Stand: 18.06.2013 11:00 Uhr

Schleswig-Holsteiner unter Al-Kaida-Verdacht

von Jan Liebold, Volkmar Kabisch

Frank Motos hat eine deutsche Mutter und einen US-amerikanischen Vater. Er stammt aus dem holsteinischen Heide und besitzt beide Staatsangehörigkeiten und beide Pässe. Vor ein paar Jahren konvertiert er zum Islam. Er reist in den Nahen Osten, nach Bahrain, nach Saudi-Arabien - und im vergangenen Jahr zum Studium in den Jemen. So erzählt er es zumindest.

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In einer Gegend, die als Al-Kaida-Gebiet gilt, verhaften ihn vermummte Spezialkräfte einer Antiterroreinheit. Per Flugzeug wird er in die jemenitische Hauptstadt Sana'a überführt und dort in das berüchtigte Terrorgefängnis Aman Siasi gebracht. Über dreieinhalb Monate wird er in dem Gefängnis für Terrorverdächtige festgehalten - ohne Anklage und juristischen Beistand. Zwischen Oktober 2012 und Januar 2013 war Motos dort inhaftiert, wie das Auswärtige Amt den Panorama 3 Reportern bestätigt hat.

"Es hat Blut gegeben"

Das jeminitische Gefängnis "Aman Siasi", in dem Frank Motos inhaftiert war. © NDR
Berüchtigter Folterknast: Das Gefängnis Aman Siasi in Sana'a.

Bevor er im Gefängnis saß, habe er nie mit Al Kaida zu tun gehabt, sagt Motos. Aman Siasi wird vom Inlandsgeheimdienst Political Security Office geführt und untersteht keiner Aufsicht. Motos wird Zeuge, wie Mitgefangene gefoltert werden: "Es hat Blut gegeben. Es wurde geschrien, Leute wurden mit Handschellen aufgehängt, dass die Schultern ausgekegelt sind." Den deutschen Sicherheitsbehörden ist Frank Motos ein Rätsel. Ist er ein unschuldiges Opfer oder hat er Kontakte zum Terrornetzwerk Al Kaida? Oder hat er möglicherweise nach Kontakten gesucht? In jedem Fall hat er sich für jeminitische und amerikanische Sicherheitskräfte verdächtig gemacht.

Motos berichtet von psychischer Folter

Motos selbst berichtet, er sei psychisch gefoltert worden. Er sitzt im Keller des Gefängnisses über einen Monat in einer fensterlosen Isolationszelle: "Der Raum war wirklich so lang und so breit wie ich. Und es war 24 Stunden am Tag Licht an", sagt Motos. Schlafstörungen und Orientierungslosigkeit sind die Folgen.

Menschenrechtsorganisationen bezeichnen diese Art von Gefangenenbehandlung als Folter. "Das widerspricht ganz klar internationalen Rechtsvorschriften", sagt Letta Tayler von Human Rights Watch. Mehrfach wird Frank Motos von amerikanischen FBI-Agenten vernommen.  Auch sie fragen ihn immer wieder, ob er Kontakte zum Terrornetzwerk Al Kaida hat. Das FBI will sich auf Anfrage von Panorama 3 nicht zu dem Fall äußern.

Reagierten deutsche Behörden zu spät?

Frank Motos im Jemen. © NDR
Mittlerweile ist Frank Motos aus dem Jemen nach Schleswig-Holstein zurückgekehrt.

Auch die deutsche Botschaft in Sana'a und das Auswärtige Amt in Berlin haben Kenntnis von der Inhaftierung von Frank Motos. Kontakt nehmen sie nicht zu ihm auf. Erst zweieinhalb Monate nach der Festnahme besucht ihn ein deutscher Konsularbeamter. Die menschenrechtspolitische Sprecherin der Linke-Bundestagsfraktion, Annette Groth, kritisiert: "Als deutscher Staatsbürger habe ich Anspruch auf konsularische Betreuung. Und das ist hier viel zu spät passiert."  

Das Auswärtige Amt in Berlin teilt diese Auffassung nicht. Man habe sich "wiederholt und mit allem Nachdruck um konsularischen Zugang" zu Motos bemüht, teilt das Ministerium mit. Mitte Januar 2013 wird Frank Motos aus dem Terrorgefängnis entlassen. Mittlerweile ist er zurück in Schleswig-Holstein.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 18.06.2013 | 21:15 Uhr

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