So trotzt die Firma Trixie aus Tarp dem Fachkräftemangel

Stand: 11.06.2024 14:22 Uhr

Trixie-Geschäftsführer Volker Haak hat vor 40 Jahren als Azubi bei Trixie angefangen. Personalleiterin Claudia Bellack ist seit 30 Jahren dabei. Aus Azubis werden nicht selten Führungskräfte. Was das Unternehmen anders macht.

von Simone Mischke

Manchmal ist es erst mal nur so ein Gefühl. Dass etwas anders ist. Auf angenehme Art anders. Betritt man das Unternehmensgelände von Trixie mitten im Industriegebiet von Tarp (Kreis Schleswig-Flensburg) fallen zwei Dinge auf. Zum einen ist die Außenanlage sehr gepflegt und sorgfältig bepflanzt, überall blühen Rhododendren. Zwei Gärtner kümmern sich darum, wie man uns später sagt. Zum anderen ist der Empfang an der Rezeption offen und freundlich - das vermutlich nicht nur, weil wir "von der Presse" sind. Hier scheint eine Mitarbeiterin einfach gerne Menschen in ihrer Firma zu begrüßen.

Vom Minibetrieb zum großen Player in der Region

Ein Mann blickt frontal in die Kamera, es ist Volker Haak, Geschäftsführer von Trixie © NDR Foto: NDR Screenshot
Volker Haak, Geschäftsführer von Trixie, fing vor 40 Jahren als Azubi im Unternehmen an.

Trixie stellt seit 50 Jahren Artikel für Haustiere her. Inzwischen arbeiten hier rund 600 Menschen daran, rund 6.500 Artikel herzustellen und europaweit zu vertreiben, unter anderem in der Logistik, im Vertrieb im Marketing, in der Verwaltung. Das Unternehmen ist ein großer Arbeitgeber in der Region, wird in einem Atemzug mit Queisser Pharma oder der Flensburger Brauerei genannt.

Wir treffen Geschäftsführer Volker Haak in seinem Büro. Freundliches Lächeln, fester Händedruck, dynamische Bewegungen. Angefangen hat er vor 40 Jahren als zweiter Azubi - daneben gab es nur die Familie des dänischen Firmengründers Bonnik Hansen. "Wir haben auf einem kleinen Bauernhof angefangen. Und es hat Spaß gemacht. Es hat sich dann relativ schnell herauskristallisiert, dass ich bleiben kann", erzählt der heutige Geschäftsführer von Trixie. Er blieb - bis heute. Seine Ansprüche sind hoch. An sich und an seine Mitarbeiter. "Wir sagen immer: Morgen sind wir besser", fasst Haak die Firmen-Philosophie zusammen.

Klare Kommunikation der Unternehmensziele

Ein Hund steht in einem Verkaufsraum für Haustierbedarf und blickt in die Kamera © NDR Foto: NDR Screenshot
Spielzeug für Hunde und Hundebetten zählen zu den Dingen, die Trixie anbietet.

"Wir kommunizieren sehr offen, dass wir uns weiterentwickeln wollen. Die Mitarbeiter wissen, was wir wollen und wonach wir streben. Und wir geben ihnen die Chance, das mit uns gemeinsam zu erreichen." Gemeinsam Ziele verfolgen, gemeinsam Erfolge feiern - das schweißt zusammen, sagt Haak. Er und die Mitarbeiter von Trixie leben die Unternehmenskultur des dänischen Gründers. Alle duzen sich. Es wird probiert und gemacht - und wenn es nicht läuft, wieder anders gemacht. Deshalb sollten Mitarbeiter diesen Satz besser nicht sagen: "Das haben wir schon immer so gemacht!"

"Dieser Satz ist verboten!", sagt Personalleiterin Claudia Bellack und lacht. Sie ist seit 30 Jahren bei Trixie. Veränderung gehört hier zum Tagesgeschäft, erklärt sie. "Weil wir einfach immer wieder nach vorne gehen, uns immer wieder hinterfragen: Was können wir anders machen? Was können wir verändern, optimieren?"

Azubi bleibt nach der Ausbildung

Ein Mann gibt ein Interview, es ist Lorenz Kraft, ein Auszubildender bei Trixie © NDR Foto: NDR Screenshot
Lorenz Kraft beendet bald seine Ausbildung bei Trixie - und bleibt danach in der Firma.

Mit Veränderungen hat offenbar auch Azubi Lorenz Kraft kein Problem. Vor drei Jahren hat er mit der Ausbildung zum Groß- und Außenhandelsmanagement bei Trixie angefangen, schließt in Kürze seine Ausbildung ab. "Die Firmengröße war für mich ein Argument, mich für dieses Unternehmen zu entscheiden. Dass ich hier von der Buchhaltung bis zum Vertrieb alle Abteilungen kennen lernen konnte." Außerdem wichtig für ihn: Abwechslung und Wertschätzung. "Von oben herab behandelt zu werden - das geht für mich gar nicht", sagt Lorenz. Außerdem will er das Gefühl haben, dass das, was er macht, die Firma weiterbringt. Und das hat er offenbar auch: "Ich bleibe nach der Ausbildung erst mal hier." Ob daraus 40 Jahre werden wie bei Volker Haak - vermutlich nicht, die Zeiten sind andere. Doch er fühlt sich wohl in seiner Abteilung und mit den Kollegen. "Und deshalb kann ich mir auch vorstellen, länger zu bleiben."

Tierische Mitarbeiter

Schlendert man durch die Büroräume bei Trixie, bleibt der Blick immer mal wieder an Hundefotos und der Aufschrift "Hund im Büro" hängen. In manchen Büros sind sogar zwei. "Wir probieren gerade, ob das funktioniert. Bisher hatten wir die Regel, ein Hund pro Büro", sagt Geschäftsführer Volker Haak. Er selbst ist allergisch gegen Hundehaare.

Die Vierbeiner müssen eine Prüfung bestehen, bevor sie ihre Zweibeiner zur Arbeit begleiten dürfen. Die nimmt eine externe Hundetrainerin ab. Oder auch nicht - eine Dogge hatte mal den Test nicht bestanden. Doch grundsätzlich funktioniere das Konzept "Bürohund". Die Mitarbeiter seien so entspannter, sagt der Geschäftsführer: ein weiterer Baustein für das Gesamtziel "zufriedene Mitarbeiter".

Kein Betriebsrat, keine Spitzengehälter

Auf einen in einer Vitrine stehenden Stein ist eine comichafte Zeichnung eines Hundes © NDR Foto: NDR Screenshot
Jubiläum bei Trixie in Tarp: Seit 50 Jahren gibt es das Unternehmen.

Trotz der Größe mit rund 600 Mitarbeitern gibt es bei Trixie keinen Betriebsrat: "Es wurde nie einer gegründet", sagt Personalleiterin Claudia Bellack. Stattdessen haben sie mit ihrem "Teamrat" ein hauseigenes Konstrukt. "Da sind Mitarbeiter aus allen Bereichen vertreten. Der Teamrat ist die Schnittstelle zwischen den Mitarbeitenden und der Geschäftsleitung", so Bellack. Bei den Gehältern zahle man Volker Haak zufolge, vor allem im Bereich der Lager-Logistik, deutlich über Tarif. "Im Verwaltungsbereich liegen wir auch über dem Tarif, für den Groß- und Außenhandel und in unserer Region auf einem guten Durchschnitt", sagt der Geschäftsführer. Darüber hinaus gebe es unter anderem eine Erfolgsbeteiligung, Weihnachts- und Urlaubsgeld, Zeitwertkonten und Fahrrad-Leasing.

Viele kleine Bausteine - ein Gefühl

Es sind also offenbar nicht unbedingt Top-Gehälter, die die Mitarbeiter hier oft über Jahrzehnte halten. Und wahrscheinlich auch nicht die Liegestühle im gepflegten Garten, eine Kantine, eine Snackbar und die Möglichkeit, 50 Prozent der Arbeitszeit Zuhause zu arbeiten. Zumindest nicht für sich allein. Fragt man Personalleiterin Claudia Bellack, was Trixie anders macht als andere, sagt sie: "Das ist gar nicht so einfach, dass konkret zu definieren, gerade wenn man selbst so lange dabei ist. Es hat ganz viel mit Gefühl zu tun. Die Kultur, das Betriebsklima und dass es einfach sehr mitarbeiterorientiert ist." Was noch auffällt: Die Mitarbeiter, die wir auf den Gängen treffen, wirken zwar beschäftigt - aber nicht gehetzt. Auch so ein Gefühl, das einen nachvollziehen lässt, warum sich hier die Menschen offenbar wohl und wertgeschätzt fühlen.

Entwicklung der Mitarbeiter

Gerade hat Trixie eine Umfrage im Unternehmen gestartet, will von den Mitarbeitenden wissen: Worin seht ihr den Sinn eurer Arbeit? 93 Prozent der Belegschaft haben mitgemacht, auch Lorenz Kraft. "Für mich ist das die Zeit, das Engagement, die Mühe, die man in seine Arbeit steckt und das Ergebnis, was dabei rauskommt." Geschäftsführer Volker Haak sieht die Sinnhaftigkeit seiner Arbeit auch darin, dass sie mit dem, was sie hier tun, hunderte Familien in der Region ernähren, sagt er. Die Umfrage - ein weiterer Baustein in der Mitarbeiter-Entwicklung. Einer für das Ziel, genügend Fachkräfte im Unternehmen zu haben.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 10.06.2024 | 19:30 Uhr

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