Von Eckernförde auf die Bühne: Comedian Hinnerk Köhn auf Tour

Stand: 25.10.2023 11:42 Uhr

Mit seinem Programm "Infinity" tourt Stand-Up-Comedian Hinnerk Köhn aus Eckernförde durch Deutschland. Am Wochenende war er in der Pumpe in Kiel. NDR Schleswig-Holstein hat ihn getroffen.

Hinnerk Köhn kommt aus Eckernförde - über seine Kindheit dort erzählt und lästert der 29-jährige Stand-Up-Comedian in seinem Programm "Infinity". Damit tourt er aktuell durch ganz Deutschland. Und steht auch mit den Großen der Szene, Moritz Neumeier und Till Reiners, auf der Bühne.

Hinnerk, du kommst ja aus Eckernförde: Wie war es, da aufzuwachsen?

Hinnerk Köhn: Also, es ist ein fantastischer Ort, um da Urlaub zu machen. Und es ist auch richtig cool, wenn man jemand ist, der mit Freunden viel am Strand rumhängt. In der letzten Zeit ist die Stadt ein wenig unattraktiver geworden für Jugendliche im Allgemeinen. Es gibt nicht mehr so viele schöne Kneipen, die Dorfdiskothek hat zugemacht. Allgemein ist es ein wunderschönes Rentnerparadies geworden. Eckernförde hat aus mir das gemacht, was ich heute bin, und ich bereue die Zeit nicht. Aber es war jetzt auch nicht unbedingt wunderschön, dort aufzuwachsen.

Warst du schon immer witzig?

Köhn: Ja, ich war auch schon früher ein Klassenclown. Also, ich habe einfach früh gemerkt, die Leute mögen einen, wenn man der Lustige ist. Und dann habe ich das auch teilweise so auf die Spitze getrieben, dass ich nicht mehr der Lustige war, sondern dass ich einfach nur noch genervt habe. Was aber gut ist, wenn man das früh merkt, wenn man über die Stränge schlägt. Das ist gut, wenn man auf der Bühne steht und weiß, man fängt an zu nerven. Dann muss man was anderes machen.

Dein Weg hat dich aber nicht direkt von der Schulbank zum Stand-Up Comedy geführt. Du hast mit Poetry Slam angefangen - warum?

Köhn: Weil ich von einem Freund gezwungen wurde. Der meinte: Du bist doch lustig. Ich habe erst Ja gesagt und dann habe ich zwei Tage vorher abgesagt. Ich hatte nichts geschrieben und Angst davor. Und er meinte dann: Du musst auf jeden Fall kommen, ich rechne mit dir. Und dann habe ich mir mit Mühe und Not zwei Texte irgendwie aus dem Leib geritzt und dann war ich da auf der Bühne, habe gezittert, mir lief der Schweiß runter und das hat so Spaß gemacht, dass ich dachte: Das will ich auf jeden Fall weitermachen. Und kurz danach hatte ich das erste Mal einen Auftritt, für den ich 20 Euro gekriegt habe und da wusste ich: Ich kann davon leben. Von da an wollte ich Künstler sein.

Also, war das, was du jetzt machst, immer dein Traum?

Köhn: Als ich 16, 17, 18 war, wusste ich, dass ich auf jeden Fall auf der Bühne stehen möchte, aber ich wusste nicht, dass das irgendwann mein Hauptberuf wird. Aber ich wusste, dass es irgendwie ein Teil von mir ist. Ich habe einfach gemerkt: Ich möchte das nicht mehr in meinem Leben missen. Erst habe ich ein Semester Kulturwissenschaften studiert und eine Ausbildung als Veranstaltungskaufmann gemacht und dann habe ich mich irgendwann noch entschlossen es noch mal mit der Selbstständigkeit als Künstler zu versuchen. Und jetzt bin ich heute hier.

Deine Tour beginnt und endet in Hamburg - wird sich dein Programm vom ersten zum letzten Termin verändern?

Köhn: Das Programm wächst mit jedem Auftritt und dadurch, dass ich auch Improvisations-Comedy mache, ist ja auch jeder Abend irgendwie anders. Die Show im Mai in Hamburg wird komplett anders sein im Vergleich zur Premiere vor ein paar Tagen. Ich werde manche Sachen rauswerfen und manche Sachen werde ich nochmal mal umschreiben. Und dann werde ich manche Sachen an andere Stellen im Programm setzen. Das ist quasi wie bei Lego, bis ich richtig zufrieden damit bin.

Deshalb auch "Infinity" als Porgrammtitel, weil es nie fertig ist?

Köhn: Ne, nicht weil nicht fertig ist, sondern weil es sich unendlich lange immer weiterentwickeln wird. Es ist ein Prozess.

Was erwartet die Zuschauer in deinem Programm?

Köhn: Es geht teilweise ums älter werden, um Verantwortung übernehmen und auch Verantwortung loslassen. Ja, es geht tatsächlich sehr viel darum, dass ich jetzt 30 werde, dieses Jahr. Es geht viel ums Älter werden, aber es geht gar nicht darum, dass das eine schlimme Sache ist, sondern eher die Kleinigkeiten, die das irgendwie spannend und lustig machen.

Wie geht es dir denn damit, 30 zu werden?

Köhn: Ich finde es fantastisch. Denn ich habe mir vorgenommen, als ich mich selbstständig gemacht habe, dass ich, wenn ich mit 30 Jahren davon leben kann, es weitermache. Jetzt kann ich davon leben, das heißt: Ich mache weiter. Dementsprechend freue ich mich wirklich darauf, weil ich meinen eigenen Meilenstein erreicht habe.

Was möchtest du den Menschen überhaupt vermitteln?

Köhn: Dass es alles einfach nicht so schlimm ist. Es gibt ja Leute, die haben immer eine große Message, die sie gerne irgendwie mitgeben möchten. Und das finde ich total bewundernswert, aber ich habe auch überhaupt kein Problem damit, auf der Bühne zu stehen und einfach den Leuten mal zwei Stunden ein bisschen zu unterhalten. So, dass sie einfach nach Hause gehen können und wissen: Ich hatte heute einen schönen Abend, ich habe ein bisschen gelacht, ich habe ein bisschen meine Sorgen vergessen.

Du hast nicht nur dein eigenes Programm, du arbeitest auch mit Moritz Neumeier und Till Reiners zusammen. Wie kam es dazu?

Köhn: Also, ich habe 2012 mit Poetry Slam angefangen und da habe ich Moritz kennengelernt und auch Till. Moritz aber deutlich früher, weil er auch aus Schleswig-Holstein kommt. Und die beiden, Till und Moritz, haben eine Show zusammen, die Schund und Asche heißt, und da haben die auch Spiele. Und dann habe ich damit angefangen, diese Spiele zu moderieren. Und dann meinten die irgendwann: Du machst jetzt auch mal Stand-Up. Und dann habe ich damit angefangen. Das hat gar nicht funktioniert, die Leute fanden mich überhaupt nicht lustig. Ich fand es aber so geil, das zu machen. Und ich dachte: Ich möchte es jetzt gerne können.

Was sind deine Ziele - willst du so groß werden wie Moritz Neumeier und Till Reiners?

Köhn: Also, wenn ich jetzt sagen würde, es ist mein großer Traum immer vor fünfzig Leuten in Ulm zu spielen, stimmt das einfach nicht. Ich würde schon ganz gern, dass es bei mir wächst, und dass ich auch mal eine größere Halle fülle. So zwei- bis vierhundert Leute, damit könnte ich es super leben, das wäre fantastisch. Ich muss nicht immer von 2.000 Leuten auftreten, um irgendwie glücklich zu sein. Mir macht es einfach Spaß aufzutreten.

Und in ferner Zukunft? Kannst du dir vorstellen, irgendwann nach Eckernförde zurückzukehren?

Köhn: Das Alter macht ja viel mit einem. Ich hätte jetzt vielleicht doch auch schon den ein oder anderen Gedanken, dass ich wohl vielleicht doch noch mal irgendwann zurückziehen wollen würde.

Das Interview führte NDR Reporterin Julia Jänisch.

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 25.10.2023 | 19:30 Uhr

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