Tourismusbilanz in SH: Gute Monate, schlechte Monate
Die Halbjahresbilanz der Tourismus-Agentur SH ist insgesamt stabil. Starke und schwache Monate wechselten sich ab. Unbeständiges Wetter und auch die Fußball-EM hatten in der ersten Jahreshälfte Einfluss auf die Buchungslage.
Am Mittwoch haben Tourismusminister Claus Ruhe Madsen (CDU) und die Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein die Halbjahres-Bilanz 2024 vorgestellt. Insgesamt blieb die Buchungslage im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum stabil. Der Juni war ungewöhnlich schwach, denn es fehlten inländische Gäste. Vermutlich, weil sie aufgrund der Fußball-EM lieber zu Hause blieben. Trotzdem kamen etwa 95 Prozent der Besucherinnen und Besucher im nördlichsten Bundesland aus Deutschland. Und auch das unbeständige Wetter führte offensichtlich zu weniger Buchungen.
Madsen: Urlaub trotz finanziell angespannter Lage
Laut Madsen ist die zögerliche Buchungslage auch finanziell zu erklären. "Angesichts vieler Unsicherheiten überlegen die Menschen verständlicherweise, wofür sie ihr Geld ausgeben wollen." Allerdings würden sie nicht am Urlaub in Schleswig-Holstein sparen, sondern weiterhin ins Land kommen - wenn auch im Juni etwas weniger häufig.
Und: betrachte man deutschlandweit den Durchschnittspreis für Übernachtungen, dann liege Schleswig-Holstein knapp zehn Prozent über dem Durchschnitt, sagte Madsen. "Da müssen wir aufpassen, dass wir - obwohl wir eine hohe Qualität haben und Gäste sehr zufrieden sind - das nicht übertreiben. Das war eine kleine Warnung in Richtung der Branche." Er habe aber Verständnis dafür, dass man am Ende auch Geld verdienen müsse.
Campingboom nimmt ab
Auf den Campingplätzen gab es in diesem Jahr bisher sechs Prozent weniger Besucher. Ein Minus, das laut Tourismus-Agentur einen deutlichen Einfluss auf die Übernachtungszahlen hat. Ein Plus gab es dafür bei den Hotelbuchungen in den Städten Kiel, Neumünster und Lübeck - in Neumünster sogar 15 Prozent. Laut Tourismus-Agentur könne das an mehr Tagungen in den Städten liegen. Außerdem kamen im Bereich der Vorsorge- und Reha-Kliniken fünf Prozent mehr Besucher nach Schleswig-Holstein.
Sylt bleibt vorn, Büsum legt zu
Die beliebteste Gemeinde bleibt laut Statistikamt Nord Sylt mit 1.305.343 Übernachtungen, wobei sie im Vergleich zum Vorjahr 0,3 Prozent Verlust hinnehmen mussten. Auf Platz zwei und drei folgen Lübeck und St. Peter-Ording (Kreis Nordfriesland). Einen großes Plus von 10,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr konnte Büsum (Kreis Dithmarschen) verbuchen. Campingübernachtungen zählten in dieser Auswertung nicht mit.
Weniger Gäste aus Dänemark
Im ersten Halbjahr diesen Jahres kamen mit 212.110 Übernachtungen 6,8 Prozent weniger Urlaubsgäste aus Dänemark als noch 2023. Übernachtungsgäste aus der Schweiz, Niederlande und Polen kommen dagegen vermehrt ins Land, bleiben aber zahlenmäßig noch unter den dänischen Touristinnen und Touristen. Insgesamt kamen 5,4 Prozent der Besucher aus dem Ausland.
Im bundesweiten Vergleich belegt Schleswig-Holstein mit 15,7 Millionen Übernachtungen den sechsten Platz. Im Norden kann nur Niedersachsen bessere Buchungszahlen aufweisen und landet damit auf dem vierten Platz. Den ersten Platz mit 45,7 Millionen Übernachtungen belegt Bayern.
Strategie: Nachhaltigkeit, veränderte Angebote und "Coolcation"
Die Tourismusstrategie Schleswig-Holstein 2030 setzt laut Madsen auf Nachhaltigkeit, weshalb die Zahlen nicht das einzige Erfolgskriterium sind: "Wir unterstützen die Tourismusbranche an vielen Stellen: Von Investitionen in die Infrastruktur, Förderprojekten für touristische Maßnahmen über die Radstrategie 2030 bis hin zum Leitfaden zur besseren Tourismus-Akzeptanz drehen wir an vielen Stellschrauben zugleich."
Bettina Bunge, die Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, betont, dass in Zukunft wechselnde Rahmenbedingungen kommen werden. "Das bedeutet beispielsweise, dass auch in der Hochsaison Freizeitangebote für All-Wetter-Tage vorhanden sein müssen, so dass Gäste trotz Wetterkapriolen einen erlebnisreichen Urlaub genießen können."
Ein Zukunftstrend im Tourismus sei auch "Coolcation", so Bunge weiter - dabei wird der Urlaub im Sommer bewusst in kühlere Regionen verlegt. Skandinavische Länder würden bereits mit gemäßigtem Sommerwetter werben. Das könne auch für Schleswig-Holstein eine Zukunftsmöglichkeit sein, erklärte die Touristikerin.
Bilanz der Strandkorbvermieter in SH durchwachsen
Auch Marcus Bade, Vorsitzender des Landesverbandes der Strandkorbvermieter zieht nicht nur beim Wetter eine wechselhafte Bilanz: "Mai und Juni waren wettermäßig durchwachsen, das haben wir natürlich bei unseren Einnahmen gemerkt." Der Juli und August seien größtenteils gut gelaufen, so Bade weiter.
Die Mietpreise für einen Strandkorb liegen an der Ostsee zwischen elf und 17 Euro pro Tag. Urlaubsgäste schrecken diese Mietpreise nicht ab, Tagesgäste verzichten allerdings eher auf einen Strandkorb oder buchen diejenigen, die in Randlage stehen und somit günstiger sind. Innerhalb der letzten fünf Jahre sind die Körbe laut Bade im Durchschnitt 20 bis 30 Prozent teurer geworden.