Zeitreise: SH auf Zelluloid - Erinnerungen an Nordmark

Stand: 17.11.2023 10:35 Uhr

Nordmark-Film hat fast sieben Jahrzehnte lang das Leben und die Ereignisse in Schleswig-Holstein auf Film festgehalten. Das reicht von der Weimarer Republik über die Zeit der Nationalsozialisten bis zur Geschichte der Bundesrepublik.

von Karl Dahmen

Wie hält man erlebte Geschichte fest? Durch schriftliche Zeugnisse, durch Fotos und vor allem, seit dem 20. Jahrhundert, durch den Film. Dabei hat Schleswig-Holstein großes Glück gehabt, denn mit Richard Garms und seinem Sohn Gerhard hielten zwei begeisterte Filmer die wichtigsten Ereignisse in Schleswig-Holstein mit der Kamera fest. So entstand mit ihrer Filmproduktionsgesellschaft Nordmark auf mehr als 450.000 Metern Film bewegte schleswig-holsteinische Geschichte.

Vor 70 Jahren fing Hilde Garms in der Firma als Assistentin an, heiratete später Gerhard Gams - und ist auch heute noch ein lebendiges Archiv über die Historie der Filmfirma. In den alten Räumlichkeiten in Kiel, die es heute zwar noch gibt, die aber nicht mehr genutzt werden, erinnert sie sich noch genau an die Filme, die Mitarbeiter und die Produktionsbedingungen. Auch heute noch sitzt sie gern an den übrig gebliebenen Schreibtischen, an denen sie und Gerhard Gams damals saßen, und erinnert sich zurück an die Zeit, als hier Dutzende Mitarbeiter an den Filmen arbeiteten.

Nordmark-Film wird gegründet

Im Februar 1920 gründete der 27-jährige Richard Garms Nordmark-Film, zusammen mit seiner Frau Emmy. Mit Begeisterung drehte der gelernte Fotograf und Lithograf Werften und Ereignisse in Kiel. Er war dabei, wenn Reichspräsident Hindenburg in die Stadt kam, war als Kameramann im Auftrag der SPD unterwegs, als Tausende von Jugendlichen in der "Kinderrepublik Seekamp" Demokratie übten. Nach 1933 kamen Filme im nationalsozialistischen Auftrag hinzu, wie 1935 "Neuland am Meer", über Eindeichungen an der Nordseeküste.

Gerhard Garms übernimmt die Firma

Eine schwarzweiß Aufnahme zeigt wie ein Mann neben einem Kiosk steht und Zeitung liest. © Hilde Garms
1937 übernahm Gerhard Garms die Firma Nordmark-Film von seinem Vater.

1937 muss der erst 20 Jahre alte Gerhard Garms Nordmark-Film übernehmen, nachdem der Vater gestorben war. Im Zweiten Weltkrieg war Gerhard Gams Kriegsberichterstatter. Nach dem Krieg konnte er als erster deutscher Filmproduzent wieder in Schleswig-Holstein mit der Erlaubnis der britischen Besatzungsmacht in Schleswig-Holstein Filme drehen. Er hielt sowohl das Leben in den Trümmern als auch das beginnende Wirtschaftswunder mit den Mitteln des Films und seiner Kamera fest. Die schleswig-holsteinische Landesregierung engagierte ihn, um die Leistungen der Verwaltung und der Menschen im Land zu dokumentieren.

Der Zerstörung entkommen

Eine ältere Dame sitzt an einem Schreibtisch und hat ein Handy in der Hand. © Hilde Garms
Hilde Garms - vor 70 Jahren fing sie als Assistentin bei Nordmark in Kiel an.

Dass es damals das Nordmark-Filmarchiv überhaupt noch gab, war Glück, erinnert sich Hilde Garms. Während des Krieges, erzählt sie, lagen die Filmrollen der Firma im Keller unter dem Kieler Rathaus. Der damals verwendete Nitrofilm ist feuergefährlich, weil er sich bei bestimmten Temperaturen selbst entzünden kann. Nordmark musste deshalb sein Filmarchiv während des Krieges nach Angeln auslagern. Ein Glück, denn sonst wären die Filme aus den ersten 25 Jahren der Firma bei den Bombenangriffen 1945 vernichtet worden. Mit britischen Armeelastern werden die Filmrollen später wieder nach Kiel gebracht.

1987 wurde das Filmarchiv von Nordmark-Film an das Schleswig-Holsteinische Landesarchiv verkauft, wo es seitdem das Rückgrat des Landesfilmarchivs bildet. 2001 starb Richard Garms, der Mann, der den Wiederaufstieg Schleswig-Holsteins nach dem Krieg dokumentierte und die Geschichte des Landes bis in die 1980er Jahre begleitete.

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Dampflokomotive aus dem 19. Jahrhundert. © dpa - report Foto: Votava

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 19.11.2023 | 19:30 Uhr

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