Streit um "Haus des Gastes" auf Amrum
Die Touristeninformation in Nebel auf Amrum ist in die Jahre gekommen. Was aus dem sogenannten Haus des Gastes werden soll, darüber ist auf der Insel ein Streit entbrannt.
Im Herbst hat in Nebel auf Amrum (Kreis Nordfriesland) der Bagger anrollen sollen und die alte Villa, in der die Touristeninformation, ein Leseraum, ein Veranstaltungsraum für Kinder und die Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer untergebracht sind, abreißen. Doch eine Bürgerinitiative ist gegen den Abriss und will das Gebäude sanieren und umbauen.
Die Jugenstilvilla ist 118 Jahre alt und wurde ursprünglich als Nordseesanatorium für Kuren und Lungengymnastik gebaut. Die Initiative will dieses letzte Zeugnis der Amrumer Bäderkultur unbedingt erhalten. "Für mich ist es ein Herzstück im historischen Ortskern. Das ist ziemlich einmalig. Und ich möchte nicht tatenlos zusehen wie so eine Kostbarkeit aus dem Ort entfernt wird und sinnlos zerstört wird", erklärt Anna Jahn, die sich in der Bürgerinitiative engagiert. Dass Sanierung und Umbau aufwendig werden, ist ihnen klar, doch den Wert des Gebäudes für die Gemeinde schätzen sie höher.
Bürgermeister: Neubau für Kommune am sinnvollsten
Bereits vor zehn Jahren hatten sich die Gemeindevertreter mit einer Sanierung beschäftigt. Mittlerweile kam die Gemeinde zu dem Entschluss, einen kompletten Neubau zu planen. Ein Gutachten wurde dafür allerdings nicht in Auftrag gegeben. Man habe im Rahmen einer Projektsteuerung viele Spezialisten wie Fachplaner, Architekten und Handwerker befragt, sagt Bürgermeister Cornelius Bendixen (CDU). "Da ist wirklich unisono herausgekommen, dass es tatsächlich für die Kommune am sinnvollsten ist, dieses Gebäude nicht zu sanieren sonder neu zu bauen."
Baumfällarbeiten für geplanten Neubau
Der jetzige Plan sieht ein eingeschossigen Flachbau mit Gründach vor. Innen soll es ein Café und einen Veranstaltungsraum geben. Die Kosten belaufen sich schätzungsweise auf rund 9,5 Millionen Euro. Da der Neubau deutlich mehr Platz beanspruchen würde als die Villa, sollen außerdem 27 Bäume im Nebeler Kurpark gefällt werden. Weitere 56 kranke, alte oder zu eng stehende Bäume lässt die Gemeinde in diesem Zuge ebenfalls fällen. Auch das ist ein Kritikpunkt der Bürgerinitiative. Sie will nun Unterschriften sammeln für ihren Alternativvorschlag. Grundvoraussetzung dafür ist eine genaue Kostenschätzung vom Amt Föhr-Amrum. Bislang liegt die allerdings noch nicht vor.
Prozessverzögerung lässt Kosten steigen
Verzögert sich der Prozess noch weitere Jahre, könne es laut Bürgermeister aufgrund der steigenden Kosten passieren, dass keiner der beiden Vorschläge umgesetzt wird. Die Initiative will ihr Bürgerbegehren deshalb möglichst schnell starten. Solange darf die alte Villa nicht abgerissen werden.