Blick auf den fast leeren Bus-Bahnhof in Neumünster am frühen Morgen. Nur wenige Leute sind zu sehen. © NDR Foto: Christian Nagel
Blick auf den fast leeren Bus-Bahnhof in Neumünster am frühen Morgen. Nur wenige Leute sind zu sehen. © NDR Foto: Christian Nagel
Blick auf den fast leeren Bus-Bahnhof in Neumünster am frühen Morgen. Nur wenige Leute sind zu sehen. © NDR Foto: Christian Nagel
AUDIO: Tarifabschluss: Keine Streiks mehr im privaten Busgewerbe in SH (1 Min)

Privates Busgewerbe in SH: Einigung im Tarifstreit

Stand: 19.04.2024 11:06 Uhr

Nach mehreren gescheiterten Gesprächen im Tarifkonflikt des privaten Busgewerbes und einer Reihe von Warnstreiks in Schleswig-Holstein gibt es eine Einigung. Laut ver.di Nord werden die Beschäftigten umfangreich entlastet.

Die Warnstreiks im privaten Busgewerbe sind vorerst zu Ende. Die Gewerkschaft ver.di Nord und der Omnibus Verband Nord (OVN) haben eine Einigung erzielt. Spätestens mit den neuen Ausschreibungen der Linien sinkt die wöchentliche Arbeitszeit für die 2.000 Beschäftigten auf 37,5 Stunden. Das sieht die Einigung im Manteltarifvertrag vor.

Außerdem erhalten das Personal im Fahrdienst und den Werkstätten Erholungstage, die auf die nächsten Jahre verteilt werden. Dadurch soll die Wochenarbeitszeit laut ver.di Nord rein rechnerisch auf 37 Stunden sinken. Der neue Vertrag läuft bis zum 31.12.2031.

Ver.di spricht von wegweisendem Ergebnis

"Das war ein hartes Stück Arbeit", berichtet ver.di Nord-Verhandlungsführer Sascha Bähring. Der Abschluss sei wegweisend für die Tarifabschlüsse in allen privaten Busunternehmen Deutschlands. "Die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in dieser Branche sind mit dem heutigen Tag deutlich verbessert worden und die Berufsbilder werden zunehmend attraktiver", so Bähring weiter. Im Herbst gehe es in die nächste Lohnrunde - dann wolle man an das positive Ergebnis anknüpfen.

Frank Schischefsky von ver.di sagte NDR Schleswig-Holstein: "Es ist der fortschrittlichste Tarifvertrag im Mantelbereich in privaten Busunternehmen." Er spricht von einem hervorragenden Ergebnis, das sich auf Bundesebene sehen lassen kann, warnt jedoch, dass die Busunternehmen im Land keine vernünftigen Verträge mit den Auftraggebern haben. "Das muss zukünftig sicherlich verändert werden", so Schischefsky weiter.

Arbeitgeber: "Gerade noch finanziell und personell verantwortbar"

"Es ist uns gelungen, einen beachtlichen Spagat zu schaffen zwischen einer gerade noch verantwortbaren finanziellen und personellen Belastung für unsere Busunternehmen einerseits und der geforderten und notwendigen Verbesserung der Arbeitsbedingungen für unser Fahrpersonal andererseits", teilte der Omnibus Verband Nord mit.

Auch sei dem Betreiber die lange Laufzeit des neuen Vertrags wichtig gewesen. Die Belastungen für das Personal sollten sich nun spürbar verringern, meint OVN-Verhandlungsführer Klaus Schmidt.

Wahlmodell als Übergangslösung

Laut ver.di Nord wird es - bis der neue Verkehrsvertrag kommt - künftig ein Wahlmodell geben, in dem die Mitarbeitenden im Jahr 2027 bei Gehaltsverzicht zunächst auf eine 38,5-Stunden-Woche umsteigen können. Im folgenden Jahr kann die Arbeitszeit auf 38 Stunden reduziert werden, ab 2029 schließlich auf 37,5 Wochenarbeitsstunden.

Zudem sind Entlastungstage bei vollem Lohnausgleich vorgesehen: Im laufenden Jahr zunächst ein Tag, im kommenden Jahr dann zwei freie Tage. Ab 2026 sollen die Beschäftigten im Fahrdienst und den Werkstätten jährlich drei Entlastungstage in Anspruch nehmen können.

Was den Urlaub der Beschäftigten betrifft, wurde auch hier ein neues Modell vereinbart: Demnach erhalten Berufseinsteiger künftig 25 Urlaubstage, nach drei Jahren steigt der Anspruch auf 27 Tage. Nach fünf Jahren soll es 29 Urlaubstage geben und ab dem achten Jahr schließlich 31 Tage.

Kürzere Schichten, längere Ruhezeiten

Außerdem wurde vereinbart, die Schichtlänge bei ungeteilten Diensten auf elf Stunden zu begrenzen - bei geteilten Diensten soll die Schichtlänge maximal zwölf Stunden betragen. Laut OVN lag das Limit bislang bei 12 beziehungsweise 15 Stunden.

Die Ruhezeiten sollen grundsätzlich zwölf Stunden lang sein (vorher 11 Stunden). Die Zuschläge für geteilten Dienst werden auf 60 Prozent erhöht.

Zum OVN gehören nach eigenen Angaben zurzeit rund 80 private Busunternehmen aus Schleswig-Holstein und Hamburg mit etwa 1.800 Bussen.

Weitere Informationen
Auf der Anzeige eines Busses auf dem Betriebshof des Verkehrsbetriebs Autokraft in Kiel steht „DB Leerfahrt“ © picture alliance/dpa Foto: Christian Charisius

Tarifstreit im privaten Busgewerbe: Neue Gespräche begonnen

Bislang haben sich ver.di und der Omnibusverband Nord nicht auf einen neuen Manteltarifvertrag in Schleswig-Holstein einigen können. mehr

Mehrere Busse stehen auf dem Gelände des ÖPNV-Betriebs aktivbus in Flensburg. © NDR Foto: Tobias Gellert

Einigung im Tarifkonflikt bei den kommunalen Busunternehmen in SH

Der Abschluss zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeberverbände sieht unter anderem vor, dass die Wochenarbeitszeit der Busfahrer auf 37,5 Stunden herabgesetzt wird. mehr

Ein Mann in Warnweste beobachtet streikende Beschäftigte aus dem ÖPNV von einer Brücke aus. © NDR Foto: Daniel Kummetz

Kommunale Busunternehmen in SH: Warnstreik-Wochenende vorbei

Die Gewerkschaft ver.di hatte die Busfahrerinnen und Busfahrer in Kiel, Neumünster, Lübeck und Flensburg bereits zum vierten Mal hintereinander zum Streik aufgerufen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 19.04.2024 | 10:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Öffentlicher Nahverkehr

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Boote der 49er FX-Klasse sind zum Start bereit bei einer Wettfahrt im Rahmen der Kieler Woche auf der Förde vor Schilksee. © picture alliance/dpa Foto: Frank Molter

Olympia 2036 oder 2040: Kiel bewirbt sich um Segelwettkämpfe

Die Landeshauptstadt will zum dritten Mal Austragungsort werden. Neben Schilksee sollen neue Reviere dazukommen. mehr

Videos

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?