Ein paar Cents sind in einer Geldbörse zu sehen. © picture alliance Foto: Peter Steffen
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AUDIO: Schuldneratlas: Weniger überschuldete Menschen in SH (1 Min)

Schuldneratlas 2023: Jeder zwölfte Erwachsene in SH verschuldet

Stand: 15.11.2023 16:22 Uhr

Nirgendwo sonst in Deutschland hat die Überschuldungsquote so stark abgenommen wie in Schleswig-Holstein. Die Überschuldungsquote ist der Anteil der überschuldeten Personen im Verhältnis zu allen Erwachsenen.

von Hauke von Hallern

8,38 Prozent der Erwachsenen gelten laut dem Schuldneratlas Deutschland von Creditreform als überschuldet. Die Quote ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,55 Prozentpunkte gesunken. Deutschlandweit liegt Schleswig-Holstein im Mittelfeld. Am höchsten ist die Überschuldungsquote in Schleswig-Holstein in städtischen Gebieten. Landesweit liegt wie schon im vergangenen Jahr Neumünster vorne (16,02 Prozent), gefolgt von Flensburg (13,34 Prozent) und Lübeck (11,14 Prozent). Auf dem Land sind besonders die Kreise Dithmarschen und Steinburg betroffen. Die wenigsten Schuldnerinnen und Schuldner in Schleswig-Holstein leben in den Kreisen Stormarn (5,43 Prozent) und Plön (6,72 Prozent). In fast allen Regionen in Schleswig-Holstein ist die Überschuldungsquote im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

Ursache für weniger Überschuldung: Statistischer Effekt

Eine Grafik zeigt die Veränderung der Überschuldungsquoten nach Altersgruppen. © Statistisches Bundesamt
Bei den 30- bis 39-Jährigen ist die Überschuldung am höchsten, dicht gefolgt von den 40- bis 49-Jährigen.

"Die vermeintlichen Werte trügen aber", merkt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, an. Der Rückgang der Überschuldung liege vor allem daran, dass die Speicherfrist für sogenannte Restschuldbefreiungen von bisher drei Jahren auf nun sechs Monate verkürzt worden sei. Die Restschuldbefreiung ist eine Möglichkeit, Schuldnerinnen und Schuldner nach einigen Jahren von ihren Schulden befreien zu lassen, wenn diese von ihnen sowieso nicht bezahlt werden können. Ohne diese Neuregelung gäbe es deutschlandweit eine höhere Überschuldungsquote als im Vorjahr. In den Altersgruppen von 30 bis 49 ist die Schuldenlast laut Creditreform am größten.

Trendumkehr in Sicht

"Die anhaltende Inflation und die hohen Zinsen verteuern das Leben der Verbraucher stetig", sagt Patrik-Ludwig Hantzsch. Die Konsumlust der Bürgerinnen und Bürger wachse aber wieder, obwohl fast alles deutlich teurer ist. Das werde viele finanziell überfordern, meint Hantzsch. Da die Folgen einer Überschuldung, Stichwort Privatinsolvenz, erst zeitverzögert auftreten, rechnen Analystinnen und Analysten mit steigenden Fallzahlen in den kommenden Monaten. Nach Angaben von Creditreform sind neben Arbeitslosigkeit auch Krankheitsfälle oder unwirtschaftliche Haushaltsführung Hauptgründe für hohe Schulden.

Eine Grafik zeigt die sechs Hauptauslöser für Überschuldungsprozesse. © Statistisches Bundesamt
Arbeitslosigkeit, Krankheitsfälle und unwirtschaftliche Haushaltsführung sind die Hauptgründe für Überschuldung.

"Die zahlreichen Maßnahmen des Staates haben gerade die unteren Einkommensschichten entlastet. Fraglich ist, ob die Hilfen einen Langzeiteffekt haben", so der Wirtschaftsexperte. Der starke Anstieg des Mindestlohns hätte für den Moment entlastet, der Preis dafür sei aber besonders für die Wirtschaft hoch, da mit dem höheren Mindestlohn auch die Lohnkosten der Unternehmen langfristig steigen. Die höheren Kosten und der Fachkräftemangel bremsen die Konjunktur. "Die Überschuldung von Verbrauchern ist eng an die konjunkturelle Entwicklung geknüpft. Dabei sind die wirtschaftlichen Aussichten ungewiss, aber durch die Bank trübe", so Hantzsch.

Schuldnerberatungen im Land weiter ausgebucht

Die Schuldnerberatungen in Schleswig-Holstein haben weiter alle Hände voll zu tun. "Die Nachfrage ist ungebrochen hoch. Wir haben montags Terminvergabe und nach kürzester Zeit sind alle Termine vergeben", berichtet Michael Grossnick, der Leiter des Schulden- und Insolvenzberatungszentrums Kiel. Probleme bereiten vor allem die gestiegenen Lebenshaltungskosten durch die allgemeine Inflation. "In der Beratung sind weiter viele Studierende. Da gibt es nach der Coronazeit einen verzögerten Effekt. Vor zwei Jahren gab es keine Nebenjobs. Viele mussten Kredite aufnehmen, um weiter studieren zu können. Das spüren die Studierenden heute noch", erklärt Grossnick.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 15.11.2023 | 15:00 Uhr

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