Schule verhängt Aufnahmestopp für Flüchtlingskinder
Mehrmals berichtete Panorama 3 über Schulangebote für Flüchtlingskinder. An der Klosterhofschule in Itzehoe beispielsweise standen vor drei Monaten praktisch täglich neue Kinder im Sekretariat und freuten sich auf ihren ersten Schultag in Deutschland. Dabei hatte es eigentlich schon damals kaum mehr Platz für weitere Pennäler gegeben. Doch Schulleiter Gerd Freiwald reagierte flexibel. Er erweiterte und teilte die Klassen, in denen "Deutsch als Zweitsprache" (DaZ) unterrichtet wird, so dass es irgendwie immer noch halbwegs passte.
Es fehlt an Lehrern mit Zusatzqualifikation
Nun kann die Klosterhofschule keine Schüler mehr aufnehmen. Es gilt ein Aufnahmestopp: "Wenn ich hier dann also Helfer mit den Familien ihre Kinder anmelden wollen, müssen wir sie gleich weiter schicken zur Gemeinschaftsschule Lübscher Kamp", so Schulleiter Freiwald.
Doch auch dort ist die DaZ-Klasse bereits fast voll. Räume gäbe es an der Schule zwar noch genügend, aber es fehle an Lehrern mit der notwenigen Zusatzqualifikation, so Freiwald. "Das Bildungsministerium hat inzwischen so viele Stellen geschaffen, die nur noch besetzt werden müssen. Wir hoffen alle auf den jetzigen Prüfungsjahrgang, um die Lehrer dann schnell abzugreifen."
Man behilft sich mit Improvisation
So müssen die Lehrer an der Klosterhofschule weiterhin improvisieren und finden dabei immer wieder neue Wege. Unterrichtsstunde in der DaZ-Klasse: Im Raum steht neben Lehrer Jochen Keßler auch die junge Syrerin Dima. Sie ist selbst erst vor knapp einem Jahr in Deutschland angekommen und hat beachtlich schnell die deutsche Sprache gelernt. Jetzt hilft sie Flüchtlingskindern deutsch zu lernen. Schulleiter Gerd Freiwald hat sie eingestellt. "Man kann sagen, sie ist ein Segen für unsere Schule." Eigentlich arbeitet Dima an einem Nachmittagsprojekt, das die Klosterhofschule Anfang Oktober zusammen mit der Hilfsorganisation Caritas ins Leben gerufen hat.
Dafür hat die Schule Geld von der Stadt Itzehoe bekommen. Ziel ist es, Kinder aus der Daz-Klasse in Form von Projekten weiter zu unterrichten. Dabei sollen sie den deutschen Alltag kennenlernen. Kinobesuche, Ausflüge oder gemeinsames Einkaufen, wo sich die Kinder das Sortiment angucken und lernen sollen. "Sie sollen auch mal etwas Besonderes geboten bekommen, das haben sie verdient finde ich. Denn oft haben diese Kinder Jahre oder Monate hinter sich, dem sie Entbehrung hatten", so Freiwald. Und so würden sie schneller deutsch lernen.
"Das ist unsere Frau für diese Schule"
"Es war die Idee einer ehrenamtlichen Helferin, die unser Nachmittagsprojekt leitet: Dima könne arabisch und möchte sich zu Hause nicht mehr langweilen, sondern arbeiten." Dima stand irgendwann im Schulbüro des Schulleiters. "Als ich sie das erste Mal gesehen hatte, war sie sehr zurückhaltend. Und dann bin ich mit ihr ins Gespräch gekommen und habe immer mehr gestaunt wie gut Sie Deutsch konnte inzwischen. Da wusste ich, das ist unsere Frau für diese Schule", erzählt er. Gerd Freiwald bewundert den Ehrgeiz der jungen Frau. Auf Honorarbasis soll Dima aushelfen und den Flüchtlingskindern als Übersetzerin zur Seite stehen.
80 neue Stellen hat das Bildungsministerium für Februar 2016 geschaffen. Nun müssen diese noch besetzt werden. "Das Bildungsministerium hat richtig reagiert und darüber sind wir sehr froh. Nun müssen sich aber auch Lehrer mit Zusatzqualifikation auf diese Stellen bewerben und an denen mangelt es leider noch und bis dahin sind wir sind froh, wenn wir Hilfe bekommen von Menschen wie Dima", so Freiwald.
Entlastung für die Lehrer
Joachim Keßler freut sich über die neue Unterstützung in seiner immer noch voll besetzten DaZ-Klasse. Er ist der einzige Lehrer an der Schule, der die erforderliche Zusatzqualifikation für DaZ hat. Auf die Hilfe von Dima möchte er nicht mehr verzichten: "Sie ist eine hervorragende Unterstützung und Entlastung, sie spricht sehr gut Deutsch, sie hat schon etliche Zertifikate an der Volkshochschule - wenn uns die Schüler was mitteilen wollen, ist es schwierig sie zu verstehen und manchmal auch frustrierend, weil wir es nicht gleich aufnehmen können und da ist Dima natürlich eine große Entlastung."
Auch Dima hat Freude am Unterricht. Sie weiß, wie das ist, wenn man kein Wort versteht. "Ich finde das toll, ich möchte immer helfen." Sie versuche nicht nur in der Klasse zu helfen, sondern auch Hinweise zu geben, beispielsweise wo der nächste Hausarzt zu finden sei oder wo es etwas einzukaufen gebe.