Rätsel um Heuballen-Brände in SH - Feuerwehrleute am Limit
Seit einigen Wochen kommt es im Kreis Pinneberg immer wieder zu Heuballen-Bränden. Für die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr bedeutet das eine enorme Zusatzbelastung.
Seit 136 Jahren ist die Freiwillige Feuerwehr in Quickborn da, um Brände zu löschen und Leben zu retten. Zu sehen sind die Kameraden der vergangenen Jahrzehnte an einer Ahnentafel direkt am Eingang der Feuerwache: gezwirbelte Schnurrbärte, Pickelhauben-Helme und viele schwarz-weiß Fotos von Bränden und Unfallstellen. Doch eine Situation, wie die Feuerwehrleute sie momentan erleben, gab es für sämtliche Generationen an Feuerwehrmännern in Quickborn nicht.
Brandserie im Kreis Pinneberg
Denn seit Anfang August mussten sie schon zu fünf Heuballen-Bränden ausrücken. Was für den Laien wie ein leicht zu löschendes Feuer wirkt, sind in Wirklichkeit lange Einsätze. Einsätze, die ermüden, sagt Wehrführer Wido Schön. "Diese Einsätze sind alle sehr lang. Das kriegt man nicht mal eben in einer halben Stunde aus. Wenn man an den Einsatz in Bilsen denkt: da waren wir 14 Stunden im Einsatz."
Schwierige Löscharbeiten
Denn um an alle Glutnester ranzukommen und zu verhindern, dass gelöscht Ballen erneut Feuer fangen, müssen die Feuerwehrleute sie mit Baggern auseinanderziehen. In Bilsen (Kreis Pinneberg) waren etwa 700 Heuballen in Flammen aufgegangen - der bislang größte Brand.
Zusatzbelastung für Feuerwehrleute
Die Einsätze erschweren das ohnehin anstrengenden Tagesgeschäft der Feuerwehr. Sie sind eine enorme Zusatzbelastung, denn auch in Quickborn sind die Feuerwehrleute Freiwillige - mit Berufen und Familie. Die brennenden Heuballen sind inzwischen bei einigen Feuerwehrleuten ständig im Hinterkopf.
"Speziell nachts, wenn der Melder geht, ist der erste Gedanke, der nächste Heuballen brennt. Und dann schaut man eben auf den Melder - und ja - mal wird man bestätigt, mal eben nicht. Wehrführer Wido Schön
Polizei schließt Brandstiftung nicht aus
Nicht nur in Bilsen, sondern auch in Hasloh und Quickborn (alle Kreis Pinneberg) waren in den letzten Wochen Brände an Heuballen ausgebrochen, dabei sind insgesamt etwa 1.000 Heuballen niedergebrannt. Offiziell ermittelt die Polizei in alle Richtungen, doch hinter vorgehaltener Hand sprechen alle von Brandstiftung. Natürlich könne man noch nicht endgültig sagen, ob es ein Feuerteufel sei, sagt zum Beispiel Feuerwehrmann Ben Butzke: "Aber man schläft auf jeden Fall unruhiger und rechnet eher damit, dass was kommt als sonst schon."
Erinnerungen an 2014
Vor zehn Jahren gab es im Kreis Stormarn eine ähnliche Serie an Heuballenbränden. Damals war ein Feuerwehrmann der Täter. Ein Gedanke, den die Quickborner jetzt weit wegschieben. "Das würde bedeuten, dass das Vertrauen erschüttert ist in den Kameraden", sagt Feuerwehrmann Torben Fehrs. Den Gedanken, dass es Brandstiftung ist und Feuer durch einen Kameraden gelegt wurden lasse viele aber nicht los. Andererseits sei es aber auch so, dass sie in der Feuerwehr sehr viel acht aufeinander geben müssten und sie auch privat gut miteinander auskommen.
"In der Regel sind wir eine eingeschworene Gemeinschaft und kennen den Anderen, dem wir gegenüberstehen." Feuerwehrmann Torben Fehrs
Vertrauen ist wichtig
Dieses Vertrauen zueinander brauchen die Feuerwehrleute, wenn sie sich auf ihre Kameraden beim nächsten Brand verlassen müssen. Ist das nicht der Fall, kann es im Kampf gegen das Feuer schnell gefährlich werden. Für Wehrführer Wido Schön wäre es eine Katastrophe, wenn der Brandstifter ein Feuerwehrmann wäre. "Aber statistisch gesehen ist es so, dass nur 0,03% aller Brände von Feuerwehrleuten gelegt werden. Ein absurder Gedanke, es geht einfach nicht in meine Vorstellungskraft rein, dass das einer von uns ist. Deswegen verweigere ich diesen Gedanken."
Stattdessen hoffen Wido Schön, Ben Butzke, Torben Fehrs und ihre Kameraden, dass die Brandserie bald endet. Damit sie nicht an anderer Stelle zu spät kommen, um ein Leben zu retten.