Kieler Woche: Mit dem Partyschiff im Feierrausch
Kieler Woche mal anders: 600 Feier-Freudige tanzen auf der "MS Koi" in den Sonnenuntergang hinein. Die Reederei Adler stellt fest: Der Hype um Partyschiffe wird von Jahr zu Jahr größer.
Eine lange Schlange bildet sich vor dem schwarz-weißen Veranstaltungsschiff MS Koi an der Hörn in Kiel. 600 Leute wollen mit und lassen sich den Spaß rund 35 Euro Eintritt kosten. Schon vor Wochen war die Tour für den zweiten Samstagabend während der Kieler Woche ausgebucht. Das Publikum ist bunt durchmischt: Jung und alt, aufgebrezelt oder einfach nur im Deutschland-Trikot - jeder kommt, wie er mag. Um 19 Uhr ist Boarding, eine Stunde später gleitet das Schiff durch die hochgezogene Klappbrücke am Kieler Bahnhof. Der Beat der DJs wummert, Hunderte Menschen an Land werfen amüsierte Blicke hoch zum Schiff. Das Partyvolk strahlt und freut sich auf die nächsten Stunden.
Die "MS Koi" ist erstaunlich groß: zwei Etagen zum Feiern, viele Bars und ganz oben die beiden DJs Matthias Rump und Udo Zimmermann, die dem Publikum heute einheizen wollen. Es ist ein sogenanntes Louf-Revival: Viele Kieler kennen das Louf und die Parties an der Kiellinie noch von früher. "Wir spielen in etwa diese Clubmusik, also Ü30-Musik", sagt Matthias Rump, der sich über die hochwertige Musikanlage an Bord freut. "Für mich ist das Ganze hier auch besonders - ein echtes Highlight, an Bord eines Schiffes Musik zu machen."
Feiern, als gäbe es kein Morgen
Ganz oben prangt ein riesiges Schild mit dem Aufdruck: "Soweit wir wissen, passiert HEUTE nur einmal." Die 600 Feiernden nehmen den Spruch wörtlich und tanzen, trinken, flirten, als gäbe es kein Morgen. Die Preise für die Getränke haben es in sich wie überall bei der Kieler Woche - dennoch lässt sich davon niemand die Laune verderben. Viele Freundesgruppen sind an Bord wie eine Frauengruppe aus Heide (Kreis Dithmarschen). Lisa heiratet und ist von ihren Freundinnen mit dieser Tour komplett überrascht worden: "Das ist so mega - ich wusste von nichts", strahlt die werdende Braut. Eine andere Gruppe nennt sich "Camping-Freunde". Randy aus Laboe (Kreis Plön) hat alle überredet, mit an Bord zu kommen - einige sind ganz aus Hannover angereist.
Zwölf Touren während der Kieler Woche
Rabea aus Mönkeberg (Kreis Plön) hat das Partyschiff schon oft zuhause an der Ostsee vorbeifahren sehen und hören und wollte solch ein Event einfach mal selbst ausprobieren. "Es ist mal eine andere Möglichkeit, auszugehen und was zu erleben", freut sie sich und genießt die Zeit mit Freundinnen. Tatsächlich scheinen Partyschiffe voll im Trend zu sein. Kim Schumacher, die als Eventmanagerin heute hier an Bord arbeitet, erzählt, dass seit der Corona-Pandemie die Nachfrage nach den Schiffen von Jahr zu Jahr steige. "Jetzt zur Kieler Woche haben wir mit der "MS Koi" zehn Touren und zwei Firmenveranstaltungen. Alle sind sehr gut gebucht."
Die 40 Jahre alte "MS Koi" wird seit zehn Jahren ausschließlich als Veranstaltungsschiff genutzt und fährt auch mal auf der Elbe oder der Nordsee. Nicht jeder ist für solch eine Partynacht geboren: Tatsächlich ist es sehr eng und voll - das muss man mögen. Was allerdings unumstritten schön ist an diesem Abend, ist der leuchtende Sonnenuntergang über der Kieler Förde. Das Schiff ist inzwischen schon weit hinter Laboe und macht jetzt kehrt. Es wird kühler, die leicht gekleideten Frauen an Bord müssen Pullis über ihre Tops anziehen.
Winken und Grölen von Schiff zu Schiff
Immer wenn andere Schiffe vorbeikommen, wird gehupt, gewunken und gegrölt. Ein hell erleuchtetes, riesiges Schiff der Aida zieht vorbei und jeder Zweite zückt sein Handy und macht Bilder. Inzwischen hat Deutschland gegen Dänemark bei der Fußball-EM gewonnen, doch nur eine Handvoll Leute hat sich das Spiel unten auf den großen Fernsehern angesehen. Alle wollen lieber die Partynacht unter freiem Himmel genießen. Um Mitternacht ist die "MS Koi" zurück an der Kieler Hörn und die 600 Gäste stolpern leicht betrunken an Land. Einige sagen: "War ganz cool, aber einmal reicht." Andere sind jetzt schon heiß auf nächstes Jahr.