Zu teuer: Land stoppt Übernahme des Marien-Krankenhauses in Lübeck
Die Landesregierung hat die Übernahme-Pläne für das Marien-Krankenhaus in Lübeck durch das UKSH gestoppt. Was die Wende für Geburtshilfe und Mitarbeitende bedeutet, ist noch nicht vollständig klar - laut UKSH müssen sich werdende Mütter aber keine Sorgen machen.
Das landeseigene Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) sollte eigentlich 90 Prozent der Anteile vom bisherigen Träger des Marien-Krankenhauses in Lübeck übernehmen. Nach einer Wirtschaftlichkeitsprüfung durch das Land steht nun fest, dass die Übernahme für das Land zu teuer wird. Das erklärte der Staatssekretär des Gesundheitsministeriums, Oliver Grundei, in einer Sondersitzung des Sozialausschusses.
Beteiligt an der Entscheidung waren demnach auch das Finanz- und Bildungsministerium. Die Wirtschaftlichkeit sei anhand der Frage berechnet worden, ob der Erwerb des Marien-Krankenhauses vorteilhaft wäre. "Eine schwarze Null hätte dabei gereicht", erklärte der Staatssekretär. Die Risiken seien allerdings aus Sicht des Steuerzahlers und des Landesrechnungshofs zu groß. Zuerst hatten die Lübecker Nachrichten darüber berichtet.
Träger Erzbistum Hamburg "vollkommen überrascht"
Der bisherige Träger, das Erzbistum Hamburg, sei von dieser Entwicklung vollkommen überrascht worden, sagte ein Sprecher NDR Schleswig-Holstein. Aufgrund des Verlaufs der Verhandlungen, zweier bereits abgestimmter Umzüge von Mitarbeitern des Marien-Krankenhauses zum UKSH und eines Vertragsabschlusses "konnten und durften wir darauf vertrauen, dass die Transaktion auch - wie von allen Beteiligten gewünscht - vollzogen werden wird", sagte der Verwaltungsdirektor des Erzbistums, Alexander Becker.
Marien-Krankenhaus: Was ist mit den Beschäftigten?
Auch die Zukunft der Mitarbeitenden ist ungewiss. Etwa 70 Beschäftigte sind noch beim Marien-Krankenhaus angestellt, andere sind bereits mit UKSH-Verträgen ausgestattet. Ein Sprecher des UKSH erklärte, dass das Universitätsklinikum zu seinem Angebot stehe, alle Beschäftigten des Marien-Krankenhauses zu übernehmen. Jetzt müsse allerdings im Detail geklärt werden, wie der Übergang der Mitarbeitenden bestmöglich dargestellt werden könne.
SPD-Abgeordnete Schiebe: "Wir sind sehr verwundert"
Die Lübecker SPD-Landtagsabgeordnete Sophia Schiebe zeigte sich überrascht von den aktuellen Entwicklungen. Die Wirtschaftlichkeit des Marien-Krankenhauses sei kein neues Thema. Die Zahlen seien schon lange bekannt gewesen. Schiebe erwartet nun eine unterstützende Kommunikation von der Landesregierung. "Wir können uns keine weiteren Unsicherheiten erlauben", so die SPD-Politikerin. Außerdem sollten die Beschäftigten des Marien-Krankenhauses schnell Gewissheit bekommen und eng in den weiteren Verlauf eingebunden werden.
Lübecker FDP: Schwarz-Grün lässt Lübeck im Regen stehen
Scharfe Kritik kommt aus der FDP-Fraktion in der Lübecker Bürgerschaft. Ihr Mitglied Daniel Kerlin erklärte, dass die Aufrechterhaltung der Versorgung durch das Marien-Krankenhaus extrem wichtig sei, um die Geburtsversorgung in der Region Lübeck sicherzustellen. Es sei Aufgabe des Landes, durch Finanzmittel die Finanzierung dieser wichtigen Aufgabe zu gewährleisten. Kerlin befürchtet, dass es zu einem Engpass kommen könnte, wenn das UKSH künftig alle Geburten in Lübeck selbst abdecken müsse.
UKSH sieht geburtshilfliche Versorgung nicht in Gefahr
Einen Engpass befürchtet das UKSH selbst nicht. Die geburtshilfliche Versorgung sei bereits seit dem 10. Juli 2023 durch die Etablierung des Marien-Kreißsaales gemeinsam mit dem Team des Eltern-Kind-Zentrums sicher gestellt worden, erklärte Sprecher Oliver Grieve. Das Angebot werde von den Lübeckerinnen auch angenommen.
Am Campus Lübeck sei die Geburtenrate 2023 im Vergleich zu 2022 um mehr als 22 Prozent gestiegen, so Grieve. Die Zahlen würden zeigen, dass sich nahezu alle Schwangeren in Lübeck für eine Geburt im UKSH entscheiden würden. Im vergangenen Jahr war die Geburtshilfe bereits in ein Gebäude auf dem UKSH-Gelände in Lübeck umgezogen.