Schenefelder Schule: Container statt Neubau

Stand: 15.09.2023 18:03 Uhr

Seit Jahren wartet die Gemeinschaftsschule in Schenefeld auf ihren Neubau. Doch die Kosten haben sich seit der Planung mehr als verdreifacht - der Baustart verzögert sich. Eine schnelle Lösung muss her.

von Philipp Eggers

Gemeinsam mit ihrem Schulleiter sitzen fünf Schülerinnen der neunten Klasse an den grauen Funktionstischen eines Klassenraums ihrer Schule - der Gemeinschaftsschule Achter de Weiden in Schenefeld (Kreis Pinneberg). Es gibt Gesprächsbedarf, denn die Zustände in den Räumen des Mittelstufentraktes der Schule sind aus Sicht der Schülerinnen und des Schulleiters nicht mehr tragbar. "Es ekelt einen schon ein bisschen an, wie das hier aussieht", sagt Schülerin Leonie Podobrin. Die Wände, die Decke und der Boden seien in keinem guten Zustand. "Und es stinkt auch hier drin."

Die Decken werden von Holzpfeilern gestützt

Schäden an der Decke eines Raumes, durch Wasser sind Deckenpanele aufgequollen. © NDR Foto: Philipp Eggers
Feuchtigkeit lässt die Decke im Klassenraum aufquellen. Mittlerweile muss sie gestützt werden.

Über den Schülerinnen und ihrem Schulleiter stützt ein Holzpfeiler die Decke ab. Die hängt seit einiger Zeit durch. Eine unmittelbare Gefahr soll vom Zustand der Decke nicht ausgehen, sonst wären die Räume wohl nicht mehr freigegeben. Ein mulmiges Gefühl aber bleibt. Immerhin müssen Schüler und Lehrer dort jeden Tag mehrere Stunden verbringen. Amaya Judeh ist ebenfalls Schülerin der neunten Klasse. Sie sagt: "Natürlich gehen mal Stühle oder Tische kaputt. Und dann fehlt da was, ne Ecke oder so. Aber es ist alles einfach hier so runtergekommen: die Wände, die Decke. Das ist gefährlich, wenn die Decke runterhängt und gestützt werden muss."

Führung für Elternvertreterinnen

An diesem Tag wird in der Gemeinschaftsschule eine Führung für Elternvertreterinnen organisiert: Leonie, Amaya und ihre drei Kameradinnen aus der Schülervertretung wollen den Eltern zeigen, wie es in diesem Trakt der Schule aussieht. Denn die Elternvertreterinnen wollen bei einer Sitzung des Bauausschusses am kommenden Dienstag Druck machen, damit die Räume saniert werden.

Während der Führung gibt es Wasserflecken, abgestützte Zimmerdecken und provisorisch abgedeckte, kaputte Böden zu sehen. Der Sohn von Iris Macke geht in die siebte Klasse. Sein Klassenraum befindet sich ebenfalls im betroffenen Schultrakt. Sie sagt, sie sei fassungslos. "Schon allein der Holzbalken. Wenn ich mir vorstelle, dass ich in so einem Raum unterrichtet werden würde. Aber auch dieser Geruch in dem Raum. Es ist wirklich richtig übel, wenn man da reinkommt, wird mir richtig schlecht."

Bürgermeisterin fordert Unterstützung vom Land

Seit Jahren wartet man an der Gesamtschule darauf, dass der Neubau der Schule endlich losgeht. Die Planungen laufen schon lange. Und der Neubau würde zumindest langfristig alle Probleme lösen - er verzögert sich aber. Darüber hinaus wurde das alte Schulgebäude in den letzten Jahren auch nur teilweise saniert.

Trägerin der Schule ist die Stadt Schenefeld. Eine Sanierung des Mittelstufentraktes sei mit einem mittleren sechsstelligen Betrag zu teuer, sagt Bürgermeisterin Christiane Küchenhof (SPD), weil die Decke betroffen sei. Schon die Kosten für den Neubau seien während der Planungszeit von etwa 38 Millionen auf 120 Millionen Euro angestiegen. Das könne eine kleine Stadt wie Schenefeld nicht stemmen.

"Das ist ein so großes Projekt geworden, die Baukosten sind uns davon gelaufen. Sie sind nahezu explodiert. Inflation hat eine Rolle gespielt und ungünstige Zinsentwicklung. Und last but not least gibt es auch seitens des Landes wenig bis gar keine Förderung", klagt Christiane Küchenhof. Unter anderem habe sie beim Land nach einem zinsgünstigen Darlehen gefragt. "Das ist leider nicht möglich."

Schulleiter fordert schnelle Entscheidung

Ein Mann sitzt in einem Büro an einem Computer. © NDR Foto: Philipp Eggers
Schulleiter Dirk Ziegenhagen kann die Probleme beim Neubau nachvollziehen. Ihm geht es gerade vielmehr um schnelle Lösungen für die aktuelle Situation.

Schulleiter Dirk Ziegenhagen hat für die Probleme beim Neubau Verständnis. Das sei eine Bundes-, Landes-, Gemeinde- und Kommunenaufgabe, sagt er. "Mir ist durchaus bewusst, dass 120 Millionen nicht von einer Gemeinde wie Schenefeld bezahlt werden können. Ich vermute auch, dass ich nicht die einzige Schule habe, die neu gebaut werden soll, sondern die Thematik gibt es ja landesweit, bundesweit."

Das dringliche Problem sei aber nicht der Neubau - so der Schulleiter - sondern der Zustand der Räume, in denen seine Mittelstufenschüler unterrichtet werden müssten. Ihm zufolge brauche es einen Runden Tisch: "Was passiert jetzt mit den Schülerinnen und Schülern, die wir jetzt hier unterrichten. Das ist die Antwort, die ich gerne haben möchte." Ob es Container werden oder ob saniert wird, darum geht es dem Schulleiter nicht vorrangig. "Aber ich möchte eine schnelle Entscheidung haben."

Schüler klagen über Kopfschmerzen durch den Gestank

Wie notwendig diese schnelle Entscheidung ist, wird auch bei der Führung für die Elternvertreterinnen klar. In einem Raum ist der Estrichboden gerissen. "Das stinkt so, als wäre hier irgendwas vergammelt", sagt Amaya Judeh: "Es riecht muffig." Durch den Gestank würden viele Schüler über Kopfschmerzen klagen. "Ich verstehe nicht, wie Leute sagen, kommt in die Schule, lernt, habt Spaß", sagt Leonie Podobrin: "Aber dann in solchen Räumen? Man kommt nicht gerne zur Schule in solchen ranzigen, kaputten Räumen. Man freut sich nicht auf die Schule."

Stadt stellt Container bereit

Nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein gibt es die von Schulleiter Dirk Ziegenhagen geforderte schnelle Entscheidung inzwischen. Acht Container will die Stadt kurzfristig kaufen und für den Unterricht bereitstellen. Außerdem wollen die Verantwortlichen kostengünstigere Neubau-Möglichkeiten prüfen. Damit die Schüler zumindest langfristig in einem angemessenen Umfeld unterrichtet werden können.

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Die Bruno-Lorenzen-Schule in Schleswig von außen. © picture alliance / SULUPRESS.DE Foto: Torsten Sukrow / SULUPRESS.DE

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 15.09.2023 | 19:30 Uhr

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