Tournee-Tagebuch
Tagebuch 06: Reisezeit
Tourneeleben hat nichts mit einer Urlaubsreise zu tun. Von der 2,5 Millionen-Einwohner-Stadt Daegu haben die Musiker heute die Bühne und den Backstage-Bereich der Grand Concert Hall gesehen, sonst nichts. Dreieinhalb Stunden Zugfahrt einmal quer durch Korea, Probe, Konzert, dreieinhalb Stunden zurück nach Seoul. Einige Musiker nutzten die lange Fahrt, um mental zu üben.
Trotzdem: die Stimmung war bestens. Und die Publikums-Resonanz einfach umwerfend!
Hoch konzentriert
Auch in Daegu kamen viele junge Menschen. Einige jüngere Frauen im Publikum saßen während der gesamten Mahler-Sinfonie regelrecht auf der Stuhlkante, hoch konzentriert. Ein so aufmerksames Publikum wie hier Korea habe ich bisher selten erlebt.
Solistin Arabella Steinbacher spielte einen herrlich freien Mendelssohn - und das, obwohl die Akustik des Saals nicht gerade hilfreich war, sondern ziemlich knallig. In der Probe hatte Thomas Hengelbrock die Musiker aufgefordert, ihren Ton auch im Mahler rund und warm zu formen, um das auszugleichen. Das Konzept ging auf.
Stimmung wie nach einem Pop-Konzert
Zum Dank gab's tosenden Applaus und Kreischen wie im Pop-Konzert!
Nach dem Konzert sei ein koreanischer Geiger hinter die Bühne gekommen, erzählt Solo-Hornist Jens Plücker. Er sei heute extra die vier Stunden von Seoul nach Daegu gefahren, um das NDR Sinfonieorchester noch einmal zu erleben. So einen Mahler habe er noch nie gehört.
Schade eigentlich, dass die Musiker nicht wenigstens dreißig Minuten Zeit hatten für einen kleinen Rundgang. Zu entdecken waren in der Nachbarschaft des Saals unter anderem die winzige Galerie eines alten Malers und eine pinkfarbene Polizeiwache mit einem riesigen Engel auf der Fassade.
Ankunft im Hotel um 1:33 Uhr nachts.
- Teil 1: Vorfreude
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- Teil 5: Debüt!
- Teil 6: Reisezeit
- Teil 7: Stäbchen-Alarm
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- Teil 15: Titanen