Privates Busgewerbe in SH: Einigung im Tarifstreit
Nach mehreren gescheiterten Gesprächen im Tarifkonflikt des privaten Busgewerbes und einer Reihe von Warnstreiks in Schleswig-Holstein gibt es eine Einigung. Laut ver.di Nord werden die Beschäftigten umfangreich entlastet.
Die Warnstreiks im privaten Busgewerbe sind vorerst zu Ende. Die Gewerkschaft ver.di Nord und der Omnibus Verband Nord (OVN) haben eine Einigung erzielt. Spätestens mit den neuen Ausschreibungen der Linien sinkt die wöchentliche Arbeitszeit für die 2.000 Beschäftigten auf 37,5 Stunden. Das sieht die Einigung im Manteltarifvertrag vor.
Außerdem erhalten das Personal im Fahrdienst und den Werkstätten Erholungstage, die auf die nächsten Jahre verteilt werden. Dadurch soll die Wochenarbeitszeit laut ver.di Nord rein rechnerisch auf 37 Stunden sinken. Der neue Vertrag läuft bis zum 31.12.2031.
Ver.di spricht von wegweisendem Ergebnis
"Das war ein hartes Stück Arbeit", berichtet ver.di Nord-Verhandlungsführer Sascha Bähring. Der Abschluss sei wegweisend für die Tarifabschlüsse in allen privaten Busunternehmen Deutschlands. "Die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in dieser Branche sind mit dem heutigen Tag deutlich verbessert worden und die Berufsbilder werden zunehmend attraktiver", so Bähring weiter. Im Herbst gehe es in die nächste Lohnrunde - dann wolle man an das positive Ergebnis anknüpfen.
Frank Schischefsky von ver.di sagte NDR Schleswig-Holstein: "Es ist der fortschrittlichste Tarifvertrag im Mantelbereich in privaten Busunternehmen." Er spricht von einem hervorragenden Ergebnis, das sich auf Bundesebene sehen lassen kann, warnt jedoch, dass die Busunternehmen im Land keine vernünftigen Verträge mit den Auftraggebern haben. "Das muss zukünftig sicherlich verändert werden", so Schischefsky weiter.
Arbeitgeber: "Gerade noch finanziell und personell verantwortbar"
"Es ist uns gelungen, einen beachtlichen Spagat zu schaffen zwischen einer gerade noch verantwortbaren finanziellen und personellen Belastung für unsere Busunternehmen einerseits und der geforderten und notwendigen Verbesserung der Arbeitsbedingungen für unser Fahrpersonal andererseits", teilte der Omnibus Verband Nord mit.
Auch sei dem Betreiber die lange Laufzeit des neuen Vertrags wichtig gewesen. Die Belastungen für das Personal sollten sich nun spürbar verringern, meint OVN-Verhandlungsführer Klaus Schmidt.
Wahlmodell als Übergangslösung
Laut ver.di Nord wird es - bis der neue Verkehrsvertrag kommt - künftig ein Wahlmodell geben, in dem die Mitarbeitenden im Jahr 2027 bei Gehaltsverzicht zunächst auf eine 38,5-Stunden-Woche umsteigen können. Im folgenden Jahr kann die Arbeitszeit auf 38 Stunden reduziert werden, ab 2029 schließlich auf 37,5 Wochenarbeitsstunden.
Zudem sind Entlastungstage bei vollem Lohnausgleich vorgesehen: Im laufenden Jahr zunächst ein Tag, im kommenden Jahr dann zwei freie Tage. Ab 2026 sollen die Beschäftigten im Fahrdienst und den Werkstätten jährlich drei Entlastungstage in Anspruch nehmen können.
Was den Urlaub der Beschäftigten betrifft, wurde auch hier ein neues Modell vereinbart: Demnach erhalten Berufseinsteiger künftig 25 Urlaubstage, nach drei Jahren steigt der Anspruch auf 27 Tage. Nach fünf Jahren soll es 29 Urlaubstage geben und ab dem achten Jahr schließlich 31 Tage.
Kürzere Schichten, längere Ruhezeiten
Außerdem wurde vereinbart, die Schichtlänge bei ungeteilten Diensten auf elf Stunden zu begrenzen - bei geteilten Diensten soll die Schichtlänge maximal zwölf Stunden betragen. Laut OVN lag das Limit bislang bei 12 beziehungsweise 15 Stunden.
Die Ruhezeiten sollen grundsätzlich zwölf Stunden lang sein (vorher 11 Stunden). Die Zuschläge für geteilten Dienst werden auf 60 Prozent erhöht.
Zum OVN gehören nach eigenen Angaben zurzeit rund 80 private Busunternehmen aus Schleswig-Holstein und Hamburg mit etwa 1.800 Bussen.