Trauerseeschwalbe-Küken © Sven Jachmann Foto: Jan Sohler

Trauerseeschwalben an der Westküste: Die Küken sind da

Stand: 21.07.2022 05:00 Uhr

20 Brutpaare der vom Aussterben bedrohten Trauerseeschwalbe leben auf Eiderstedt. Forschende tun alles dafür, damit die Halbinsel auch in Zukunft ihr Sommerquartier bleiben kann.

von Sven Jachmann

Die Trauerseeschwalbe gehört zu den bedrohten Vogelarten, die an der Westküste Schleswig-Holsteins brüten. Der Bestand der Trauerseeschwalbe ist seit den 70er Jahren von rund 800 Brutpaaren auf 20 zurück gegangen. Die Naturschützerinnen und -schützer müssen den Trauerseeschwalben schon den roten Teppich ausrollen, in Form von angelegten Wasserflächen und Bruthilfen, damit sie auf der Halbinsel Eiderstedt im Kreis Nordfriesland ihr Sommerquartier aufschlagen.

Doch trotz dieser Anstrengungen konnte die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein noch keinen Durchbruch erzielen. Der Bestand hat sich in den vergangenen Jahren kaum vergrößert. Damit die Population deutlich wächst, sagt Vogelexperte Jan Sohler, würden mehr Gewässer gebraucht, mehr Brutplätze. "Von zentraler Bedeutung ist das Nahrungsangebot. Die Trauerseeschwalbe jagt kleine Fische und Insekten im Wasser. Aber Eiderstedt hat sich so entwickelt, dass nur noch wenig Gewässer geeignet sind. Die Wasserstände sind zu niedrig."

Schwalben nisten auf Bruthilfen

Doch Gewässer allein genügen nicht. Die Naturschützenden müssen auch noch Brutinseln auslegen. Die kleinen quadratischen Flöße werden im Wasser verankert - möglichst in der Mitte einer Wasserfläche, denn dort sind die Vögel vor ihren Feinden Marder und Fuchs einigermaßen sicher. In den 70er Jahren nisteten sie auch an den Rändern der Wasserkuhlen. Doch als die Landwirtschaft von Ochsen- auf Bullenhaltung umstellte, änderte sich das. Die Bullen liefen auf dem Weg zum Wasser durch die Nester der Schwalben. Außerdem waren die Bullen durch Wassergräben nicht aufzuhalten, sondern nur durch Elektrozäune. Die Wassergräben waren nicht mehr wichtig und wuchsen zu. In den Gräben suchen die Schwalben aber nach Insekten und Fischen. Die Folge: Sie fanden nicht mehr ausreichend Nahrung. Der Bestand ging so stark zurück, dass die Trauerseeschwalbe vom Aussterben bedroht war.

Rabenkrähe zwingt zum Umzug

Der Vogelschützer und Naturfotograf Jan Sohler hat jetzt neun Küken entdeckt. Eigentlich sollten sie woanders schlüpfen, erzählt er, nämlich einige Kilometer entfernt. Doch dort hatte eine Rabenkrähe die Nester geplündert, Eier und Küken gefressen. "Das gehört dazu", sagt Sohler. "Auch eine Rabenkrähe sucht nach Nahrung. Wir müssen dahin kommen, dass so etwas passieren kann und es nicht gleich den Totalverlust der Brutsaison bedeutet." Wegen der Krähe zog die Trauerseeschwalbe um, verließ das Brutgebiet und kam nach Adamsiel auf die Stiftungsfläche und brütete erneut. Mit Erfolg.

Zusätzlicher Fisch benötigt

Auf diesen Flächen bei Adamsiel finden die Trauerseeschwalben ausreichend Gewässer und freie Wassergräben vor. Dennoch müssen die Naturschützenden beim Nahrungsangebot unterstützen. Im Winter setzen sie in den Gräben ausgewachsene Stichlinge aus. Die sollen dort laichen. Die kleinen Fische sind dann im Sommer eine wichtige Nahrungsgrundlage.

Ausreichend Fisch ist aber noch keine Überlebensgarantie. Jan Sohler: "Sollte es in den ersten Tagen dauerhaft stark regnen, kühlen die Küken aus." Bei Wind und Regen wird es auch für die Altvögel schwer, genügend Nahrung heran zu schaffen. "Und dann geht es auch ganz schnell, dass die Küken die ersten Tage nicht überleben."

Eiderstedt soll Nistplatz bleiben

Trotz aller Schwierigkeiten: Die Naturschützenden wollen den Bestand der Trauerseeschwalben weiter sichern - damit Eiderstedt auch in Zukunft ihr Sommerquartier bleibt.

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 21.07.2022 | 19:30 Uhr

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