Schuldneratlas: Weniger Schleswig-Holsteiner überschuldet
In Schleswig-Holstein ist die Zahl überschuldeter Menschen in diesem Jahr erneut gesunken. Das geht aus dem Schuldneratlas 2024 hervor. Die Gründe dafür sind jedoch vielfältig.
Etwa jeder zwölfte Volljährige im Land ist überschuldet. Das geht aus einer Auswertung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform für 2024 hervor. Mit durchschnittlich 8,19 Prozent ist die Quote in Schleswig-Holstein im Vergleich zum Vorjahr um 0,19 Prozentpunkte leicht gesunken. 2019 lag die Überschuldungsquote laut Schuldneratlas noch bei 10,85 Prozent. Auch in den Kreisen und kreisfreien Städten im Land ist die Zahl der Überschuldeten gesunken, es gibt jedoch regionale Unterschiede.
Unterschiedliche Schuldenquoten in den Kreisen
Mit 5,28 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner sind im Kreis Stormarn landesweit die wenigsten Menschen überschuldet. Damit liegt der Kreis im bundesweiten Vergleich auf dem 51. Platz von 400 Städten und Kreisen. Mit etwas Abstand folgt der Kreis Plön (Platz 124): Dort sind 6,53 Prozent der Menschen von Überschuldung betroffen. Kurz dahinter kommt der Kreis Rendsburg-Eckernförde mit 6,77 Prozent (Platz 138).
Anders sieht es in den Kreisen an der Westküste des Landes aus. Steinburg mit 9,31 Prozent (Platz 320) und Dithmarschen mit 9,78 Prozent (Platz 336) liegen bundesweit auf den hinteren Plätzen.
Neumünster in Schleswig-Holstein Schlusslicht
Generell zeigt die Auswertung des Schuldneratlas, dass in Schleswig-Holstein die Einwohnerinnen und Einwohner der Kreise weniger überschuldet sind als in den kreisfreien Städten.
Zwar liegt die Landeshauptstadt Kiel mit einer Quote von 8,77 Prozent (bundesweit Platz 294) noch vor Steinburg und Dithmarschen, jedoch schneiden Lübeck mit 10,96 Prozent (Platz 362) und Flensburg mit 12,56 Prozent (Platz 381) schlechter ab. Landesweites Schlusslicht ist Neumünster mit 15,78 Prozent. Dort ist etwa jeder sechste Erwachsene überschuldet. Damit liegt die Stadt in Deutschland auf einem der letzten Plätze.
Sechs Hauptauslöser für Überschuldung
Deutschlandweit sind 3,39 Millionen Männer und 2,17 Millionen Frauen überschuldet. Die hohen Energie- und Lebensmittelpreise würden laut Creditreform besonders Bevölkerungsgruppen mit geringem Einkommen treffen. Für alleinerziehende Frauen sei die Situation besonders schwierig. Sie seien die "hauptsächlich Leidtragenden", heißt es.
Laut Statistischem Bundesamt gibt es sechs Hauptgründe für Überschuldung. 2024 waren sie für 82,3 Prozent der Fälle verantwortlich:
- Arbeitslosigkeit (18,1 Prozent)
- Trennung, Scheidung, Tod (11,9 Prozent)
- Erkrankung, Sucht, Unfall (18,4 Prozent)
- Unwirtschaftliche Hausführung (14,9 Prozent)
- Gescheiterte Selbstständigkeit (8,1 Prozent)
- Längerfristiges Niedrigeinkommen (10,9 Prozent)
Als überschuldet gilt nach Angaben von Creditreform, wer über einen längeren Zeitraum fällige Zahlungsaufforderungen nicht begleichen kann und wem zur Deckung des Lebensunterhaltes weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die zu leistenden Gesamtausgaben sind somit höher als die Einnahmen.
Kriselnde Ampelregierung und schwache Wirtschaftslage
Der rückläufige Trend hat allerdings einen ernsten Hintergrund, erklärte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform.
"Die deutschen Verbraucher haben Angst vor der Zukunft und halten ihr Geld deshalb zusammen." Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform
Die aktuelle Krise der Bundesregierung, die schwächelnde Wirtschaft in Deutschland und der Krieg in der Ukraine würde die Bevölkerung verunsichern. Der Konsum ist laut Hantzsch seit der Corona-Pandemie deutlich zurückgegangen.
Auch im kommenden Jahr wird sich die wirtschaftliche Situation nicht bessern, schätzt Hantzsch. "Der dauerhafte Druck auf unsere Industrie wird auch zum Verlust von gut bezahlten Arbeitsplätzen führen." Die Sparneigung in der Bevölkerung wirke sich zusätzlich negativ auf die Konjunktur in Deutschland aus - denn durch die fehlende Investitionsbereitschaft könnten rückläufige Exporte nicht ausgeglichen werden.
Bayern Spitzenreiter in Deutschland
Zum sechsten Mal ist die Überschuldungsquote in Deutschland gesunken - mit durchschnittlich 8,09 Prozent ein neuer Tiefstand. Bayern sticht demnach deutlich hervor: Der Freistaat belegt fast durchgehend die ersten 24 Plätze, nur das thüringische Jena liegt auf dem zehnten Platz. Deutschlandweit ist die Überschuldung in Bremerhaven am höchsten. 18,12 Prozent der Einwohner sind dort überschuldet.
In einer ersten Version des Artikels haben wir "Verschuldung" geschrieben. In der Auswertung geht es aber um "Überschuldung". Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.