Eine schlicht wie dreckig eingerichtete Unterkunft, bestehend aus Matratze, Stuhl und Teppich. © Hauptzollamt Kiel
Eine schlicht wie dreckig eingerichtete Unterkunft, bestehend aus Matratze, Stuhl und Teppich. © Hauptzollamt Kiel
Eine schlicht wie dreckig eingerichtete Unterkunft, bestehend aus Matratze, Stuhl und Teppich. © Hauptzollamt Kiel
AUDIO: Mann soll Arbeiter eingesperrt und zur Arbeit gezwungen haben (1 Min)

Zur Arbeit gezwungen: Razzia und Festnahme in Neumünster

Stand: 20.03.2025 16:11 Uhr

Das Hauptzollamt Kiel hat verschiedene Räume und ein Firmengelände in Neumünster durchsucht. Ein 52-Jähriger steht im Verdacht, Menschen monatelang auch gewaltsam zur Arbeit ohne Bezahlung gezwungen zu haben.

Wie das Hauptzollamt heute Vormittag mitteilte, waren am Vortag 76 Zöllner und Zöllnerinnen der Finanzkontrolle Schwarzarbeit im Einsatz. Sie kontrollierten im Auftrag der Staatsanwaltschaft mehrere Wohn- und Geschäftsräume, Firmengelände sowie eine Baustelle - schwerpunktmäßig in Neumünster. Ein Hauptbeschuldigter wurde festgenommen.

Eingesperrt und überwacht: Menschen mussten ohne Pause arbeiten

Matratzen, Decken und Regale in einer dreckigen, kleinen Unterkunft. © Hauptzollamt Kiel
Laut Polizei wurden die Arbeiter in einer Fabrikhalle eingesperrt und zur Arbeit gezwungen.

"Dem 52-jährigen rumänischen Staatsangehörigen wird vorgeworfen, mehrere Landsleute unter falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt und sie anschließend in einer Fabrikhalle eingesperrt zu haben", sagte Robert Dütsch, Leiter des Hauptzollamts Kiel. Dabei sollen sie bis zu drei Monate lang zur Arbeit gezwungen worden sein. Die Betroffenen wurden täglich zur Arbeitsstätte gebracht, wo sie unter ständiger Überwachung arbeiten mussten. Nach oft 13-stündigen Arbeitstagen ohne geregelte Pausen und mit minimaler Verpflegung sollen sie wieder in ihre Unterkunft transportiert und eingesperrt worden sein.

Verschimmelte Schlafplätze und Gewalt gegen Arbeiter

Eine Tür, die per Kette und Schloss verriegelt ist. © Hauptzollamt Kiel
Die Tür der Unterkunft wurde laut Polizei mit einem Schloss gesichert, sodass niemand das Gebäude verlassen konnte.

Die Zöllner befreiten am Mittwoch nach eigenen Angaben eine Person "aus menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen". Zusätzlich wurde ein Vermögensarrest in Höhe von 60.000 Euro vollstreckt. "Die vorgefundenen, für bis zu zehn Personen bereit gehaltenen Schlafplätze waren in einem unzumutbaren, teils stark verschimmelten Zustand", sagte Dütsch. Es handele sich hier um eine besonders schwere Form der Arbeitsausbeutung. Der Beschuldigte soll körperliche Gewalt angewendet haben, um die Kontrolle über die Betroffenen zu behalten.

Einem Betroffenen gelang die Flucht

Der Fall kam ans Licht, nachdem einem der Betroffenen die Flucht gelang und er um Hilfe bitten konnte. Geld bekamen sie offenbar nicht für ihre Arbeit, ebenso wurden weder Steuern noch Sozialabgaben entrichtet. Die Ermittlungen zu den Hintergründen und möglichen weiteren Tatbeteiligten dauern an. Die Kieler Zöllner wurden von Einsatzkräften der Landespolizei und des Technischen Hilfswerks unterstützt.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 20.03.2025 | 10:00 Uhr

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