Pilotprojekt für SH: Grüne Welle für Fahrradfahrer in Kiel
In der Nähe der Kieler Universität erkennen Wärmebildkameras, wenn sich Radfahrer den Kreuzungen nähern. Die Ampeln bleiben dann länger grün. Das Pilotprojekt ist einmalig in Schleswig-Holstein.
Wer bisher mit dem Fahrrad in der Olshausenstraße in Kiel unterwegs war, wartete an den Kreuzungen regelmäßig vor roten Ampeln. Wer bergab unterwegs war, verlor sein Tempo, wer bergauf fuhr, musste stärker in die Pedale treten. Meistens fehlten nur ein paar Sekunden, um den Knooper Weg oder die Hansastraße zu queren. Das soll ab sofort besser klappen, sagt Dan Ma, die den Sachbereich Verkehrssystemmanagement bei der Stadt Kiel leitet: "Wir möchten den Radverkehr in der Olshausenstraße beschleunigen und die Wartezeiten an den Ampeln verkürzen." Möglich machen soll das eine Grüne Welle für Fahrradfahrer. Im Rahmen des Pilotprojekts wurden an zwei Kreuzungen Wärmebildkameras installiert. Die Teststrecke ist ungefähr 500 Meter lang.
Wärmebildkameras erfassen Fahrradfahrer in Kiel
Nähert sich ein Radfahrer den Kreuzungen am Knooper Weg oder der Hansastraße, so wird er bis zu dreißig Meter vor der Ampel von Wärmebildkameras erkannt. Die Ampel bleibt daraufhin bis zu neun Sekunden länger grün, der Fahrradfahrer schafft es entspannt über die Kreuzung. Die Technik gibt ein Signal an die nächste Ampel weiter, die ebenfalls länger grün bleibt. So sehen es die Schaltpläne des Pilotprojekts vor.
Es sind die Autoampeln, die bislang auch schon existierten, deren Schaltung für Fahrradfahrer optimiert wurde. Auch für Autofahrer wird die Grünphase damit gegebenenfalls länger. "Eine garantierte Grünschaltung gibt es allerdings nicht", betont Dan Ma. Die Busse werden von den Ampeln schon seit Jahrzehnten durch eigene Systeme erkannt.
Verkehrsteilnehmer aus Querstraßen müssen warten
Wer aus einer der beiden Querstraßen kommt - egal ob mit dem Fahrrad oder dem Auto -, muss ein paar Sekunden länger warten. Das sei vertretbar, meint Rainer Pregla vom ADAC Schleswig-Holstein. Der Automobilclub zeigt sich offen für das Pilotprojekt - solange es keine Staus dadurch gebe.
Jan Voß vom Fahrradclub ADFC Schleswig-Holstein findet die Grüne Welle super: "Das Projekt in der Olshausenstraße ist ein erster Schritt, wir wünschen uns mehr Grüne Wellen für Fahrradfahrer." Gerade für Radler ohne E-Bike seien längere Grünphasen - gerade dort, wo es bergauf geht - attraktiv. Die Radler, die in der Olshausenstraße unterwegs sind, freuen sich auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein über das Pilotprojekt - auch wenn die meisten am zweiten Betriebstag nach eigenen Angaben noch keine Grüne Welle vor Ort gespürt haben.
Auswertung der Grünen Welle in Kiel in zwei Jahren
Alle Fahrradfahrer in der Olshausenstraße werden von den Wärmebildkameras gezählt. Die Daten werden ständig beobachtet, sagt Peter Bender, Tiefbauamtsleiter bei der Stadt Kiel: "In etwa zwei Jahren möchten wir das Projekt bewerten und schauen, ob es erfolgreich ist." Dann wird entschieden, ob weitere Grüne Wellen für Radfahrer folgen.
Das Projekt ist bislang einmalig in Schleswig-Holstein. Es habe schon jetzt Aufmerksamkeit erregt, erzählt Bender. "Wir haben Anfragen von Städten und Gemeinden aus ganz Deutschland bekommen." Die Gesamtkosten liegen bei 61.000 Euro, der Großteil kommt vom Bund. Das schleswig-holsteinische Verkehrsministerium würde es nach eigenen Angaben begrüßen, wenn es mehr Grüne Wellen für Fahrradfahrer gäbe. Dann könnten sich nicht nur die Radler in der Olshausenstraße ihre Kraft sparen.