Studie: Abtreibungspraxen in SH gut aufgestellt
Ungewollt schwangere Frauen haben in Schleswig-Holstein einen vergleichsweise leichten Zugang zu Abtreibungspraxen. Das geht aus einer Studie des Forschungsverbunds ELSA hervor. Frauenärzte im Land sehen aber noch Nachbesserungsbedarf.
ELSA steht für Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer - Angebote der Beratung und Versorgung. Ein Ergebnis der aktuellen ELSA-Studie: Mit Ausnahme des Kreises Nordfriesland können betroffene Frauen in Schleswig-Holstein innerhalb von 40 Minuten mit dem Auto eine Praxis erreichen, die Abtreibungen anbietet. In der vergangenen Legislaturperiode hatte die große Koalition die Studie in Auftrag gegeben.
Im Bundesvergleich gehört Schleswig-Holstein demnach gemeinsam mit Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hamburg und Bremen zu den Bundesländern mit einem hohen Versorgungsgrad. Niedersachsen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, das Saarland und Hessen liegen in der Mitte. Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zählt die Studie zu Regionen mit geringem Versorgungsgrad.
Berufsverband der Frauenärzte in SH bestätigt Studienergebnis
Auch der Berufsverband der Frauenärzte in Schleswig-Holstein hält das Angebot für betroffene Frauen im Land für gut. "Wir haben ein gutes Netzwerk zwischen den Frauenärzten und den Beratungstellen. Betroffene Frauen können gut beraten werden", meint die Landesvorsitzende Doris Scharrel. Auf Einladung des Gesundheitsministeriums treffen sich die Akteure regelmäßig mit den Kostenträgern und den Beratungsstellen. Laut Scharrel gab es im vergangenen Jahr 77 Frauenärzte in Schleswig-Holstein, die operative Abtreibungen ambulant durchführen dürfen.
Mehr als 3.000 Abtreibungen in Schleswig-Holstein in 2022
Laut Statistikamt Nord gab es im Jahr 2022 landesweit mehr als 3.240 Schwangerschaftsabbrüche - in 3.179 Fällen handelte es sich um Abbrüche nach der sogenannten Beratungsregelung. In zwei Prozent der Fälle gab es medizinische Gründe für den Abbruch. Knapp 62 Prozent der Fälle wurden in gynäkologischen Praxen oder OP-Zentren durchgeführt, der Rest bei stationären oder ambulanten Krankenhausaufenthalten.
Laut Berufsverband Frauenärzte in Schleswig-Holstein gibt es aber auch Probleme. Nach Angaben der Landesvorsitzenden Scharrel sind zum Beispiel die Kosten für die Nachsorgeuntersuchungen der Frauen oft nicht geklärt. Besonders besorgt ist Scharrel aber mit Blick auf den größer werdenden Fachkräftemangel und das drohende Praxissterben in Schleswig-Holstein.