Wiederaufbau nach Sturmflut: Viele Häfen in SH sind startklar
Viele Jachthäfen in Schleswig-Holstein wurden von der Ostsee-Sturmflut im Oktober 2023 schwer getroffen. Die meisten von ihnen konnten seitdem weitestgehend repariert werden. Doch in Damp sieht es nach wie vor düster aus.
Gesunkene Boote, zerstörte Stege und defekte Wasser- und Stromleitungen - die Sturmflut-Schäden an den Jacht- und Sportboothäfen in Schleswig-Holstein gehen teilweise in die Millionen. Während manche Anlagen im vergangenen Oktober "nur" vom Hochwasser betroffen waren, wurden andere Häfen wie Damp oder Maasholm unmittelbar von der Flutwelle getroffen. Bei ihnen ist der Schaden besonders hoch. Zumindest in Maasholm laufen die Reparaturarbeiten auf Hochtouren.
Damp: Kein Betrieb in den nächsten zwei Jahren
Die rund 300 Dauerlieger im Sportboothafen Damp (Kreis Rendsburg-Eckernförde) erreichte die Hiobsbotschaft spät: Erst Anfang Februar gab das Wasserstraßen und Schiffahrtsamt (WSA) offiziell die Sperrung des Hafens bis zum 31. Dezember 2024 bekannt. Kurz vor Saisonbeginn müssen sich die Bootsbesitzer einen neuen Liegeplatz suchen.
Auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein sagt Damps Bürgermeistern Barbara Feyock (SPD) jetzt: "Ich denke, dass wir in den nächsten zwei Jahren keinen regulären Betrieb machen können." Der Schaden am Hafen belaufe sich auf 4,4 Millionen Euro. Eine zukunftssichere Instandsetzung koste sogar 13 Millionen Euro. Der Betreiber des Hafens, die Vamed Kliniken aus Österreich, werden nach Angaben der Bürgermeisterin nicht investieren. Deshalb will die Gemeinde jetzt den Hafen übernehmen, um einen neuen Pächter zu suchen. Erst wenn dieser nach europaweiter Ausschreibung gefunden ist, kann die Instandsetzung starten.
Ein Wermutstropfen für die Dauerlieger: Laut Feyock darf in Damp gekrant werden. In Absprache mit Vamed können die Boote also in Damp zu Wasser gelassen werden - müssen den Hafen dann aber verlassen. Die Suche nach einem neuen Liegeplatz in der Nähe dürfte aber ziemlich schwierig werden.
Schleimünde: "Es sah aus wie ein Trümmerfeld"
Auch knapp zehn Kilometer nördlich von Damp, an der Schleimündung, schlug die Sturmflut mit all ihrer Härte zu. Der Hafen Schleimünde im Kreis Schleswig-Flensburg wurde regelrecht von der Welle überrollt. "Es sah aus wie ein Trümmerfeld", berichtet der Vorsitzende vom Hafen, Marc Müller. Doch schon Anfang November habe man sich auf der Lotseninsel an die Arbeit gemacht, eine Initiative gegründet und Spenden gesammelt, so Müller. Demnach ist die Instandsetzung jetzt schon zu 95 Prozent abgeschlossen. Im April soll noch die Stromversorgung wiederhergestellt werden - Müller ist guter Dinge, dass der Hafen am 1. Mai wieder für Gastanlieger öffnen kann.
Maasholm: Hafenmeister will am 1. Mai öffnen
Ebenfalls am 1. Mai will der schwer getroffene Hafen in Maasholm (Kreis Schleswig-Flensburg) wieder öffnen - zumindest teilweise. Das sagte Bürger- und Hafenmeister Kay-Uwe Andresen (SPD) NDR Schleswig-Holstein. Die Instandsetzung komme voran, so Andresen weiter, doch Steg F ist kaum noch zu sehen. Den werde man erst später reparieren können. Steg F-Anlieger habe man nun anderen Stegen zugeordnet.
480 Liegeplätze gab es ursprünglich in Maasholm. Und fast genauso viele Bootsbesitzer machen sich laut Andresen Sorgen, ob es tatsächlich bald wieder losgehen kann. Ihnen sagt er: "Festmachen: ja", aber Wasser und Strom könne man nicht versprechen. Was die Kosten für die Instandsetzung anbetrifft, hofft Andresen auf die 75 Prozent Unterstützung, die die Landesregierung in Aussicht gestellt hatte. Die übrigen 25 Prozent werde man vermutlich über die Liegegebühren refinanzieren müssen.
Kappeln öffnet an Ostern
Auf dem südlichen Ufer der Schlei, im Hafen Olpenitz (Kreis Schleswig-Flensburg), sind nach Angaben der Geschäftsleitung keine Schäden durch die Sturmflut entstanden. Dort gibt es 60 Liegeplätze - am 1. April beginnt die Saison. Gleiches gilt für den Sportboothafen Lindaunis.
Ebenfalls an Ostern kann es in Kappeln (Kreis Schleswig-Flensburg) losgehen. Die Anlage ist laut Hafenmeister Malte Steckmest von größeren Schäden verschont geblieben. Die Aufräum- und Reparaturarbeiten haben 35.000 Euro gekostet, sagt er. Als Gewerbetreibender habe man die Summe selbst tragen müssen. "Das ist leider im Vergleich zu kommunalen Häfen wettbewerbsverzerrend", regt Steckmest an.
Gleiches gilt für Björn Hansen vom Wiking Jachthafen. Sein Hafen am westlichen Ende der Schlei in Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg) wurde von der Welle getroffen, sagt er. Den Schaden beziffert er auf knapp 700.000 Euro. Die Kosten trägt Hansen selbst - vom Land konnte er nur den 50.000 Euro Notkredit in Anspruch nehmen. Sein Hafen verfügt über 360 Liegeplätze, "die meisten kriegen wir wieder hin", sagt der Hafenmeister. Der Betrieb läuft auch schon - allerdings ohne Strom und Wasser. Man arbeite an der Instandsetzung.
Flensburg: Marina ohne Schäden - Wassersleben hart getroffen
Wie viel in der Oktober-Sturmnacht von der Lage des Hafens abhing, wird auch in Flensburg deutlich. Während die in der Flensburger Förde gelegene Marina weitestgehend verschont geblieben ist, beläuft sich der Schaden im Hafen vom Segel-Sport Flensburg in Wassersleben auf geschätzte 1,5 Millionen Euro - Mole mit inbegriffen. Laut Lutz Kätow, dem ersten Vereinsvorsitzenden, kenterten damals 13 Boote, eine Brücke musste seither komplett neu aufgebaut werden. Kätow hofft auf Förderung vom Land, doch als privater Verein stehen die Chancen nicht gut. Er verlässt sich auf Unterstützung vom Landessportverband.
Bei der Instandsetzung haben alle Vereinsmitglieder mit angepackt, berichtet der Segelsportler. Kätow musste lediglich ein externes Unternehmen beauftragen. Nächste Woche kommen die neuen Stromsäulen, sodass der Betrieb bald losgehen kann. Am 26. April steht das Slippen auf dem Plan - am 4. Mai ist dann Ansegeln.
Olympiahafen Schilksee: Kieler Woche kann kommen
45 Jachten gingen während der Sturmflut im Kieler Olympiahafen unter - der Südhafen wurde nahezu zerstört. Doch gemeinsam mit den Firmen und Dienstleistern, die Sporthafen-Chef Philipp Mühlenhardt schon lange kennt, sei es im Winter gelungen, große Fortschritte zu machen. Mit Wasserbauern und Tauchern habe man den Hafen von Grund auf wieder neu aufgebaut, so Mühlenhardt weiter. Die bislang ausgegebenen Kosten belaufen sich laut dem Geschäftsführer auf 1,3 Millionen Euro - weitere 200.000 Euro dürften noch auf ihn zukommen. Was Unterstützung seitens des Landes angeht, zeigt sich Mühlenhardt optimistisch - auch wenn noch nichts konkretes in Aussicht steht.
Am 15. März konnten die neuen Häfen in Schilksee öffnen. Laut dem Sporthafen-Chef sind alle Liegeplätze verfügbar, einzig am Südhafen gebe es noch leichte Einschränkungen bei der Strom- und Wasserversorgung. Nach Ostern sollte das Problem behoben sein. Der weltgrößten Segelregatta während der Kieler Woche im Juni steht im Olympiahafen also nichts im Wege.