist als Klassik-Markt fest etabliert - China und Südkorea werden immer wichtiger. Verschiebt sich der Klassik-Markt in Asien insgesamt? Andrea Zietzschmann sieht unterschiedliche Entwicklungen in den Ländern:
"Japan wird als Markt immer stabil dabei bleiben. Japan hat aber auch finanziell gekämpft, und was ich durchaus kritisch finde, ist, dass man in Japan nicht sehr experimentierfreudig hinsichtlich Programmierungen ist. Man schaut dort sehr darauf, ob sich ein Programm verkauft oder nicht. In China explodiert der Markt geradezu. Es entstehen unheimlich viele neue Orchester, es gibt tollen chinesischen Musiker-Nachwuchs. Da ist sehr viel mehr Bewegung als in Japan. Und in Südkorea hat sich das alles erst in den letzten fünf, sechs Jahren entwickelt."
- Teil 1: Vorfreude
- Teil 2: Pechvögel
- Teil 3: Anti-Jetlag-Strategien
- ...
- Teil 15: Titanen