Verbraucher statt Produzent: Brokdorf braucht neues Kraftwerk
Seit das AKW Brokdorf selbst keinen Strom mehr erzeugt, ist auch die Eigenversorgung eingestellt. Für den Nach- und Restbetrieb benötigt das Kernkraftwerk aber weiterhin Strom und Wärme. Beide müssen nun anderweitig zur Verfügung gestellt werden.
Schon von weitem ist das Kernkraftwerk Brokdorf (Kreis Steinburg) sichtbar, mit seiner runden Kuppel und dem markanten Schornstein. Doch Strom wird hier keiner mehr produziert. Das Kraftwerk ist seit dem Jahreswechsel 2021/ 2022 vom Netz genommen und soll in den kommenden 15 bis 20 Jahren zurückgebaut werden. Für diesen Rückbau aber braucht der Betreiber des Kraftwerks, Preussen Elektra, Energie. Und zwar viel Energie. Das bedeutet: Aus dem größten Energieproduzenten wird nach eigenen Angaben der größte Energiekonsument. Um diesen Bedarf zu decken, wird nun unmittelbar neben dem Kernkraftwerk einen neues Kraftwerk gebaut.
Neues Kraftwerk soll Rückbau absichern
Dieses neue Kraftwerk soll laut Preussen Elektra aus zwei Blockheizkraftwerken und drei Warmwasserkesseln bestehen. Nach der Fertigstellung im August 2024 soll die von den beiden Blockheizkraftwerken produzierte Wärme an das bestehende Heizungssystem im Kernkraftwerk abgegeben werden. Die Warmwasserkessel dienen als Unterstützung. Der erzeugte Strom wird über eine neue 10-kV-Schaltanlage in die bestehenden Anlagen eingespeist.
Beginn des Rückbaus steht noch nicht fest
Das neue Kraftwerk soll sicherstellen, dass während des Rückbaus und dessen Vorbereitung ausreichend Energie vorhanden ist. Die Kosten für das neue Kraftwerk: gut 10 Millionen Euro, für die die Betreibergesellschaft Preussen Elektra mit Hilfe von Rücklagen selbst aufkommt. Wann der eigentliche Rückbau des Kernkraftwerkes beginnen kann, steht noch nicht fest.
Bisher wartet die Betreibergesellschaft noch auf die notwendige Genehmigung, wie Kraftwerkleiter Tammo Kammrath erklärt: "Die letzten belastbaren Informationen unserer Behörde , die basieren auf Ende des Jahres." Dann soll ein erster Entwurf zur Stillegung und dem Rückbau vorhanden sein. Doch dieser erste Entwurf bedeutet nicht, dass dann auch ein Datum für den Beginn des Rückbaus feststeht, sagt Kammrath: "Zunächst geht ein Entwurf dann noch in eine bundesbehördliche Prüfung. Und so vergeht auch noch ein bisschen Zeit, bis die Genehmigung erteilt werden kann."
Kühlung der Brennelemente verbraucht viel Strom
Unterdessen entstehen auf dem Gelände immerhin die beiden Blockheizkraftwerke sowie die drei Warmwasserkessel. Projektleiter Thomas Strauss erklärt: "Solange wir im Leistungsbetrieb waren, haben wir unseren Eigenbedarf an Energie selbst produziert. Das können wir jetzt nicht mehr." Mit dem eigenen neuen Kraftwerk will sich Betreiber Preussen Elektra nach eigenen Angaben absichern. Denn nach der Abschaltung müssen die Brennelemente weiter gekühlt werden - und das ist extrem energieintensiv.
Nach dem Rückbau wird auch das neue Kraftwerk abgebaut
Für den Rückbau des Kernkraftwerks sind eine Reihe von ebenfalls energieintensiven technischen Verfahren notwendig, zum Beispiel um Abwässer von Radioaktivität zu befreien. Ist das Kernkraftwerk im Rückbau und brennstofffrei, sinkt der Energiebedarf auf etwa zwei Megawatt - das ist immer noch so viel, wie etwa 1.000 Haushalte verbrauchen. Sollte der Rückbau des Kernkraftwerks dann in den kommenden 20 bis 25 Jahren abgeschlossen sein. Dann dürfte auch das derzeit entstehende Kraftwerk seinen Dienst erfüllt haben und ebenfalls rückgebaut werden. Denn Strom oder Wärme ins öffentliche Netz einspeisen, das dürfen sie hier vom Gelände gar nicht mehr.