Zu schön, um wahr zu sein - Immobilienbetrug in Kiel
Wer auf Wohnungssuche ist, kennt das Geduldsspiel. Eine finden, die keine Wünsche offen lässt und bezahlbar ist: ein Hauptgewinn. Für Stephanie K. und ihren Mann schien er zum Greifen nah.
Eine Traumwohnung in Kiel-Düsternbrook - beste Lage, ruhig und trotzdem zentral. Für Familie K. steht schnell fest: Diese Wohnung wollen sie haben. Es gibt nur einen Haken: Die Eigentümer seien als Wissenschaftler angeblich für Jahre im Ausland, womöglich auch für immer, heißt es in der Antwort auf die Kontaktanfrage. Deshalb kümmere sich eine internationale Agentur um die Abwicklung der Wohnung.
Besichtigung und Vorrecht gegen Kaution
Schon bevor ein Besichtigungstermin ausgemacht ist, bekommt Stephanie K. den Hinweis, sie seien in der engeren Auswahl. Wenn sie schneller ein "Private-Viewing" und Vorrecht auf die Wohnung haben wollen, sollen ihr Mann und sie die Kaution vorab überweisen. Spätestens an diesem Punkt, so räumt Stephanie K. heute ein, hätte sie stutzig werden sollen. Eine gesunde Skepsis bringe sie sonst immer mit. In diesem Fall nicht genug: "In unserem Bekanntenkreis haben wir Forscher, die auch im Ausland waren", erklärt sie. Auch Menschen, die Kautionen vorab gezahlt haben, seien darunter.
Stephanie K. und ihr Mann überweisen 2.100 Euro - sie wollen die Wohnung unbedingt. Dass etwas faul sein könnte und sie ihr Geld wahrscheinlich nie wieder sehen, dämmert ihnen erst, als ihre Zahlung bestätigt wird und sie noch einmal zahlen sollen. Dieses Mal angeblich für eine Versicherung. Daraufhin erstatten sie Anzeige.
Skepsis bei zu guten Angeboten angebracht
Allein ist das Paar aus Kiel damit nicht. Diverse Betrugsmaschen auf Immobilienportalen sind der Polizei bekannt, auch diese. Konkrete Zahlen haben sie nicht, sprechen aber allein in Schleswig-Holstein von Fällen im unteren dreistelligen Bereich. Auch Fälle, in denen Schlüssel und Unterlagen gegen Zahlung von Kaution oder Miete verschickt werden sollen, häufen sich mittlerweile. Grundsätzlich warnen sie deshalb vor Angeboten, die zu gut klingen, um wahr zu sein. Dazu zählen zum Beispiel ungewöhnlich niedrige Mieten, Rabatte, oder - wie im Fall von Stephanie K. - dem Versprechen, ein Vorrecht auf eine Wohnung zu haben, wenn man vorab bezahlt. In solchen Fällen kann die Polizei im Nachhinein nur versuchen, den Geldfluss nachzuverfolgen. In einigen Fällen innerhalb Deutschlands konnten so Betrüger ausfindig gemacht werden. Wenn die Zahlung ins Ausland geht, wird das allerdings schwieriger. Dann ist das Geld in der Regel weg.
No-Go: Geld an Unbekannte überweisen
Um das zu vermeiden, rät die Polizei vor allem dazu, auf persönlichen Kontakt mit den Vermietern zu bestehen - also nicht nur per Mail oder über "Vermittler". Auf keinen Fall sollte man Geld an unbekannte Personen überweisen, schon gar nicht vorab. Ebenfalls ratsam: Preise mit ähnlichen Objekten vergleichen, wenn ein Angebot schon fast zu gut klingt. Und auch die Adresse zunächst auf Google Maps zu überprüfen kann helfen. Manchmal werden auch Immobilien angeboten, die es gar nicht gibt oder die nicht wirklich verfügbar sind.
So auch im Fall von Stephanie K. Sie hat nachgeforscht und erfahren: Ihre Traumwohnung war in Wirklichkeit gar nicht zu haben. Ihr Mann und sie werden weiter suchen und in Zukunft um einiges wachsamer sein.