Letzter Ausweg Schuldnerberatung: Ein Betroffener erzählt
Die gestiegenen Preise machen vielen Menschen in SH zu schaffen. Wenn das Geld nicht mehr reicht und auch Kredite nicht mehr gedeckt werden können, hilft oft nur der Gang zur Schuldnerberatung.
Sein Schuldenberg ist hoch. Weit über 20.000 Euro haben sich in den vergangenen Jahren angesammelt, als er beschließt: So kann es nicht weitergehen. NDR Schleswig-Holstein hat mit dem Mann aus Steinburg, der anonym bleiben möchte, über seine Erfahrung mit der Schuldnerberatung gesprochen.
NDR Schleswig-Holstein: Herr H., als Sie zum ersten Mal die Schuldnerberatung Itzehoe kontaktiert haben - wie haben Sie diesen Moment in Erinnerung?
Herr H: Den Weg zur Schuldnerberatung zu gehen, war für mich absolut nicht einfach. Weil man mit Fremden sprechen muss und sagen muss, dass man nicht weiter weiß. Aber ich wurde mit offenen Armen aufgenommen. Mir wurde erklärt, wie es weitergehen kann oder wie es weiter geht.
Wann haben Sie denn den Kontakt gesucht?
H: Ich habe im August letztes Jahr das erste Mal angerufen, um überhaupt zu fragen, was ich machen soll. Und dann habe ich zum November einen Termin bekommen.
Eine Wartezeit von immerhin drei Monaten. Wie haben Sie diese drei Monate erlebt?
H: Die Gläubiger haben sich ja weiterhin gemeldet, beinahe täglich. Das war sehr unangenehm. Einerseits konnte ich die Beratung kaum erwarten, aber ich wusste andererseits auch nicht, was dabei genau passieren wird. Was die einem erzählen.
Wie hoch sind ihre Schulden denn und wo kommen die her?
H: Es sind weit über 20.000 Euro. Wie soll ich sagen, Jugendsünden, Telefonverträge, Darlehensverträge. Die Schulden haben sich aufgebaut. Und dann wollte ich in den letzten Jahren die Gläubiger ansprechen, dass man einen Vergleich macht. Aber das war nicht möglich. Dann habe ich einen Kredit aufgenommen, um die anderen Verträge aufzulösen. Naja, dann bin ich arbeitslos geworden und konnte den Kredit auch nicht mehr begleichen. Die Schulden sind weiter angestiegen. Und irgendwann weiß man nicht mehr weiter, und dann kommt man zur Schuldnerberatung.
Und wie genau wurden Sie von der Schuldnerberatung unterstützt?
H: Erst einmal ist Beratung da. Man wird aufgeklärt, was man machen kann, aber auch, was man machen sollte. Zum Beispiel das P-Konto: Das ist ein pfändungsfreies Konto. Bis zu einem gewissen Satz kann man dann über sein Geld verfügen. Und dann hat man keine Sorgen, das man kein Geld hat, am Anfang und Ende des Monats. Und dann werden Gläubiger angeschrieben von der Beratung, und man versucht, die Schulden zu beseitigen.
Zwischen dem Eingeständnis, dass Sie Hilfe benötigen und dem Beginn der Schuldnerberatung - was hat diese Wartephase mit Ihnen gemacht?
H: Für mich war es erst einmal eine Erleichterung, dass ich überhaupt einen Termin bekommen habe. Weil ich wirklich nicht weiter wusste. Auch nicht, was passiert wäre, wenn ich nicht hier her gegangen wäre. Es ist nicht einfach, Schulden zu haben. Und wenn man sie nicht begleichen kann, auch durch Corona und ohne Arbeit - es war nicht einfach.
Was war denn eine der wertvollsten Erkenntnisse im Umgang mit den Schulden?
H: Wichtig ist, dass man weiß, welche Gläubiger Geld bekommen. Also wo genau ich Schulden habe. Das vereinfacht vieles. Manchmal hat man ja auch einen ganzen Stapel ungeöffneter Briefe, wo Rechnungen drin sind, die man dann beiseite schmeißt, oder die Pfändungsbeschlüsse.
Wie würden Sie die Beratung beschreiben?
H: Auf jeden Fall als motivierend, weil ich jetzt ein Licht habe am Ende des Tunnels. Ich hatte volle Unterstützung bis zur Insolvenzeröffnung. Jetzt geht es aufwärts. Und auch meine Gesundheit geht aufwärts, dank der Schuldnerberatung.
Das Interview führte NDR Schleswig-Holstein Reporterin Laura Albus.